Mein perfektes Wochenende. Modellflieger stecken viele Stunden in ihre Flugkünste – und noch mehr Zeit in den Bau ihrer Flieger.

Die Raven ist klar zum Abheben. Ungeduldig zerrt der Propellermotor an der Maschine. Langsam neigt Dietrich Altenkirch den Hebel seiner Fernbedienung. Das Modell, der Nachbau eines legendären Kunstfliegers, rollt nach vorn. Steuerknüppel auf volle Kraft, die Raven nimmt Fahrt auf, hebt ab. Hunderte, vielleicht Tausende Male hat Dietrich Altenkirch diesen Moment schon erlebt. Ein kleines Lächeln kann er sich trotzdem nicht verkneifen. „Doch, ganz gut“, murmelt er.

Früher kam Nordhoff vorbei

Altenkirch ist Modellflieger – und das schon seit mehr als 50 Jahren. Als Zehnjähriger zog er seine Modelle noch an einer Schnur in die Luft. Dann, 1963, die erste Fernbedienung. „Das war ein Meilenstein“, erinnert er sich. Ein klobiges Gerät der Marke Grundig. Bei den Hebeln gab es nur links und rechts, vorne und hinten. Nur ein bisschen links? Technisch noch nicht möglich. „Da mussten sie einfach den Hebel ganz schnell antackern.“ Aus dem Zehnjährigen mit dem Flugzeug an der Schnur wurde ein Luftfahrtingenieur am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig. „Das Hobby zum Beruf gemacht, ganz klassisch.“ Und er stieg selbst in die Luft, als Segelflieger. Rund 400 Stunden verbrachte er dort oben. Dann setzte ein Flugarzt dem Pilotendasein ein Ende – die Augen war nicht gut genug.

Inzwischen ist Altenkirch Teil der Spartenleitung Modellflug im Aero-Club Wolfsburg. Ein besonderer Club, 50 Jahre alt. Und: einer der wenigen in der Region mit eigenem Fluggelände, eigenem Vereinsheim, Stromanschluss zum Aufladen der Elektroflugzeuge. Trotzdem ein Club mit Sorgen. Wie bei vielen Vereinen fehlt der Nachwuchs. „Der Modellflug hat einfach an Bedeutung eingebüßt“, glaubt Altenkirch. Damals, als der Aero-Club seine Start- und Landebahn in Betrieb nahm, stapfte der damalige VW-Chef Heinrich Nordhoff höchstpersönlich über die Wiese nahe Sülfeld, um die Bahn einzuweihen. „Ich glaube nicht, dass heute Matthias Müller für so etwas vorbeikommen würde.“ Und: Die Modellflieger sind heute nicht mehr die einzigen, die den Himmel für sich beanspruchen. Multicopter, besser bekannt als Drohnen, steigen in die Luft. Nicht auf angemeldeten Flugplätzen, sondern in Vorgärten und über Einfamilienhäusern. Eigentlich hat Altenkirch damit kein Problem, leben und leben lassen. Wenn die surrenden Fluggeräte nicht auch den Modellfliegern das Leben schwer machen würden. Es ist schlicht ihre Masse und die manchmal fehlende Kenntnis des Luftfahrtrechts der Drohnenpiloten, die neue Gesetze nach sich ziehen. Gesetze und Regeln, die wiederum auch für die Modellflieger gelten, zum Beispiel die angedachte Plaketten-Pflicht.

Ansonsten stehen Modellflieger vor der Drohne wie ein Formel-1-Fahrer vor einem VW-Up. Es sind einfach zwei verschiedene Welten. „Viel können muss man da nicht, Multicopter fliegen weitgehend allein.“ Auch zu Basteln gibt es eher wenig. Ob er selbst so eine Drohne schon mal ausprobiert hat? „Nein. Ehrlich gesagt sind die fliegerisch keine Herausforderung“, sagt Altenkirch. Allerdings gibt es auch im Aero-Club inzwischen Drohnenpiloten. Die Faszination Modellflug allerdings bleibt ihnen verwehrt: das Austesten der Flieger in Grenzbereichen, das Spiel mit den Regeln der Aeronautik.

Ein perfektes Wochenende mit einem Modellflieger

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    Modellflieger haben viele Disziplinen: Kleine Kunstflieger schlagen über dem Aero-Platz hektisch Haken in die Luft. Helikopter schweben über dem Grün. Weiter oben nutzen Modell-Segelflieger die Thermik. Und manchmal, wirklich selten, ist es auch ein Flug ohne Wiederkehr. Wenn ein Modellflugzeug abstürzt, dann aber selten auf freiem Feld. „Zwei, drei Maschinen dürften im Ilkerbruch schon in den Bäumen zu finden sein.“

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