Stade. Im Alten Land zeigen sich im Frühjahr die Apfel- und Kirschbäume in voller Pracht.

Mausohr, Mittelblüte, Vollblüte – das Blütenbarometer verrät, wann die Zeit reif ist für eine Frühlingsreise in den Norden. Ein paar warme, sonnige Tage reichen aus, damit sich mit der Kirschblüte ab Mitte April Deutschlands größtes Obstanbaugebiet in eine rosa-weiße Pracht verwandelt. Die Apfelblüte folgt üblicherweise etwa zehn Tage später und dauert bis Mitte Mai. Wenn dann die 18 Millionen Obstbäume um die Wette blühen, heißt es nichts wie raus ins Alte Land – zu Fuß, mit dem Fahrrad und auf dem Fluss.

Perfekte Ausgangspunkte für eine Radtour sind die beiden Hansestädte Stade und Buxtehude. Auf zwölf Radtouren kommen die Radfahrer von dort der Blütenpracht besonders nahe. Die Obstroute etwa führt in zwei Schleifen von 37 und 41 Kilometern Länge vorbei an Altländer Fachwerkhäusern mit Prunkpforten und Brauttüren, zu Windmühlen und Leuchttürmen. Dabei führen die Radwege mitten durch die duftenden Obstplantagen. Ungefähr 80 Millionen Bienen bestäuben dort im April und Mai die Blüten, damit im Sommer und Herbst die Früchte geerntet werden können.

Ein Picknick in Jork ist wie ein Erholungsurlaub im Kleinen

Die Radrouten eignen sich sowohl für Freizeitradler als auch für Familien sowie Radsportler. Denn die gut ausgeschilderten Radwege bieten alles – außer steilen Anstiegen. Wer dennoch eine Verschnaufpause braucht, der wechselt in den Elbe-Radwanderbus und lässt sich gemütlich bis ans Ziel bringen. Ab 14. April bringt der Bus an Wochenenden und Feiertagen Radler samt ihren Drahteseln, aber auch Spaziergänger zu den Sehenswürdigkeiten.

Dazu zählt die Hogendiekbrücke in Steinkirchen. Von der nach holländischem Vorbild gebauten Brücke hat man einen weiten Panoramablick über das Flüsschen Lühe, den Deich mit den Obstbäumen und sogar auf die dicken Pötte auf der Elbe.

Noch entspannter kommen Urlauber an die Blütenpracht per Boot. Die dreistündige Tour mit dem Tidenkieker, einem Ausflugsboot mit nur 50 Zentimeter Tiefgang, beginnt in Lühe am Fähranleger. „Das ist eine richtig heimelige Fahrt, man kommt ganz dicht an den Obstbäumen vorbei und kann fast die Schafe am Ufer streicheln“, sagt Diplom-Biologin Stefanie Voigt vom Verein zur Förderung von Naturerlebnissen. Unterwegs erfahren die Passagiere von Gästeführern alles über Obsttransport früher und heute sowie über Deiche und Schleusen, Jollen und Werften.

Danach schmeckt in einem der gemütlichen Gasthöfe die Altländer Hochzeitssuppe, eine Spezialität der Region, besonders gut. Wer schon immer von einem romantischen Picknick im Grünen träumte, ist bei Ulrike Schuback genau richtig. In ihrem „Obstparadies“ in Jork warten mit feinen Speisen gefüllte Körbe auf die Gäste. „Unser Picknick ist für viele wie ein Erholungsurlaub im Kleinen“, sagt Schuback, und dass so ein Tag in der Natur sehr männerfreundlich sei, denn: „Die Männer überraschen mit dem Picknick ihre Frauen, und man spart sich den Abwasch.“ Die Körbe bestellt man gut zwei Wochen vorher.

Die Obstblüte ist auch der Start zu vielen fröhlichen Festen. Eines der ersten Blütenfeste findet am 7. und 8. April in Drochtersen bei Kehdingen statt. Zwischen rund 250 000 blühenden Krokussen lädt die Gemeinde ein zu Musik und Tanz, einem Blütenumzug und einem Oldtimertreffen.

Zu einem der schönsten Feste in der Region, dem Altländer Blütenfest, bittet das Städtchen Jork am Wochenende 5. und 6. Mai. An mehr als 100 Ständen werden Kunsthandwerk und Kulinarisches angeboten. Dazu wird getanzt und gesungen bis spät in die Nacht. Zu den Höhepunkten gehören die Krönung der Blütenkönigin sowie der große Blütenumzug. Besonders bewundert werden dabei die prächtigen Altländer Trachten.

Das nächste große Fest in Jork folgt übrigens am 8. Juli: der Altländer Kirschenmarkt. Dann wurde aus der Blüte eine Frucht, die Sommerlaune verbreitet.