Mansfeld.

„Ich bin ein mansfeldisch Kind“, sagte Martin Luther immer wieder über sich. Und das, obwohl er „nur“ seine Kindheit im Mansfelder Land verlebt hat. Allerdings hat er nie den Kontakt und die Bindung zu den Stätten seiner Kindheit verloren; Mansfelder Wein oder Mansfelder Essen schmeckten ihm immer besser als anderes. Kurzum: Mansfeld blieb für ihn Heimat.

Ein besonders gutes und vertrauensvolles Verhältnis hatte der Reformator zeitlebens zum Grafen Albrecht von Mansfeld-Hinterort. Von ihm sprach er stets als „seinem gnädigen Herrn“. Graf Albrecht war einer der ersten, der Luthers neue Lehre unterstützte.

Luthers Heimat grenzt im Westen an die Ausläufer des Harzes und im Osten an die Saale. Eisleben, Hettstedt, Sangerhausen und natürlich die Stadt Mansfeld sind die Zentren des Mansfelder Landes. Zu Luthers Lebzeiten war der Bergbau der bestimmende Wirtschaftszweig. Der Sage nach hatten die beiden Goslarer Bergleute Nappian und Neucke im Jahr 1199 Eisenerz im Mansfelder Land entdeckt. Noch zu DDR-Zeiten förderte und verhüttete das Mansfeld-Kombinat Kupferschiefer, 1990 wurden die defizitären Schächte und Hütten stillgelegt. Seitdem kämpft die Region mit dem Strukturwandel, der Tourismus ist ein neues Standbein.

Luthers Elternhaus in Mansfeld

Geboren wurde Martin Luther 1484 als Sohn des Bergmanns und Ratsherrn Hans Luther in Eisleben. Als der Sohn ein halbes Jahr alt war, zog die Familie nach Mansfeld. Dort gibt es seit 2014 die weltweit einzige Gedenkstätte, die sich auf Kindheit und Jugend des Reformators spezialisiert hat. Sie wurde im restaurierten Teil des lutherischen Hofes und einem gegenüberliegenden Neubau eingerichtet. Im Eingangsbereich ist ein Schaubild der Stadt Mansfeld mit den für Luther wichtigen Stätten wie dem Elternhaus oder der Schule aufgebaut. In der Ausstellung sind Schüsseln und Teller, Schlösser, Küchenutensilien, Schmuckgläser oder Kleiderreste wie Nestelhülsen zu sehen; Nestelhülsen sind die bronzenen Enden von Schnüren, mit denen man die Kleidung verschließen konnte.

Besonders spannend sind die Reste von spätmittelalterlichem Kinderspielzeug; etwa Zehenknochen von Rindern, die als Kegel benutzt wurden. Murmeln formten die Kinder vor 500 Jahren selbst aus Ton – und legten sie zum Aushärten in die Glut des Küchenherdes. Für die kleinen Besucher gibt es heute einen Murmelparcours.

Anhand der Ausgrabungsfunde lässt sich auch sehr gut der „lutherische“ Speiseplan nachvollziehen. So gab es Rind- und Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, Gemüse und Eintöpfe – also Speisen, die sich auch heute noch auf vielen deutschen Tischen wiederfinden.

Luthers Geburtshaus in Eisleben

Bereits 1692 erwarb die Stadt Eisleben Luthers abgebranntes Geburtshaus und baute es als Gedenkstätte für ihren großen Sohn wieder auf. So entstand eines der ersten Museen im deutschsprachigen Raum. Heute vermittelt ein Rundgang einen sehr plastischen und umfassenden Einblick in die Welt des 16. Jahrhunderts. Ausgestellt sind etwa Gegenstände, die beim Brand von 1689 gerettet wurden: Glasfenster, Schriften, ein Luther-Bildnis. Diese Exponate wurden als „unverbrannter Luther“ bekannt. Im sogenannten „schönen Saal“ stehen lebensgroße Porträts Luthers und seines Wittenberger Weggefährten Phillip Melanchthon.

Luthers Sterbehaus in Eisleben

Martin Luthers Lebenskreis schloss sich 1546 ebenfalls in Eisleben. Er wurde, bereits gesundheitlich angeschlagen, als Streitschlichter zu den Mansfelder Grafen gerufen. Erst seit kurzen weiß man, dass der Reformator im Haus am Markt 56 starb, das damals der Stadtschreiber Johann Albrecht bewohnte. Heute steht an dieser Stelle das Hotel „Graf von Mansfeld“. Die Gedenkstätte des Sterbens richtete der preußische Staat vor gut 150 Jahren in einem spätmittelalterlichen Haus gegenüber der Andreaskirche ein.

Die Ausstellung steht unter dem Thema „Luthers letzter Weg“ und erzählt von der letzten Reise des Reformators nach Eisleben und seinen letzten Tagen vor Ort. Die Museumsmacher richten den Blick auf Luther als Trauernden und Betroffenen, als Tröster und Seelsorger. Die historische Ausstattung der nachgebildeten Sterberäume enthält das originale Bahrtuch, das 1546 Luthers Sarg bedeckte.

Der Lutherweg in Eisleben

Zur Würdigung ihres bekanntesten Sohnes hat die Stadt Eisleben einen Lutherweg eingerichtet. Er führt zu allen authentischen Orten wie dem Geburtshaus, dem tatsächlichen Sterbehaus und der Gedenkstätte des Sterbens. In der Petrikirche wurde Luther 1483 getauft, in der Andreaskirche hielt er 1546 seine letzten Predigten. Es gibt viele Schautafeln, für die Orientierung reichen aber die in die Bürgersteige eingelassenen Lutherrosen. Besucher müssen einfach nur immer dem Symbol des Reformators folgen. Dann kommen sie auch automatisch zum „Heimatbuch“, das durch seine überlebensgroßen bildlichen Darstellungen von Szenen aus der Heimatgeschichte auffällt.

Selbstverständlich ist auch der Markt eine Station des Lutherweges. In seinem Zentrum steht das stattliche Luther-Denkmal von 1883. Dahinter versteckt sich das zweite Wahrzeichen der Stadt: der Knappenbrunnen mit den verschiedenen Bergberufen.