Braunschweig. Seit zwei Jahren hört das Sterben in der Ukraine nicht auf, kann man die Eskalation stoppen? - Einladung zum „Talk im Medienhaus“.

Im Osten nichts Neues - es gehört zu den verstörendsten Erkenntnissen der aktuellen Nachrichtenlage, dass der Krieg in der Ukraine ohne Aussicht auf einen irgendwie gearteten Ausstieg nun schon seit bald zwei Jahren tobt. Was mit dem russischen Überfall am 24. Februar 2022 begann, erschüttert bis ins Mark. Zivile Opferzahlen in fünfstelliger Höhe, vermutlich bereits mehr als 200.000 getötete Soldaten auf beiden Seiten, 6 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine, wirtschaftliche Turbulenzen und insgesamt eine Zuspitzung der weltpolitischen Lage mit immer neuen aufflammenden Kriegs- und Krisenherden - es sind bittere Fakten.

Wie kann der Frieden gelingen?

Umso dringlicher stellt sich die Frage: Krieg ohne Ende? Und: Wie kann ein Frieden gelingen? Das ist das Thema eines neuen Leserforums „Talk im Medienhaus“ unserer Zeitung zum Ukraine-Krieg.

Längst polarisiert die Frage deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine im öffentlichen Meinungsstreit hierzulande wie kaum eine andere. Aktuelle Zahlen von Januar und Februar 2024 belegen die Zerrissenheit der Deutschen in dieser Frage. Zwar sind laut ZDF-Politbarometer zwei Drittel der Meinung, die militärische Unterstützung durch den Westen für die Ukraine müsse „wie bisher“ (33 Prozent) oder „stärker“ (33 Prozent) geleistet werden. Anders sieht es laut ARD-Deutschlandtrend aus, wenn nach der finanziellen Unterstützung der Ukraine durch Deutschland gefragt wird: Hier sagen mittlerweile 41 Prozent, diese ginge zu weit, 40 Prozent halten sie für angemessen, für 12 Prozent ist es zu wenig.

Es stehe die Vernichtung eines europäischen Staates auf dem Spiel

Die Menschen in der Ukraine kämpfen indes um ihre Freiheit, wie weit kann unsere Hilfe dabei gehen? „Wenn der Westen die Unterstützung zurückfährt, kippt das Ganze“, sagt der Sicherheitsexperte Rafael Loss von der Berliner Denkfabrik European Council on Foreign Relations vor einem Jahr unserer Zeitung im Interview. Putins Versuche, aus der Ukraine einen Vasallenstaat zu machen, müssten konsequent abgewehrt werden. Das sei im Interesse der Nato, deren Mitglieder sich ansonsten dauerhaft und langfristig auf enorme Rüstungsanstrengungen gefasst machen müssten.

Und auch im Interesse der EU, wie im Februar 2023 die Europa-Abgeordnete der Grünen, Viola von Cramon, dem österreichischen „Standard“ sagt. Lasse man die Übernahme der Ukraine durch Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu und damit die Vernichtung der Existenz eines europäischen Staates, dann habe die EU versagt. Von Cramon: „Lasst uns jetzt alles machen, was die Ukraine braucht, um zu überleben.“

Gabriele Krone-Schmalz ist beim Talk im Medienhaus dabei

Immer wieder geht es dabei nicht nur um enorme Summen, sondern auch um konkrete Militär-Technik. Derzeit wogt ja gerade der Streit um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Bei einer Entscheidung darüber müsse Bundeskanzler Olaf Scholz über „den einseitig verbrecherischen Charakter dieses Unterwerfungs- und Vernichtungskrieges“ nachdenken, mahnt der frühere Bundeswehr-Brigadegeneral Klaus Wittmann, der an der Uni Potsdam Zeitgeschichte lehrt, jüngst in der „Welt“. Es sei geradezu absurd, wenn der Ukraine Waffen verweigert würden, weil sie „zu wirksam“ seien.

Doch auch die Stimmen, gerade dies könne eine gefährlichen Eskalationsspirale befeuern, verstummen nicht, werden lauter und erhalten in der Bevölkerung zunehmend Resonanz. Eine Atommacht wie Russland dürfe man nicht in die Enge treiben, sonst drohe am Ende der Atomkrieg, warnt Gabriele Krone-Schmalz im April 2023 in der Braunschweiger Paulikirche. Ihre Kritik: „Der westliche Anteil an der Eskalation wird unterschlagen.“ Die prominente Autorin, die als „Russland-Versteherin“ gilt, relativiert dabei: „Verstehen hat nichts mit Verständnis zu tun.“ Ohne Erklären und Verstehen sei sinnvolles Handeln unmöglich. Und sie hält es mit Egon Bahr: „Gegen Russland gibt es keinen Frieden.“

Hilfe und Unterstützung für die Ukraine sind weiterhin notwendig

So sieht es auch Christoph Krämer von der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges. „Was wir durchbrechen müssen, ist die jahre- und jahrzehntelange Weigerung, Russland mit seinen Sicherheitsinteressen ernst zu nehmen“, sagt er in einem Beitrag zum Friedensbewegungs-Aktionstag im Oktober 2022 im Berliner Paul-Löbe-Haus. Ein Friedenschluss durch Verhandlungen, das sei alternativlos.

Da habe man leicht reden, wenn es darum gehe, von draußen über ein überfallenes Volk zu sprechen, erklärt Igor Piroschik vom Verein Freie Ukraine Braunschweig nicht nur ein Mal, sondern immer wieder. Piroschik und seine Mitstreiter, viele mit Angehörigen, Betroffenen und Opfern in der Ukraine, blicken einerseits mit Dankbarkeit auf die Hilfe und Unterstützung in Deutschland und in unserer Region, sind aber auch in Sorge, dass die Unterstützung nachlassen könnte. „Helft uns!“, sagt Piroschik.

Reichlich Stoff und Gelegenheit, zu diskutieren und zu informieren. Gabriele Krone-Schmalz, Viola von Cramon, Klaus Wittmann, Rafael Loss, Christoph Krämer und Igor Piroschik sind Teilnehmer unseres „Talk im Medienhaus“ am 26. Februar. Es ist der Redaktion wichtig, die jeweiligen Positionen, auch im Widerstreit, darzustellen und zu diskutieren. Am Beginn des dritten Kriegsjahres in der Ukraine, hoffentlich des letzten ...

Informationen zur Veranstaltung

Die Veranstaltung „Talk im Medienhaus: 2 Jahre Ukraine-Krieg“ findet am Montag, 26. Februar, ab 19 Uhr im Forum Medienhaus, Hintern Brüdern 23 in Braunschweig, statt.

Die Eintrittskarten (5 Euro für Abonnenten und 10 Euro für Nicht-Abonnenten) können in den Service-Centern unserer Zeitung, telefonisch unter (0531)16606 und hier direkt online erworben werden.

Einen Livestream zur Veranstaltung wird es am Abend unter www.braunschweiger-zeitung.de hinter der Paywall geben.