Clausthal-Zellerfeld. Nonstop-Beregnung hat das Harzer Fichten-Sturmholz vor dem Verderben bewahrt. Der Clausthaler Förster ist erfreut über die Bauholzqualität.

Im Kellwassertal nahe der Okertalsperre werden seit Mitte März Fichtenbaumstämme abgefahren, die fünf Jahre lang in einer Beregnungsanlage biologisch konserviert wurden.

Rund 6.000 Stämme lagern dort noch auf einem Beregnungsplatz im Niedersächsischen Forstamt Clausthal. Das Holz stammt von Fichten, die beim verheerenden Orkan Friederike im Januar 2018 umgefallen waren. Insgesamt 18.000 Kubikmeter Sturmholz hatte das Forstamt in einem Seitental der Okertalsperre eingelagert und rund um die Uhr mit Wasser aus einem Bach feucht gehalten.

Baumstämme werden abgefahren

Die verbliebenen Baumstämme werden in den kommenden Tagen und Wochen auf Fixlängen eingekürzt und abgefahren. Die Forstleute der Niedersächsischen Landesforsten sind erfreut von der Qualität des Holzes und erleichtert, nun endlich das gesamte Lager auflösen zu können. Das konservierte Holz sei trotz leichter Zersetzung des äußeren Holzmantels verwendbar. Dünneres Holz wird an ein Sägewerk in Sachsen-Anhalt und dickeres an einen Holzverarbeiter in Thüringen abverkauft, berichtet Dr. Christof Oldenburg.

Förster Oldenburg verantwortet den Holzverkauf in der Region Süd bei den Landesforsten. Über die Verwendung der Harzer Fichten freut sich Oldenburg besonders. „Die Firma Pollmeier will sie zu speziellen Bauholz-Platten verarbeiten. Die langsam gewachsene und deswegen engringige Bergfichte wird geschält und in vielen Schichten wieder verleimt. So entstehen Platten für den Häuserbau, die bis in die USA und Australien geliefert werden“, zählt der Forstmann Beispiele für den künftigen Einsatzbereich auf. Zwar würden die Stämme nach fünf Jahren Wasserbad äußerlich verdorben aussehen – dicke Moospolster wachsen an den Schnittstellen – die „inneren Werte“ aber seien nach fünf Jahren Lagerung noch gut, versichert der Holzverkäufer.

Jetzt werden die letzten Fichtenstämme zu wertvollem Bauholz verarbeitet.
Jetzt werden die letzten Fichtenstämme zu wertvollem Bauholz verarbeitet. © Niedersächsische Landesforsten

Keine Fäulnis am Holz

„Schnittproben haben den Käufer überzeugt, dass das Holz schneeweiß ist und im Inneren keine Fäulnis aufweist“, versichert Dr. Oldenburg. Die Landesforsten würden knapper werdenden Rohstoff und begehrtes Baumaterial sichern. Er sieht das Ziel der Landesforsten erreicht. „Mit der biologischen Nass-Konservierung haben wir einen wertvollen und knappen Rohstoff haltbar gemacht, der sonst schon längst verfault wäre. Der hohe Einsatz an Logistik, Spezialwissen und Betreuung hat sich rückblickend gelohnt. So konnten wir starkes und altes Fichtenholz von hervorragender Qualität vor dem Verfall bewahren. Die meisten der eingelagerten Baumstämme waren über hundert Jahre alt. Solche Fichten sind bereits jetzt im Harz kaum noch verfügbar“, lautet die Analyse des Försters mit Blick auf das fortschreitende Fichtensterben im Mittelgebirge.

Nach dem Sturm Friederike hatten die Landesforsten niedersachsenweit mehrere Beregnungsplätze eingerichtet. Bei dem Orkan fielen in ganz Norddeutschland große Mengen Schadholz an. Auf Friederike folgten mehrere Trockenjahre mit Massenvermehrungen von Borkenkäfern.

Nach mehrjährigem Wasserbad wachsen Moose auf den Stämmen.
Nach mehrjährigem Wasserbad wachsen Moose auf den Stämmen. © Niedersächsische Landesforsten

Durch das Holzüberangebot sanken die Holzpreise. Die Landesforsten entlasteten den Holzmarkt, indem sie Teile ihres Sturmholzes auf zentralen Beregnungsplätzen einlagerten. Neben dem Kellwasser-Depot unterhielten die Landesforsten weitere Nasslager im Tal der Innerste, bei Laubach an der Werra, in Glashütte an der Weser und bei Duingen im Leinebergland. Alle Depots befinden sich in der Auflösung oder sind bereits geräumt.

Trockensommer bereiten Sorgen

„Die Ära der Nasslager geht in Südniedersachsen zu Ende. Die letzten Trockensommer haben uns viele schlaflose Nächte bereitet. Mit Blick zum Himmel haben wir auf den lang ersehnten Regen gewartet und uns oft gefragt: Wie lange reicht das Wasser im Kellwasser für die Beregnung noch?“, erinnert sich Ralf Krüger. Jetzt ist der Clausthaler Forstamtsleiter eine Sorge los. Um die Haltbarkeit seiner Hölzer im Kellwasser braucht er sich nicht mehr kümmern.

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