Goslar. Nabu und Bund kritisieren die Pläne der Harzwasserwerke, als Reaktion auf den Klimawandel Talsperren im Harz zu erweitern oder gar neue zu bauen.

Zu den Plänen, der Harzwasserwerke, Speicherkapazitäten auszubauen und dafür unter anderem die Granetalsperre zu erweitern (wir berichteten), melden sich Harzer Umweltverbände jetzt mit Kritik zu Wort. In einer Machbarkeitsstudie wollen die Harzwasserwerke als Reaktion auf die Veränderungen durch den Klimawandel untersuchen, wie das umsetzbar ist. Die Studie soll auch weitere mögliche Bauvorhaben an anderen Talsperren sowie den Bau einer gänzlich neuen Talsperre prüfen.

Umweltverbände: „Erst mal Hausaufgaben machen“

„Mitten in der Klimakrise lassen sich solche Pläne bestens neu verpacken“, kritisieren die Umweltverbände. „Die Granetalsperre soll erhöht werden und im Innerstetal will man zwischen Wildemann und Lautenthal sogar eine neue Talsperre bauen – die kleine Siedlung Hüttschenthal würde verschwinden, viele Wanderwege und die Innerstetalstraße müssten verlegt werden und dabei würden weitere Naturflächen unter Asphalt verschwinden.“ Bevor solche Pläne neu diskutiert werden könnten, so die Sprecher Wolfgang Moldehn von der Nabu-Kreisgruppe Goslar und Dr. Friedhart Knolle vom Bund-Regionalverband Westharz, müssen die Zuständigen erst mal ihre Hausaufgaben machen.

So müssten die Harzwasserwerke müssten nach Ansicht der Umweltverbände für die Innerstetalsperre ein glaubwürdiges und konsequentes Wasserschutzgebiet planen. Auch die „Kleinstaaterei in der Wasserwirtschaft“ müsse aufhören. „Bis heute gibt es keine Verbindungsleitung zwischen dem Talsperrensystem des Westharzes und dem des Ostharzes, obwohl zur Verbindung – die in Krisenzeiten schnell notwendig werden könnte – nur ein kurzes Stück Leitung gelegt werden müsste.“

Wasserversorgung soll dezentralisiert werden

Außerdem, so die Kritik weiter, müssten die Kommunen wieder den Vorrang auf die dezentrale Wassergewinnung legen. „Es muss vorbei sein mit der Stilllegung der örtlichen Wasserversorgung und dem bequemen Anschluss an die Harztalsperren.“

„Wir haben schon vor Jahren öffentlich festgestellt, dass Talsperren technischer Hochwasserschutz im Stil der 1970er Jahre und überholt sind“, kritisieren Moldehn und Knolle weiter. „Die letzten Hochwässer mit ihrer flächenhaften Wirkung und schwer einschätzbaren lokalen Dynamik und die halbleeren Talsperren in der Dürre seit 2018, die bis heute anhält, haben gezeigt, dass es wirkungsvoller ist, die Renaturierung der Fließgewässer, das Freihalten der Flussauen von Bebauung und die Ausweisung von weiteren Wasserrückhalteflächen im Bereich der Flüsse voranzutreiben.“ Schließlich müsse die Niedrigwasserabgabe der Eckertalsperre erhöht werden, um die Hausaufgaben des Landes Niedersachsen zu erledigen. Wenn sich die Zuständigen in der Klimakrise jetzt nicht mit voller Kraft diesen Hausaufgaben widmen würden, sondern gleich wieder auf neue Talsperren setzten, dränge sich der Verdacht auf, dass es doch wieder nur um den Trinkwasserverkauf ginge, so die Umweltverbände. „Denn die Harzwasserwerke GmbH haben in den letzten Jahren so viele neue Wasserverträge geschlossen und damit zugleich auch ökologisch sinnvolle Grundwasserwerke verdrängt, dass sie jetzt ,ausverkauft’ sind.