Osterode. Digitale Spannung brachte Samstag der Livestream des Mordsharz-Festivals. Autor Peter Grandl erhielt den Krimipreis „Harzer Hammer“.

„Es war schon eine besondere Erfahrung“, erklären die Organisatoren des Mordsharz-Festivals im Nachgang des diesjährigen, nicht ganz gewöhnlichen Events: denn Mordsharz fand in diesem Jahr nicht als Festival, sondern als Livestream statt. Ein bisschen kleiner, denn anders ging es aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Beschränkungen nicht, aber dennoch spannend, unterhaltsam und inklusive der Verleihung des Krimipreises „Harzer Hammer“. Den bekam in diesem Jahr Peter Grandl für seinen Thriller „Turmschatten“ verliehen – und der Autor kam persönlich in den Harz, um den Preis in Empfang zu nehmen.

Wenn es am Samstag auch ein gutes Ende nahm, so hatte alles für die Veranstalter doch sehr aufregend angefangen. Wochenlang wurde hin und her überlegt, ob Veranstaltungen denn im September wieder stattfinden können und auch, ob es verantwortbar ist, sie stattfinden zu lassen. Nach der Absage begann die Planung für eine Verlegung des diesjährigen Jubiläumsprogramms ins kommende Jahr, anschließend begannen die Überlegungen, doch wenigstens eine Art Ersatzprogramm anzubieten.

Mitorganisator und Autor Roland Lange hatte zum zehnjährigen Bestehen einen Krimi zum Festival geschrieben – zumindest daraus, so kam bald die Idee auf, könne er ja lesen. Live war das in diesem Jahr jedoch noch zu unsicher, so sollte es einen Livestream geben. Als Partner hierfür bot sich der Verein Kulturschmiede Osterode an, der generell dafür eintritt, lokalen Künstlern eine Bühne zu bieten und sich seit Beginn der Corona-Maßnahmen mit den digitalen Möglichkeiten für Events auseinandersetzt.

Bei Dunkelheit kam dann Atmosphäre auf.
Bei Dunkelheit kam dann Atmosphäre auf. © Mordsharz | Christian Dolle

Das Programm für den Stream nahm immer konkretere Formen an. Auf jeden Fall sollte der „Harzer Hammer“ verliehen werden, denn die Chance auf einen Preis für das Erstlingswerk hat jeder Autor schließlich nur einmal. Zudem waren bereits Einsendungen für den Wettbewerb eingegangen, „viele davon absolut preiswürdig“, wie es vonseiten der Veranstalter heißt. Als die Juryentscheidung auf „Turmschatten“ fiel, wurde Peter Grandl informiert und bekundete sofort, kommen zu wollen, wenn es denn möglich ist.

Der Samstag selbst begann mit dem Aufbau eines Sets und der Technik, wobei die Mitglieder der Kulturschmiede, Volker Huchthausen, Kristof Ahrens, Daniel Li und Thilo Schneider schnell Hand in Hand mit Mordsharz-Techniker Andreas Sack arbeiteten und Spaß an der Umsetzung des vom Mordsharz-Team erarbeiteten Konzepts hatten. Das Wetter spielte mit, so dass die natürliche Kulisse für eine besondere Atmosphäre sorgte.

Peter Grandl mit dem Harzer Hammer.
Peter Grandl mit dem Harzer Hammer. © Mordsharz | Christian Dolle

Pünktlich um 20 Uhr begrüßte Christoph Lampert die Zuschauer erstmals nicht live, sondern vor dem Bildschirm. Den Anfang im Programm machte Roland Lange mit seiner Lesung aus „Der Fall Sartory“, wo er beschreibt, wie eine Bestsellerautorin nie beim Krimifestival ankommt, weil jemand schon lange ihr Ableben vorbereitet hatte.

Anschließend wurden die Bücher der Shortlist für den mit 1.000 Euro dotierten Krimipreis vorgestellt. Dazu gab es Grußbotschaften einiger Autoren, die eigentlich beim Festival dabei gewesen wären. Tatjana Kruse, Alex Beer, Yrsa Sigurdardottir, Jens Hendrik Jensen, Dietmar Wunder, die Stillen Hunde und Sebastian Fitzek hatten Videos geschickt, sie alle werden aber 2021 live bei Mordsharz lesen.

Nach diesen Höhepunkten wurde dann feierlich der Preisträger bekanntgegeben, der Hammer an Peter Grandl überreicht und die Laudatio von Andreas Gruber aus Österreich eingespielt. Auch er lobte „Turmschatten“, woraus Peter Grandl dann eine Szene las, die gleichermaßen gesellschaftspolitisch wie auch emotional darauf vorbereitete, um was es in diesem Roman geht. „Ich wollte mit dem Buch über Neonazis aufklären, will aber jene erreichen, die sich sonst vielleicht noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben“, erläuterte der Autor, warum er das, was er sagen will, in einem Thriller verpackt.

Am Ende gab es viel Lob aus dem Chat und sowohl das Mordsharz-Team als auch die Mitglieder der Kulturschmiede zeigten sich zufrieden mit dem, was sie gemeinsam auf die Beine gestellt hatten.

Das Mordsharz-Team zusammen mit dem Mitgliedern der Kulturschmiede Osterode und Preisträger Peter Grandl.
Das Mordsharz-Team zusammen mit dem Mitgliedern der Kulturschmiede Osterode und Preisträger Peter Grandl. © Mordsharz | Jana Theuring

Wer den Livestream verpasst hat, kann ihn sich über You-Tube auf dem Kanal der Kulturschmiede Osterode unter www.youtube.com/watch?v=G3zS7TDiPZ8 noch immer ansehen. Auch der Spendenlink, mit dem der Verein regionale Künstler unterstützt, bleibt noch eine Weile unter www.spenden.kulturschmiede-osterode.de aktiv.