Göttingen. Zahl der Arbeitslosen ist im Agentur-Bezirk Göttingen nur moderat angestiegen. Im Jahresvergleich sieht das anders aus.

Auch im Juni stieg die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Göttingen in Folge der Corona-Krise erneut an. 15.590 Männer und Frauen waren im zurückliegenden Monat arbeitslos gemeldet, 290 beziehungsweise 1,9 Prozent mehr als im Mai. Darüber informiert die Agentur für Arbeit in ihrem aktuellen Arbeitsmarktbericht.

Demnach würden die Folgen der Corona-Krise bei der Gegenüberstellung mit den Werten des Vorjahresmonats deutlich, wenngleich der regionale Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Juni gegenüber Mai auch vergleichsweise moderat ausgefallen sei. Im zurückliegenden Monat waren 3.062 Menschen beziehungsweise 24,4 Prozent mehr bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern der Region arbeitslos gemeldet als vor Jahresfrist. Die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsstellen betrug im Juni 1.004 und lag damit um 114 Offerten unter dem Stelleneingang vom Mai und 324 Angebote unter dem Wert des Vorjahresmonats.

Schwierige Zeiten für den Arbeitsmarkt

„Der Arbeitsmarkt erlebt derzeit schwierige Zeiten“, erläutert Klaus-Dieter Gläser, Leiter der Göttinger Agentur für Arbeit, die aktuellen Zahlen. „Es ist aber glücklicherweise nicht so, dass 3.000 Menschen in unserer Region als unmittelbare Folge von Corona arbeitslos geworden wären. Der starke Anstieg ist derzeit insbesondere dem Umstand geschuldet, dass aktuell deutlich weniger Bewegung im Bestand ist.“

Was das bedeutet, erläutert Gläser anhand von kumulierten Daten für die Monate April bis Juni. Demnach ist in diesem Zeitraum im Vergleich zu den Vorjahreswerten die Zahl derjenigen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, um 641 angestiegen, während die Zahl der Arbeitslosen insgesamt im gleichen Zeitraum um 2.713 angewachsen ist. Hier spielt eine große Rolle, dass gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich weniger Menschen einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben (-754). Auch konnten in dieser Zeitspanne aufgrund der Beschränkungen weniger Menschen eine Weiterbildung oder eine andere Fördermaßnahme antreten (-1.364), so dass auch den Arbeitsmarkt entlastende Angebote nicht in gewohnter Weise zum Tragen kamen.

Nach dem Lockdown verstärkt unterstützen

„Nach den Einschränkungen, die im Bereich der Weiterbildungen und anderer Unterstützungskurse durch den Lockdown eingetreten sind, können wir unsere Bewerber jetzt aber wieder verstärkt mit entsprechenden Angeboten unterstützen. So können wir helfen, ihre Einstellungschancen zu steigern und im Bedarfsfall ihre beruflichen Qualifikationen verbessern“, erklärt Gläser.

Weiterhin besonders betroffen ist der Bereich der Arbeitslosenversicherung, der von der Agentur für Arbeit Göttingen verantwortet wird. Coronabedingt hat sich hier die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdoppelt: 5.948 Arbeitslose wurden im vergangenen Monat betreut, 2.011 (51,1 Prozent) mehr als vor Jahresfrist und 124 (2,1 Prozent) mehr als im Mai. Seit Juni macht sich in den Zahlen der Agentur für Arbeit auch die Verlängerung des Arbeitslosengeldes um drei Monate während der Corona-Krise bemerkbar. In den Jobcentern der Region stieg die Zahl der dort betreuten Arbeitslosen im Vergleich zum Juni 2019 um 12,2 Prozent beziehungsweise 1.051 auf 9.642.

Kurzarbeit eingereicht

Im Juni reichten nach vorläufigen Daten 103 Betriebe Anzeigen auf Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit ein. In den Anzeigen wurden 2.208 Arbeitnehmer gemeldet. Seit Ausbruch der Corona-Krise gingen im Agenturbezirk somit insgesamt 4.705 Anzeigen auf Kurzarbeit ein, in denen 56.175 Personen aufgeführt wurden.

Aussagen, wie viele Menschen letztlich von Kurzarbeit betroffen sind, lassen sich laut Agentur für Arbeit allerdings erst in einigen Monaten treffen, wenn endgültige Zahlen für die tatsächliche Inanspruchnahme vorliegen. Allerdings sei davon auszugehen, dass die Zahl der in den Monaten März und April in den Anzeigen auf Kurzarbeit genannten Beschäftigten die Obergrenze darstellen dürfte.

Besondere Situation

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dabei zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber zum Beispiel im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juni 19.596. Der Wert stieg damit um 2.100 beziehungsweise zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Laut Agentur sei zum jetzigen Zeitpunkt auch auf dem Ausbildungsmarkt noch Vieles möglich. Von den ursprünglich 2.662 gemeldeten Ausbildungsstellen waren im Juni noch 1.225 nicht abschließend besetzt. Und von den insgesamt 1.886 Ausbildungsbewerbern, die seit Oktober mit Unterstützung der Jobcenter und der Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz suchen, hoffen 866 noch auf eine Zusage. Statistisch bedeute das, dass auf einen unversorgten Bewerber derzeit 1,4 offene Ausbildungsstellen warten.

Entwicklung in den Landkreisen

In den beiden zum Agenturbezirk Göttingen gehörenden Landkreisen Göttingen und Northeim ist die Zahl der Arbeitslosen auch im Juni leicht gestiegen.

Im Landkreis Göttingen waren im Juni 11.221 Menschen arbeitslos. Das waren 219 mehr als im Mai (zwei Prozent) und 2.223 (24,7 Prozent) mehr als vor Jahresfrist. Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell 6,5 Prozent und liegt damit 1,3 Prozentpunkte über dem Juni-Wert 2019. Gegenüber dem Vormonat stieg die Quote um 0,1 Prozentpunkte.

Im Landkreis Northeim stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 71 beziehungsweise 1,7 Prozent auf 4.369. Im Vergleich zum Juni 2019 waren 839 Menschen mehr ohne Arbeit (23,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,2 Prozent und damit 1,2 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats. Gegenüber Mai legte die Quote noch um 0,1 Prozentpunkte zu.

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