Harz. Der Harzklub feierte die Öffnung der Brockenmauer am 3. Dezember 1989. Sie war Anstoß für die Gründung vieler Zweigvereine im Ostharz.

Der einst im Sperrgebiet gelegene Brocken war 28 Jahre lang für die Menschen aus Ost und West unerreichbar. Und sowohl im Osten als auch im Westen wurde die Sehnsucht von Jahr zu Jahr größer, den Brocken erklimmen zu dürfen. An wohl keinem anderen Ort wird die Wiedervereinigung so beispielhaft sichtbar, wie auf Norddeutschlands höchstem Berg.

Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze im November 1989 fand unter dem Motto „Freie Bürger, Freier Brocken“ am 3. Dezember 1989 ein friedlicher Sternmarsch auf den Harzgipfel statt. Tausende Wanderer machten sich an dem kalten Dezembertag bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Immer drängender wurden die Rufe nach der Öffnung der Brockenmauer. Um 12.45 Uhr war es soweit: Die Grenztruppen öffneten das Tor in der 2,7 Kilometer langen Mauer, die die Militäranlagen auf der Brockenkuppe schützte. Nach 28 Jahren nahmen die Menschen aus Ost und West ihren „Vater Brocken“ freudetaumelnd wieder in Besitz. Die Presse berichtete damals von einem deutsch-deutschen Gipfelfest.

Dieser Sternmarsch war die Initialzündung für die Gründung einer Vielzahl von Harzklub-Zweigvereinen im Ostharz. Binnen kurzer Zeit wurden die Wanderwege miteinander verknüpft und beschildert. Für den Harzklub gehört die Brockenmaueröffnung deshalb zu den wichtigsten Ereignissen im Harz. Seit 1989 treffen sich die Mitglieder des Harzklubs jährlich am 3. Dezember auf dem Brocken. Und der jetzige 30. Jahrestag der Brockenmauer-Öffnung, der am Dienstag begangen wurde, wurde für Mitglieder, Wanderer und alle Gäste zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Die Festrede im Goethesaal des Brockenhotels hielt Dr. Karl-Heinz Daehre, ehemaliger Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.
Die Festrede im Goethesaal des Brockenhotels hielt Dr. Karl-Heinz Daehre, ehemaliger Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt. © Harzklub | Annett Drache

Etwa 150 Wanderer hatten sich am Vormittag am Gedenkstein am ehemaligen Brockentor eingefunden. Die Ansprache hielt in diesem Jahr der Ehrenpräsident des Harzklubs und ehemalige Landrat des Landkreises Harz, Dr. Michael Ermrich. In seiner Rede betonte er die Wandlung des Brockens von einem Symbol der Teilung und Trennung, hin zu dem Symbol der Deutschen Einheit schlechthin: „Der 3. Dezember 1989 war ein klarer Wintertag mit angenehmer Kälte, Sonne und einer Sicht bis zum Inselsberg. Wir hatten unseren Brocken wieder und der Harz hatte – fast einen Monat nach dem Mauerfall in Berlin – seinen eigenen, friedlichen Mauerfall.“

Der ehemalige Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Karl-Heinz Daehre, hielt eine sehr kurzweilige Festrede im bis auf den letzten Platz besetzten Goethesaal. Landrat Martin Skiebe sprach ein emotionales Grußwort für den Landkreis Harz. Unter den zahlreichen Ehrengästen waren unter anderem der Geschäftsführer der Harzer Schmalspurbahnen, Matthias Wagener, die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt, sowie die Bundestagsabgeordnete Heike Bremer. Als Vertreter der Wanderverbände begrüßte Dr. Oliver Junk den Präsidenten des Landeswanderverbands Niedersachsen Ulrich Gövert und den Verbandswanderwart des Deutschen Wanderverbands Jürgen Wachowski.

Die musikalische Umrahmung übernahmen die Alphornbläser aus Blankenburg, mit Gesang erfreute die Harzer Jodlermeisterin Marina Hein. Eine umfangreiche Bilder-Präsentation mit tollen Aufnahmen rund um den Dezember 1989 ermöglichte es, nochmals in die Erlebnisse der Wendezeit einzutauchen und Erinnerungen aufzufrischen. Zwischendurch tauschten sich Zeitzeugen und Besucher zu den damaligen Erlebnissen aus. Dabei wurde stets betont, dass es sehr wichtig ist, die Erlebnisse und Vorgänge im Wendeherbst 1989 auch in das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen zu bringen. „Zeitzeugen gibt es schließlich immer weniger“, so der eindeutige Tenor der Teilnehmer.

Im Anschluss an das Festprogramm erfolgte die Ausgabe der begehrten Wimpelbänder an Ehrengäste und die Vertreter von 37 Zweigvereinen.

Insgesamt nahmen etwa 370 Personen an den Feierlichkeiten teil. Wer keinen Platz mehr im Goethesaal gefunden hatte, konnte den Festreden auch im Touristensaal folgen – für Übertragung von Bild und Ton wurde gesorgt. Für alle Stempelsammler gab es einen Sonderstempel des Brockenwirts und der Harzer Wandernadel. Anlässlich der Feierlichkeiten war auch das Brockenhaus für alle Besucher bei freien Eintritt geöffnet.