Göttingen. Betroffen ist die Linie 22. Stadt und Landkreis Göttingen richten ein gemeinsames Protestschreiben an die Deutsche Bahn.

Weil es wegen der seit Mitte Juni laufenden Bauarbeiten auf der ICE-Strecke zwischen Göttingen und Hannover regelmäßig zu Verspätungen kommt, sollen ab dem 14. September die Fernzüge der ICE-Linie 22 auf der Strecke zwischen Hamburg und Stuttgart vorübergehend nicht mehr in Göttingen halten. Insgesamt entfielen täglich sieben Zughalte in Richtung Süden und sechs Zughalte in Richtung Norden, teilte ein Bahnsprecher am Mittwoch mit. Die Züge verkehren alle zwei Stunden. Mit Beginn des Winterfahrplans am 15. Dezember sollen dann wieder alle Züge in der Universitätsstadt halten.

Die Bahn begründet den Wegfall der Zughalte damit, dass das Fahrplankonzept für die Sanierung der ICE-Strecke an ihre Grenzen gestoßen sei. Insbesondere die im Zwei-Stunden-Rhythmus fahrenden Züge der ICE-Linie 22 (Hamburg-Hannover-Göttingen-Frankfurt-Stuttgart) wiesen seit Beginn der Bauarbeiten eine überdurchschnittlich hohe Unpünktlichkeit auf, sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis.

Zusätzliche Zeitreserven

Wegen der Sanierung ist die ICE-Strecke zwischen Hannover und Göttingen seit Mitte Juni komplett gesperrt, die Züge werden stattdessen auf die alte Strecke durch das Leinetal umgeleitet. „Bedingt durch die sehr kurzen Fahrzeiten im Bereich der Umleitungsstrecke bauen die Züge überdurchschnittlich Verspätungen auf“, erklärte Meyer-Lovis. Da die Fahrzeiten aufgrund des bundesweiten Fahrplangefüges mit der Einbindung in die großen Knoten wie beispielsweise in Hamburg oder Frankfurt nicht geändert werden könnten, müsse die Bahn zusätzliche Zeitreserven durch den Ausfall von Zughalten schaffen. Mit dem vorübergehenden Wegfall des Halts in Göttingen solle die Pünktlichkeit dieser ICE-Linie wieder stabilisiert werden.

Die Stadt Göttingen bleibe mit den verbleibenden vier ICE- und IC-Abfahrten pro Stunde weiterhin sehr gut direkt an das Fernverkehrsnetz angebunden, erklärte Bahnsprecher Meyer-Lovis. Da Fernreisenden von und nach Göttingen jeweils innerhalb von 15 bis 25 Minuten alternative Reiseverbindungen in und aus Richtung Frankfurt beziehungsweise Hamburg zur Verfügung stünden, habe man sich für diese Lösung entschieden, die „im Interesse der Mehrheit unserer Reisenden“ sei.

Sowohl bei der Stadt als auch beim Landkreis Göttingen stoßen die Pläne auf Kritik. Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler und Landrat Bernhard Reuter haben die Bahn in einem gemeinsamen Schreiben aufgefordert, die Entscheidung zu revidieren. „Die negativen Auswirkungen auf den Bahn-Standort Göttingen sind kaum abzuschätzen und bereiten uns große Sorge“, heißt es laut einer Pressemitteilung beider Behörden darin. Die Verwaltungschefs äußern „erhebliche Zweifel, dass die angestrebte Zeitersparnis im angemessenen Verhältnis zu den Einschränkungen für Bahnreisende steht.“

Die Bahn verweist darauf, dass es ab dem 15. Dezember wieder das „umfangreiche Regelangebot“ von mehr als 100 Fernverkehrshalten täglich geben werde. Außerdem werde dann auch eine bestehende Fahrplanlücke im ICE-Stundentakt auf der Achse Berlin-Göttingen-Frankfurt geschlossen. Die ICE-Fahrten um 13.51 Uhr aus Berlin und um 14.08 Uhr nach Berlin verkehren dann täglich statt wie bislang nur freitags bis sonntags. „Das bedeutet für Göttingen so viele ICE-Direktverbindungen von und nach Berlin wie nie zuvor“, sagte Meyer-Lovis.