Göttingen. Janek Totaro und Johannes Kohout studieren Visuelle Anthropologie in Göttingen. Für den Masterabschluss haben sie einen Film gedreht.

„Autonome Artefakte“ heißt der Film, den die Göttinger Studenten Johannes Kohout und Janek Totaro gedreht haben. Beim Filmfestival in Karlsruhe sind sie dafür mit dem Publikumspreis ausgezeichnet worden. „Wir nehmen also eine Urkunde mit lobender Erwähnung Publikumsliebling und ein kleines Preisgeld mit nach Hause“, berichteten die beiden – „mit etwas Stolz“, bekannten Kohout und Totaro.

Jüngst waren sie nach Karlsruhe aufgebrochen, weil sie mit ihrem Film für das Finale nominiert waren. „Autonome Artefakte“ ist Teil der Masterarbeit ihres Studiums der Visuellen Anthropologie. Thema ihres Films ist das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie, die Künstliche Intelligenz – zentrales Thema des Filmfestivals – nimmt einen großen inhaltlichen Bereich ein.

Sie trafen sich mit Technik-Ethikern, mit einem Physiker, der auch Philosoph und Anthropologe ist, mit zwei Technikern, einer davon Ingenieur, der andere Didaktiker, mit Technikenthusiasten wie dem Betreiber eines Bordells für Sexpuppen. Alle sprachen vor der Kamera, immer wieder begleitet von Szenen aus den verschiedenen Bereichen. Diesen Themen entsprechende Szenenbilder hätten sie entwickelt: Intime Bilder rund um das Puppenbordell, wissenschaftliche Distanz beim Filmen von Robotern und Totalen bei Werkhallen, in denen Menschen zwischen Maschinen agieren. Ihr Ziel sei es gewesen, eine Transparenz beim Thema künstliche Intelligenz zu schaffen, zu zeigen, wie sie funktioniert.

„Wir interessieren uns beide für Dokumentarfilme“, sagt Totaro. „Wir haben uns theoretisch damit auseinandergesetzt, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie ist“, ergänzt Kohout. Die Grundfrage, die sie sich gestellt hätten: „Wird die Technik immer menschlicher?“ Seien menschliche Eigenschaften technisch zu reproduzieren? Der Film beginne mit Prothesen, erklärt Kohout, „körperlich-technischen Modifikationen“.

Eineinhalb Jahre arbeiteten sie an dem Filmprojekt und drehten in den USA, in Spanien, der Schweiz, Österreich und in Deutschland. Über zwei Stipendien brachten sie 7.000 Euro zusammen, mit denen sie ihre Reisen und Unterkünfte finanzierten. Lediglich die USA-Tour sei eine private Besuchsreise gewesen, sagt Totaro. Er habe die Gelegenheit genutzt, dabei auch zu filmen. Mit zwei Sony-Kameras fingen sie die Bilder ein. 67 Filmminuten sind aus vielen Stunden Material jetzt zusammengekommen.

Eine Freundin empfahl ihnen kurz vor Fertigstellung, das Werk bei dem Karlsruher Festival, einem Wissenschaftsfestival, einzureichen. „Es hat einen sehr engen thematischen Rahmen, und unser Film passt da rein“, meint Kohout. Auch bei anderen Festivals haben sie sich beworben. „Das Einreichen geht schnell, dann beginnt das Warten“, sagt Kohout.

Neben dem Film müssen sie für ihren Master-Abschluss noch eine schriftliche Arbeit einreichen. Danach wollen sie sich selbstständig machen. Allerdings sind sie schon länger im Dokumentarfilmgeschäft unterwegs. „Wir machen schon eine ganze Weile für eine wissenschaftsnahe Agentur alle Bewegtbilder“, berichtet Kohout. Optimistisch gehen sie jetzt in die Selbstständigkeit. „Wissenschaftler finden es inspirierend, was wir machen und wie wir es machen“, sagt Kohout, „dokumentarisch, realitätsnah und offen, so dass Fragen für sich stehen bleiben können“.