Seesen. Anlass des Besuchs von Christian Wulff war das 45-jährige Bestehen der Neurologie der Klinik.

Bundespräsident a.D. Christian Wulff hat die Asklepios-Kliniken Schildautal besucht und sich mit Bürgern getroffen, die an Multiple Sklerose (MS) erkrankt sind. Anlass waren gleich zwei Geburtstage: Seit 45 Jahren gibt es die Neurologie in den Kliniken Schildautal, wenig später kam die Neurochirurgie dazu, und seit 65 Jahren existiert das Krankenhaus in Seesen. Der Alt-Bundespräsident ist Schirmherr der Deutschen Multiplen-Sklerose-Gesellschaft (DMSG). Nach Gespräch und Klinikrundgang, bei dem Wulff auch mit Ärzten und Pflegekräften sprach, eröffnete er am Abend in der Klinik anlässlich der Feierlichkeiten eine Fachveranstaltung für geladene Gäste, Ärzte, ehemalige und derzeitige Mitarbeiter.

„Ich gratuliere der Klinik und ihren Mitarbeitern zum Jubiläum. Die Asklepios-Kliniken Schildautal in Seesen sind eine angesehene, extrem wichtige Einrichtung für die Region, aber auch mit weit darüber hinaus gehender Ausstrahlung“, sagte Wulff bei der Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung. „Ich bin auch sehr beeindruckt von der Vernetzung der Klinik mit der DMSG. Davon profitieren die MS-Betroffenen und deren Angehörige.“

Fehlende Fachkräfte

Wulff äußerte sich am Rande auch zur Situation der Pflegekräfte in Deutschland. Der Fachkräftemangel in Deutschlands Kliniken habe längst eine kritische Dimension erreicht. Trotz steigender Anwerbeprämien und guter Bezahlung fehlten insbesondere im Bereich Intensivmedizin, Anästhesie und OP-Pflege bundesweit Tausende gut ausgebildete Fachkräfte. Wulff: „Ich hoffe, dass das gesellschaftliche Ansehen für Dienstleistungsberufe am Menschen, für Berufe im Zusammenhang mit der Pflege für Menschen, steigt, und dass es zunehmend auch technische Hilfsmöglichkeiten gibt, um die körperlichen Belastungen, die mit diesen Berufen verbunden sind, weiter zu reduzieren.“

Der Alt-Bundespräsident informierte sich bei dem rund dreistündigen Besuch bei Fachärzten unter anderem über den neuesten Stand der MS-Forschung, über Modernisierungsprojekte und sprach dabei auch mit Mitarbeitern. Das Zentrum für Neurologie hat mit seiner zertifizierten Akut- und Reha-MS-Klinik eine national herausragende Stellung in der MS-Behandlung über Niedersachsen hinaus.

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Die Krankheit lässt noch viele Fragen unbeantwortet und ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient so unterschiedlich, dass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen. Aus diesem Grund ist MS auch als „Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ bekannt. Prof. Dr. med. Obermann erläuterte bei dem Gespräch mit Wulff und den MS-Betroffenen die Fortschritte, die es bei der Krankheit in den vergangenen Jahren weltweit gab. „Es ist erfreulich, zu sehen, wie viele Behandlungsmöglichkeiten es inzwischen gibt, um das Leben mit MS, mit der Diagnose für die Betroffenen besser zu gestalten und Krankheitsschübe zu verzögern“, sagte Wulff. Im Gespräch mit dem Alt-Bundespräsidenten erzählten MS-Betroffene von ihrem Leben und Umgang mit der Krankheit. Volker Hüffermann, Schatzmeister der DMSG Niedersachsen, ist seit 2003 an MS erkrankt, noch berufstätig und ehrenamtlich aktiv. Auch Martina Bartlomeizick aus Wolfsburg, seit 2004 mit der Diagnose MS konfrontiert, engagiert sich ehrenamtlich bei der DMSG Niedersachsen. „Es ist wichtig, die Betroffenen emotional aufzufangen“, sagt sie. Karen Reichert, Mitglied der Wolfsburger Kontaktgruppe der DMSG Niedersachsen, erkrankte bereits 1994 an MS: „Wenn man den langen Zeitraum der Erkrankung bei mir bedenkt, geht es mir dafür hervorragend“, berichtete sie.

Christian Wulff erzählte von seiner familiären Verbindung zu MS. Seine Mutter erkrankte in den 1970-er Jahren an MS. „Da gab es Situationen, die man nicht vergisst“, berichtete der Schirmherr der DMSG aus seiner Kindheit.