Northeim. Die Polizei durchsuchte am Donnerstagmorgen die Wohnung eines mutmaßlichen Trickbetrügers im Landkreis Northeim und nahm den 35-Jährigen fest.

Bei einer Festnahme- und Durchsuchungsaktion gegen einen mutmaßlichen Trickbetrüger haben am Donnerstagmorgen Ermittler des Landeskriminalamts Baden-Württemberg sowie Einsatzkräfte aus Niedersachsen die Wohnung eines Tatverdächtigen im Landkreis Northeim durchsucht. Der 35-jährige Deutsche wurde festgenommen, gegen ihn hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart Haftbefehl beantragt. Dies erklärte die Polizeiinspektion Northeim am Donnerstag im Rahmen einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Stuttgart und des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg.

Die Durchsuchungen und die Festnahme erfolgten aufgrund eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Abteilung Organisierte Kriminalität und der speziell eingerichteten Ermittlungsgruppe (EG) „Trust“ beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg. An dem Einsatz waren auch Spezialeinheiten beteiligt.

Der Tatverdächtige steht im Verdacht, Mitglied einer organisierten Bande zu sein, die arbeitsteilig, konspirativ und hochprofessionell zusammenwirkt, um gutgläubige, ältere Menschen mit der Betrugsmasche „Falsche Polizeibeamte“ ganz erheblich zu schädigen. Bei der Durchsuchung am Donnerstag wurde umfangreiches Beweismaterial, darunter Speichermedien, Schmuck, Schlagringe und Mobiltelefone sichergestellt. Der Festgenommene wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart dem zuständigen Haftrichter vorgeführt.

Die Betrüger geben sich am Telefon als Polizeibeamte aus und setzen ihre Opfer solange unter Druck, bis diese Bargeld und ihren Schmuck, teilweise ihr gesamtes Vermögen, zur angeblich sicheren Verwahrung bei der Polizei zur Abholung einfach vor die Haustür legen oder Fremden übergeben. Am Telefon gaukeln die Betrüger oft dieselbe Masche vor, wie beispielsweise, in der Nachbarschaft der Opfer seien Einbrecher festgenommen worden und auf einer aufgefundenen Liste stünde auch die Adresse des Opfers.

Die organisierten Tätergruppierungen agieren aus Call-Centern im Ausland und rufen täglich tausende Seniorinnen und Senioren mit altmodisch klingenden Vornamen an. Allein in Baden-Württemberg sind 2018 über 7.000 Fälle derartiger Anrufe bekannt geworden. Zwar bleiben davon über 97 Prozent im Versuchsstadium stecken, jedoch erbeuteten die Betrüger in den verbleibenden 180 Fällen fast sieben Millionen Euro.

Spezielle Ermittlungsgruppen bei den regionalen Polizeipräsidien sowie beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg ermitteln mit Hochdruck, um die Täter zu identifizieren und festzunehmen. Ein weiteres Ziel der Ermittler ist es, auch die Hintermänner im Ausland dingfest zu machen.

Die Polizei rät

Um sich vor falschen Polizeibeamten zu schützen, gibt die Polizei folgende Tipps: Die Polizei ruft niemals unter dem Polizeinotruf 110 an – die Polizei verlangt niemals am Telefon, dass Geld und Wertsachen herausgegeben werden – bei Anrufen den Hörer sofort auflegen, wenn: das Telefonat und die Angelegenheit geheim gehalten werden sollen, schnelle Entscheidungen getroffen werden sollen, Kontakt mit Fremden aufgenommen werden soll, persönliche Daten, Bargeld, Schmuck oder Wertgegenstände herausgegeben werden sollen.

Die Polizei rät, in diesen Fällen die 110 zu wählen und den verdächtigen Anruf zu melden.

Zudem heißt es vonseiten der Polizei: Benutzen Sie nicht die Rückruffunktion, da Sie sonst wieder bei dem Anrufer und Täter landen könnten. Lassen Sie sich am Telefon nicht ausfragen. Geben Sie keine Auskünfte zu Ihren persönlichen und finanziellen Verhältnissen. Beraten Sie sich mit Ihrer Familie oder Personen, denen Sie vertrauen.