Duderstadt. Hans Georg Näder sprach im Interview mit Uwe Graells über 100 Jahre Ottobock, eine Kindheit im Eichsfeld und Zukunftspläne.

Gab es in der Anfangszeit als Firmenchef auch manchmal so etwas wie Angst vor der Verantwortung, vor Zukunftsthemen? Hat man, wenn man sich fallen lässt und vielleicht mal fünf Minuten allein in seinem Büro ist, die Zeit, um solch einem Gedanken nachzuhängen?

Das ist so ein bisschen genetische Prägung. Also zur Angst: Wir waren bei Ottobock immer mit unternehmerischem Mut ausgestattet. Das habe ich bei meinen Eltern gelernt. Sie haben nie gemäkelt, sondern wenn es schwierig war, nach einer Lösung gesucht, waren immer positiv. Natürlich sind 1.000 Leute viel, und damals war das noch eine größere Verantwortung als heute. Heute ist das gelernt, eingespielt; und ob ich nun Chef von 8.000 Leuten bin oder von 20.000 Leuten – da verändert sich grundlegend nicht viel. Damals war meine Gemengelage: Tochter geboren, geheiratet, Grenzöffnung, Chef geworden: alles innerhalb von zwölf Monaten. Meine Ehe nach zwei Jahren schon zerbrochen. Meine Frau ist dann nach Sylt gezogen in unser Haus, und Julia, die ältere Tochter, ist auf Sylt groß geworden. Das waren schon spannende Zeiten, inklusive Verhandlungen mit der Treuhand, mit Rückkauf Königsee, mit Wiedervereinigung. Das waren höchstwahrscheinlich die turbulentesten Zeiten bisher in meinem Leben, weil so viel parallel passiert ist.