Duderstadt. Krankenhaus schafft mit festen Ansprechpartnern und interdisziplinärem Knowhow die Weiterentwicklung der Strukturen für ethische Fallbesprechungen.

Die Möglichkeiten der modernen Medizin stellen alle an der Behandlung Beteiligten immer häufiger vor schwierige Entscheidungen: Oft stehen dabei Risikoabwägungen oder auch Überlegungen der ethischen Vertretbarkeit im Raum. Ist immer eine medizinisch maximale Versorgung angebracht, oder überfordert sie in Einzelfällen den Patienten, weil sein Leiden dadurch verlängert wird? Viele Patienten selbst, aber auch deren Angehörige sowie die betreuenden Mitarbeiter des Krankenhauses sind mit solchen Fragen belastet.

Lebensverlängernde Maßnahmen wie beispielsweise Beatmung und Ernährung müssen ebenso abgewogen werden, wie Ziele und Möglichkeiten der Behandlung unter Berücksichtigung des Patientenwillens. Den gilt es oft erst zu ermitteln, da viele Menschen ihre Vorstellungen, Überzeugungen und Wünsche noch nicht in einer eigenen Patientenverfügung festgelegt haben.

Gemeinsam Lösungen finden

Zur Beratung von Patienten, Angehörigen und Krankenhauspersonal unterstützt das Ethikkomitee des St. Martini Krankenhauses in Duderstadt bei schwierigen Behandlungssituationen und bietet Hilfe an, um gemeinsam Lösungen zu finden, die von den Beteiligten mitgetragen und verantwortet werden können. „Jeder kann das Komitee ansprechen“, erklärt Pflegedienstleiterin Katrin Magerkurth, die den Vorsitz des Komitees übernommen hat.

Die Geschäftsleitung von St. Martini in Duderstadt, Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen, hat sich mit der Berufung des Ethikkomitees für eine Institutionalisierung der bisher durchgeführten ethischen Fallbesprechungen entschieden. „Damit wird eine feste, unabhängige, interdisziplinäre Beratungsstruktur unter Hinzuziehung externer Expertise geschaffen, deren Ansprechpartner bekannt sind und von jedem angesprochen werden können, der Orientierung bei der Lösung ethischer Probleme benötigt“, erklärt der Ärztliche Direktor Dr. Udo Iseke.

Neben der Beratung in schwierigen Entscheidungssituationen und der Moderation von ethischen Fallbesprechungen soll das Komitee die Geschäftsleitung künftig auch in ethischen Grundsatzfragen beraten und wird Fortbildungen zu ethischen Themen organisieren. Lydia Ballhausen vom Sozialdienst hat auch diesbezüglich eigens die Weiterbildung zur Ethikberaterin im Gesundheitswesen absolviert. „Unsere Arbeit ist keine verpflichtende Handlungsanweisung für die medizinische und pflegerische Betreuung, sie dient der Orientierung und Entscheidungsfindung“, stellt Gerhard von Hugo klar. Der Jurist ist Direktor des Duderstädter Amtsgerichtes und bringt als einer der beiden „externen“ Komitee-Mitglieder seine Erfahrung und juristische Expertise in die Beratungsarbeit mit ein.

Neben ihm engagiert sich Propst Bernd Galluschke ehrenamtlich in dem Komitee. Er erklärt: „Es erfordert Mut, Gottes Wort und das eigene Gewissen bei schwierigen Entscheidungen gegeneinander abzuwägen. Das Ethikkomitee gehört für mich fest zum Profil eines christlichen Krankenhauses.“ Der Dechant unterstreicht seine Motivation: „Ich habe St. Martini als Ort kennengelernt, an dem sich die Menschen in gegenseitigem Respekt begegnen und mit gutem Gewissen handeln. Das möchte ich mit meinem Engagement im Ethikkomitee unterstützen.“

Im Ethikkomitee St. Martini engagieren sich der Ärztliche Direktor und Chefarzt Dr. Udo Iseke, Pflegedienstleiterin Katrin Magerkurth, Schwester M. Carolá Brun, Chefarzt Oliver Groß, Chefarzt Dr. Patrick Jung, Lydia Ballhausen vom Sozialdienst, Amtsgerichtsdirektor Gerhard von Hugo und Propst Bernd Galluschke.

Wochentags von 8 bis 14 Uhr ist immer eines der Komiteemitglieder über die Telefonnummer 05527- 842-350 oder per E-Mail an ethik@kh-dud.de erreichbar.