Göttingen. Mit dem MRE-Netzwerk Südniedersachsen sollen Strukturen zur Bekämpfung hygienerelevanter Erreger geschaffen werden.

„Wir sind nicht die ersten, und sicher nicht die letzten“, sagte Eckart Mayr, Leiter des Gesundheitsamts Göttingen, während der Gründungsveranstaltung des MRE-Netzwerks im Göttinger Hotel Freigeist.

Die Zahlen von europaweit 670. 000 Erkrankten und 33.000 Toten durch multiresistente Keime sprächen eine deutliche Sprache, so Mayr. „Früher sind Menschen mit der Angst vor Schmerzen ins Krankenhaus gegangen, heute haben sie Angst vor der Infektion mit resistenten Keimen.“ Das jetzt gegründete Netzwerk soll über möglichst viele medizinischen Einrichtungen der Landkreise Göttingen und Northeim hinweg gespannt werden. Zu Beginn aber waren vor allem die Krankenhäuser in Südniedersachsen aufgefordert, sich als Netzwerkpartner zu beteiligen. Zwanzig Häuser mit ihren etwa 4.000 Betten hatten ihre leitenden Mediziner zur Gründungsveranstaltung entsandt. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen Altenheime, Ambulante Dienste, Rettungsdienste und auch niedergelassene Ärzte den Kreis deutlich erweitern.

Auf Strukturen zurückgreifen

Beim Aufbau kann das MRE-Netzwerk auf die Strukturen der Gesundheitsregion Südniedersachsen zurückgreifen, in der ohnehin ein Großteil der Akteure bereits organisiert ist. In einem ersten Schritt soll bereits im Januar eine Arbeitsgruppe Regeln definieren und Themenschwerpunkte festlegen. Es sei wichtig, realistische Ziele zu definieren, so Matthias Pulz, Präsident des Landesgesundheitsamts. Es sei in seinen Augen sinnvoll, zu schauen, was sich in anderen Regionen bewährt habe, riet Pulz den Südniedersachsen. Dazu gehöre auch, dass der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) als verantwortliche Stelle fungieren und ein fester Ansprechpartner benannt werden müsse.

Vielerorts habe sich zudem die Einführung eines Hygienesiegels als Anreiz bewährt. Außerdem gelte es, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. Für Göttingen sei das sicherlich die enge Anbindung an die Wissenschaft, so Pulz. Einen Vorgeschmack auf die Effektivität einer solchen Kooperation gab Oberarzt Martin Kaase vom Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG. So hilft die wissenschaftliche Betrachtung des Themas, um ihm die Emotionalität zu nehmen. Es gebe eine Vielfalt an multiresistenten Keimen. Das Gros sei aber nicht aggressiver als sensible Bakterien. Ein Verlauf ohne Symptome komme daher auch bei MRE häufiger vor als eine Infektion. Allen gemein sei aber die eingeschränkte Therapiemöglichkeit.

Und so wünscht sich Mayr als Ergebnisse der Netzwerkarbeit: „Wir brauchen eine breite Streuung von Fachwissen, eine Verbesserung der Kommunikation und die Vermeidung von Überreaktionen.“ Dabei komme es auf die Mitarbeit der Partner an, denn Hilfe oder finanzielle Unterstützung von der öffentlichen Hand werde es kaum geben. „MRE-Netzwerke sind gewünscht, aber eben nicht gefordert.“