Niedeck/Göttingen. Der Rotmilan ist in anderen Regionen selten, in Südniedersachsen sieht man ihn regelmäßig. Für den Schutz der Tiere gibt es ein Programm, zwei, die mitmachen, wurden jetzt ausgezeichnet.

Zwei von acht Preisen bundesweit sind in die Rotmilan-Hochburg Südniedersachsen gegangen: Dort wird besonders viel für den Schutz des Greifvogels getan. Die Landwirt-Familie Traupe aus Niedeck und die Niedersächsischen Landesforsten wurden für das Schutzprojekt „Rotmilan – Land zum Leben“ ausgezeichnet.

In der Region Südniedersachsen sieht man ihn noch häufig am Himmel, den Rotmilan. In anderen Regionen aber macht er sich rar. „Hier ist das Kerngebiet seiner Verbreitung”, sagt Ute Grothey vom Landschaftspflegeverband. Sie hat die Urkunden Ende Oktober an die beiden Preisträger übergeben.

Seit fünf Jahren gibt es das Rotmilanprojekt im Landkreis, etwa 200 Landwirte machen bereits mit. Andreas Traupe und sein Sohn Arne sind einer der Betriebe und sie nahmen, gemeinsam mit Axel Pampe vom Forstamt Reinhausen die Auszeichnung entgegen. „Hier in der Region ist der Bestand der Vögel seitdem stabil“, sagt Ramona Bayoh vom Landschaftspflegeverband.

Milane umkreisen Bauern

Das bestätigt Andreas Traupe: „Wenn ich auf dem Acker bin und pflüge, umkreisen mich oft bis zu 20 Vögel”, erzählt der Landwirt. „Das macht Spaß, wir Landwirte hier in der Gemeinde Gleichen kennen das schon.“ Die Milane, die er eigentlich als „Angsthasen“ bezeichnet, hätten vor Treckern keinen großen Respekt. Sie fliegen bereits an, wenn Traupe mit seinem Fahrzeug den Hof verlässt. „Die Vögel wissen ganz genau, dass sie besser an Mäuse kommen, wenn ich pflüge oder mähe“, so der Bauer.

Die Traupes sind seit Beginn des Milanprojektes im Landkreis Göttingen mit von der Partie. „Im nächsten Jahr bestellen wir 15 Hektar Fläche mit Leguminosen, in diesem Jahr waren es zehn“, sagt Arne Traupe. Die Pflanzen dienen als Grünfutter für die rund 200 Milchkühe des Betriebes. Das erste Mal werden die Pflanzen im Frühsommer gemäht. „Dann finden die Milane sonst nur wenig Futter für ihre Jungen“, so Bayoh. Wenn Raps und Getreide auf den Feldern stehen, sind Nager für die Vögel kaum auszumachen. Wird die Luzerne gemäht, schon. Dann flüchten die Nager – direkt vor die Schnäbel der Greifvögel.

Diese Agrar-Umweltmaßnahme ist nur eine der Möglichkeiten für Landwirte oder Waldbesitzer, mit Fördergeldern etwas für die Natur zu tun. Eine zweite ist der Schutz der Brutgebiete im Wald. Wenn sie brüten, sind die Vögel empfindlich für Störungen. Deshalb haben die Landesforsten für ihre, aber auch die Genossenschaftswälder, die sie betreuen, ebenfalls Schutzmaßnahmen umgesetzt. In einem Umkreis von etwa 100 Metern um den Horst, so erklärt Pampe, werden dort zur Brutzeit keine Waldarbeiten ausgeführt.

Wirtschaften nah an der Natur

„Das Leguminosen-Modell ist toll, es passt in den Kreislauf der anderen Nutzungen“, sagt Axel Traupe. Anfangs sei er zwar skeptisch gewesen, heute aber sei er begeistert. Wie gut die Grünfutterpflanzen mit den Verhältnissen auf den nicht gerade optimalen Böden oberhalb des Gartetals klar kommen, hat der Sommer 2018 gezeigt: „Die Trockenheit hat ihnen wenig ausgemacht“, so der Landwirt.

Mit dieser Anbauart kehre man zurück zu dem, wie schon die Vorfahren gewirtschaftet haben. An Traupes Wohnzimmerwand hängen die Porträts der früheren Bauern-Generationen. Traupe ist ein Freund davon, den Kreisläufen der Natur gemäß zu wirtschaften.

200 Betriebe machen mit

„Im Landkreis nehmen mehr als 200 weitere landwirtschaftliche Betriebe an Agrarumweltmaßnahmen auf dem Acker und auf dem Grünland teil. So werden auf rund 3.800 Hektar Fläche Naturschutzmaßnahmen umgesetzt – das entspricht fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Damit nimmt der Landkreis eine Spitzenposition in ganz Niedersachsen ein“, so Grothey.

Immerhin ist Südniedersachsen eine bundesweite Rotmilan-Hochburg. Markenzeichen des Rotmilans ist sein gegabelter Schwanz und sein rostrotes Gefieder.