Göttingen. Ein junger Mann verkaufte einer Göttinger Bank gefälschte Goldbarren. Ein Schaden für die Kunden sei nicht entstanden, teilte ein Sprecher mit.

Der Fall des jungen Mannes, der im Alter von 18 Jahren der Sparkasse Göttingen Falschgold im Wert von 300.000 Euro angedreht haben soll, macht bundesweit Schlagzeilen. Die Bundesbank in Frankfurt erklärte, ein vergleichbarer Fall sei ihr nicht bekannt.

Banken kauften Gold im Regelfall nur unter Vorbehalt an und ließen es zunächst prüfen, bevor sie den Gegenwert ausbezahlten, sagte ein Bundesbank-Sprecher. Auch die Staatsanwaltschaft Göttingen zeigte sich erstaunt. „Von einem derartigen Fall habe ich noch nie gehört“, teilte Sprecher Andreas Buick mit. Seine Behörde hat den heute 20-jährigen Verkäufer wegen gewerbsmäßigen Betruges angeklagt, dessen Mutter wegen versuchten Betruges.

Nach dem Verhandlungsauftakt am Mittwoch vor dem Göttinger Amtsgericht wollen nun Richter, Staatsanwältin und Verteidigung das weitere Vorgehen beraten. Die Richterin kündigte an, „zeitnah“ einen Termin zur Fortsetzung des Verfahrens anzusetzen.

Wann ein Urteil fällt, ist noch unklar. Das Verfahren sei ausgesetzt, sagte Amtsgerichts-Sprecher Stefan Scherrer. Es müssten noch Details zum Schaden ermittelt werden, der der Göttinger Bank tatsächlich entstanden sei. Offen sei zudem, wie hoch der Schaden anderer Geldinstitute ist, an die Teile des falschen Goldes weiterverkauft worden seien sollen. Laut Staatsanwaltschaft hat der damals 18-jährige Realschulabsolvent ab Ende September 2016 der Bank in zehn Fällen gefälschte Goldbarren und -münzen verkauft. Die Fälschungen habe er zuvor auf der Internet-Auktionsplattform Ebay für wenig Geld ersteigert.

Zum Auftakt, so die Staatsanwaltschaft, verkaufte der Mann der Sparkasse am 29. September 2016 vier Barren und eine Krügerrand-Münze. Dafür kassierte er knapp 5.800 Euro. Vom eigenen Erfolg angestachelt, habe er bis Ende November die Sparkasse noch neun weitere Male aufgesucht. Dabei habe er mal 20, mal 40 und in einem Fall sogar 80 Barren vermeintliches Gold verkauft. Von den gut 300.000 Euro, die er insgesamt kassierte, hatten die Behörden noch etwa 183.000 Euro sicherstellen können.

So überprüft man Gold

Seit Jahren wird im Internet Falschgold in Form standardisierter und in Plastik eingeschweißter Barren angeboten. Dabei werden Barren aus Kupfer, Messing, Wolfram oder anderen Metallen mit einer dünnen Schicht Gold überzogen und dann billig angeboten, oftmals angebliche „Dekorationsstücke“. Fachleute könnten derartiges Falschgold durch eine visuelle Überprüfung, eine Klangprobe und weitere sensorische Prüfungen relativ schnell und einfach erkennen, erklärte ein Bundesbank-Sprecher. „Weitere Prüfmöglichkeiten sind die elektrische Leitfähigkeit, die Ultraschallprüfung oder die Bestimmung der spezifischen Dichte“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesbank.

Warum die Göttinger Sparkasse auf solche Prüfungen verzichtete, soll nun auch in der Verhandlung am Amtsgericht geklärt werden. Eine mögliche Erklärung: Die gefälschten Barren waren in täuschend echt aussehenden Verpackungen eingeschweißt.

Die Bank wollte am Donnerstag „mit Blick auf das laufende Verfahren und das junge Alter eines der Angeklagten“ zu den Vorfällen keine näheren Angaben machen. Ein Sprecher erklärte nur, das Strafverfahren gehe auf Initiative seines Geldinstituts zurück. Kunden der Bank sei kein Schaden entstanden.