Berlin. Die Deutschen blicken laut einer Umfrage skeptisch auf die Sicherheit der Rente. Am jüngsten Reformpaket der Regierung gibt es heftige Kritik der Arbeitgeber.

Eine klare Mehrheit hält die Rente in Deutschland einer Umfrage zufolge langfristig nicht für sicher. Nach der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild am Sonntag“ sind 72 Prozent der Auffassung, dass die Rente auf lange Sicht eher unsicher ist. 21 Prozent halten die Rente eher für sicher, sieben Prozent äußerten sich nicht.

83 Prozent sprachen sich in der Umfrage dafür aus, dass auch Beamte, Freiberufler und Politiker in die allgemeine Rentenversicherung einzahlen. Eine weitere Erhöhung des Rentenalters über die bislang beschlossene Anhebung auf 67 Jahre hinaus wollen demnach nur acht Prozent - 53 Prozent sprachen sich für eine Absenkung aus. 75 Prozent der Befragten vertraten die Auffassung, die Renten in Deutschland seien zu niedrig. Insa hatte für die Erhebung am 4. und 5. April insgesamt 1045 Personen befragt.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger bekräftigte seine Kritik am jüngsten Rentenpaket der Bundesregierung. Er sei „fassungslos, dass der Bundesarbeitsminister jetzt noch einmal massiv die Rentenausgaben erhöhen will, obwohl wir vor dem größten Alterungsschub stehen, den es jemals in Deutschland gegeben hat“, sagte Dulger der „Bild am Sonntag“. „Das Rentenpaket II sollte umgehend gestoppt werden. Es ist unfair und ungerecht, in den nächsten 20 Jahren 500 Milliarden Euro mehr für die Rente auszugeben.“

Reformpaket umstritten

Die Bundesregierung will das Rentenniveau stabilisieren und den erwarteten Anstieg der Rentenbeiträge abbremsen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten ein Reformpaket präsentiert, mit dem das Rentenniveau von 48 Prozent auch für die Zukunft garantiert werden soll. Das Rentenniveau sagt aus, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der exakt 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet hat.

Laut Gesetzentwurf würden die Rentenausgaben bis 2045 ohne Reform von derzeit 372 Milliarden Euro im Jahr auf 755 Milliarden steigen - durch die geplante Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent dürften sie sogar auf rund 800 Milliarden steigen. Um den erwarteten Anstieg der Beitragssätze etwas abzudämpfen, soll die Finanzierung auf ein zusätzliches Standbein gestellt werden. Mit der Gründung eines milliardenschweren Kapitalstocks auf dem Aktienmarkt will die Ampel-Regierung der Rentenversicherung eine neue Finanzierungsquelle erschließen.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, hält die Finanzierung eines Rentenniveaus von 53 Prozent für möglich, wie sie der „Bild am Sonntag“ sagte. Sie fordert unter anderem eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und die Einbeziehung von Beamten, Selbstständigen und Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung.