Wolfsburg. Der Fall des Wolfsburger Grizzlys-Kapitäns ist ein Beispiel für die oft unterschätzte Gefahr durch Kopfverletzungen.

Karriereende nach Gehirnerschütterung: Nun ereilte auch einen prominenten Wolfsburger Profi-Sportler das Schicksal. Tyler Haskins, Kapitän des Eishockey-Erstligisten Grizzlys Wolfsburg, muss die Schlittschuhe trotz Vertrags bis 2020 an den Nagel hängen. Das Aus des US-Amerikaners ist ein Schock für den Klub und seine Fans.

Am Montagvormittag schickten die Grizzlys die traurige Mitteilung raus. Haskins hatte bereits seit Ende Januar verletzt gefehlt, den Grund dafür hatten die Verantwortlichen bislang geheimgehalten. Haskins war zwischenzeitlich zur Untersuchung in die USA gereist. Das Ergebnis und die Konsequenz daraus hatte er aber nur mit einem kleinen Kreis in Wolfsburg geteilt, um seine Teamkollegen in der wichtigsten Phase der Saison nicht zusätzlich zu belasten.

„Das ist sehr, sehr traurig. Er ist ein echtes Vorbild auf dem Eis und abseits des Eises.“
„Das ist sehr, sehr traurig. Er ist ein echtes Vorbild auf dem Eis und abseits des Eises.“ © Sebastian Furchner, Grizzlys-Profi, zum Aus von Tyler Haskins.

Nach dem Ausscheiden in den Play-offs am vergangenen Freitag platzte nun die Bombe. Teamgefährte Sebastian Furchner, einer der wenigen bereits zuvor Eingeweihten, trieb es die Tränen in die Augen, als er darüber sprach. „Tyler ist nicht nur ein Mannschaftskollege, sondern auch ein Freund. Das ist sehr, sehr traurig. Er ist ein echtes Vorbild auf dem Eis und abseits des Eises“, sagte der Vize-Kapitän sichtlich berührt.

Aus Angst vor Spätfolgen durch zu viele Gehirnerschütterungen im Laufe der Karriere hört Haskins auf. „Tylers Arzt hat ihm dazu geraten, die Karriere aufgrund der mehrfachen und jüngsten Gehirnerschütterungen zu beenden. Es ist nicht vorhersehbar, was passiert, wenn er sich eine weitere Gehirnerschütterung zuziehen würde“, erklärte Grizzlys-Manager Charly Fliegauf.

Gehirnerschütterungen im Sport sind keine Seltenheit. In den vergangenen Jahren wuchs die Bedeutung der Prävention und richtigen Behandlung, nachdem zuvor immer öfter Fälle von Gehirnschäden als Spätfolgen bei ehemaligen Profisportlern – vor allem Football- und Eishockey-Spielern aus Nordamerika – bekanntgeworden waren. In Deutschland sorgte das Schicksal Stefan Ustorfs für Schlagzeilen. Der frühere Profi und Nationalspieler der Eisbären Berlin musste aufgrund einer erneuten Kopfverletzung Ende 2011 seine Laufbahn beenden und leidet seitdem unter den Spätfolgen.

Diesen Vorfall nahm die Deutsche Eishockey-Liga zum Anlass, ihre Spieler besser zu schützen. Seit 2012 gibt es vorgeschriebene Untersuchungen und einheitliche Reha-Programme für Profis nach Gehirnerschütterung. Maßgeblich daran beteiligt waren und sind die Mannschaftsärzte der Grizzlys, Dr. Wolfgang Klein und Dr. Axel Gänsslen. Sie sind Sprecher der Initiative „Schütz Deinen Kopf! Gehirnerschütterung im Sport“.