Braunschweig. In unserer Region lähmen Orkanböen den Zug- und Straßenverkehr. Polizei und Feuerwehr rücken hundertfach aus.

Der schwerste Orkan seit elf Jahren hat am Donnerstag bundesweit den Fernverkehr der Deutschen Bahn lahmgelegt. Sie ließ Züge aus Sicherheitsgründen nicht mehr fahren. Im Sturm „Friederike“ kamen mindestens vier Menschen ums Leben. In einigen Bundesländern fiel die Schule aus, auch in unserer Region schlossen viele Schulen und Kitas vorzeitig. Mehrere Flughäfen strichen Flüge, auch in Hannover.

Der Sturm, der von Westen her über Deutschland fegte, ist laut dem Deutschen Wetterdienst der schwerste Sturm seit 2007. Auf dem Brocken wurden in der Spitze Orkanböen von 203 km/h gemessen. „Damit haben wir nach Kyrill wieder einen Orkan der Königsklasse. Allerdings war Kyrill in der Fläche heftiger als Friederike“, sagte DWD-Sturmexperte Lars Kirchhübel.

In Braunschweig wurden laut DWD am frühen Nachmittag orkanartige Böen mit 106 km/h gemessen, in Süpplingen im Kreis Helmstedt Böen mit 112 km/h. In Salzgitter gab es einzelne Orkan-Böen mit bis zu 140 km/h.

In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Menschen um. Auf einem Campingplatz am Niederrhein wurde ein 59-Jähriger von einem Baum erschlagen. In einer Sturmböe verlor ein Mann im westfälischen Lippstadt bei einem Verkehrsunfall sein Leben.

In Bad Salzungen in Thüringen wurde ein Feuerwehrmann von einem umstürzenden Baum getötet. Bei Ortrand nahe der Grenze von Brandenburg zu Sachsen prallte ein LKW-Fahrer gegen eine Autobahn-Leitplanke und starb.

Unsere Region kam relativ glimpflich davon. Zwischen Harz und Heide gab es laut Polizei-Lagedienst bis zum Abend keine Verletzten. Mülleimer, Bretter und Äste flogen durch die Straßen. Schäden entstanden, weil Bäume entwurzelten, der Sturm Dächer abdeckte. Im Harz knickten Bäume um wie Streichhölzer.

Bis zum Abend gingen bei der Polizei zwischen Harz und Heide wegen des Sturms 725 Notrufe ein, die Beamten rückten 210 Mal aus. Außerdem musste die Feuerwehr hundertfach raus. Alleine in Braunschweig gab es bis zum späteren Nachmittag 100 Einsätze.

In Wolfsburg sind gestern rund 1000 Fahrgäste der Deutschen Bahn gestrandet. Die Bahn stoppte wegen des Sturms zwei ICE im Hauptbahnhof. Für rund 400 Fahrgäste wurde ein Hotelzug bereitgestellt. Außerdem richtete die Stadt ein ehemaliges Flüchtlingsheim im Gewerbegebiet Heinenkamp als Notunterkunft ein.

Auf der A39 zwischen den Anschlussstellen Nord und Watenstedt kippte ein Sattelauflieger mit Leergut um. Die Autobahn bei Salzgitter musste ab 16 Uhr voll gesperrt werden.

Regionalbahnen verkehrten zum Teil noch, der Enno-Zug zwischen Braunschweig und Wolfsburg fuhr mit verringerter Geschwindigkeit.

Vielerorts wurden Schulen geschlossen – ebenso wie Zoos und Museen. Der Braunschweiger Zoo schloss um 14 Uhr. „Es waren heute auch vorher keine Besucher da, nicht mal unsere Stammgäste“, sagte Edith Wilhelm vom Zoo. Zur Sicherheit brachten die Mitarbeiter die Tiere in die Ställe.