Berlin. Nach der Union stellt auch die SPD ihre Minister für die neue Regierung vor. Was qualifiziert sie für ihre neuen Ämter? Eine Analyse.

Am Mittwoch beginnt Angela Merkels vierte Amtszeit. Sicher ist: Die vierte Amtszeit wird nicht einfacher als die ersten drei. Doch ist Merkels Kabinett dafür gerüstet? Was bringen ihre Minister mit ins Amt?

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (59) hat nicht nur breiten Sachverstand im Gepäck, als bisheriger Chef des Kanzleramts und zuletzt geschäftsführender Finanzminister. Altmaier ist vor allem Merkels Vertrauter und Feuerwehrmann: Sie ruft immer dann nach Altmaier, wenn es brenzlig wird – so musste der Saarländer das CDU-Wahlprogramm schreiben, als Generalsekretär Peter Tauber damit allein nicht zurechtkam, und er musste die Koordination der Flüchtlingskrise übernehmen, als Innenminister Thomas de Maizière überfordert wirkte.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (45) kommt aus einer Winzerfamilie in Rheinland-Pfalz und ist inzwischen ausreichend sattelfest bei den Großbaustellen in ihrem Ressort – von der EU-Agrarförderung über den Glyphosat-Streit bis zum Tierwohllabel.
Von 2009 bis 2011 war die CDU-Politikerin Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (59) ist auf dem zweiten Bildungsweg zur Wehrexpertin geworden, Seminar „Trial and Error“. Im Verteidigungsministerium kennt sie sich nach vier Jahren aus – für Frauen längst kein Exotendasein mehr. Wenn sie zum Nato-Gipfel reist, trifft von der Leyen sieben Kolleginnen. Für die CDU-Frau sprechen ihre Erfahrung, ihre Durchsetzungsstärke, ihre Medienpräsenz. Viele Militärs aber fremdeln mit ihr.

Innenminister Horst Seehofer (68) nennt sich „Erfahrungsjurist“. So viel zum Rüstzeug des Verfassungsministers. Ansonsten gehört der CSU-Chef zu den Politikern, denen man nachsagt, sie hätten schon hinter jedem Busch gesessen. Für ihn war das Innenressort nach Finanzen und Soziales nur dritte Wahl. Kein Wunder, dass Seehofer das Amt mit zusätzlichen Kompetenzen für Bau und Heimat veredelte. Der bayerische Politiker weiß, wie es sich anfühlt, Angela Merkel zu dienen, von 2005 bis 2008 war er schon in ihrem Kabinett. Aber weiß er auch, was er sich zumutet? Ein Innenminister, sagt ein Vorgänger, „hat jede Nacht das Handy am Bett“.

Gesundheitsminister Jens Spahn (37) gehört zu den Ministern im neuen Kabinett, die sich schon lange sehr gut in ihrem Fachgebiet auskennen. Der Mann aus dem Münsterland war von 2009 bis 2015 gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sein forsches Buch über die Digitalisierung in der Medizin steht unter dem Motto „Datenschutz ist etwas für Gesunde“. Weil Spahn als möglicher Merkel-Nachfolger gilt, wird sich der ehrgeizige CDU-Mann aber auch weiterhin lauthals mit anderen Themen zu Wort melden.

Bildungsministerin Anja Karliczek (46) hat wenig politische Erfahrung mit Exzellenz-Initiativen, BAföG-Reformen oder Pisa-Studien. Die CDU-Politikerin überzeugte Merkel durch ihre zupackende Art und ihre Bildungsbiografie: Karliczek hat zunächst Bankkauffrau und Hotelfachfrau gelernt, dann BWL im Fernstudium abgeschlossen, drei Kinder großgezogen und Azubis im familieneigenen Hotel betreut.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (43) war bisher CSU-Generalsekretär – ein Job, der ihm automatisch einen Platz im Kabinett gesichert hat. Auf diesem Weg war auch sein Vorgänger Alexander Dobrindt Minister geworden. Das Ressort ist für die Bayern wichtig, damit die PKW-Maut ganz bestimmt kommt und der Diesel-Skandal nicht so gefährlich wird für die bayerische Autoindustrie. Scheuer hat sogar fachliche Expertise: Er war in seinem jetzigen Ministerium von 2009 bis 2013 schon Staatssekretär.

Entwicklungsminister Gerd Müller (62) gehört zu den wenigen Ministern, die bleiben dürfen, was sie sind, und ohne Unterbrechung seit dem ersten Merkel-Kabinett dabei sind – 2005 zunächst als Staatssekretär. Spätestens seit der Flüchtlingskrise ist er „Muttis“ Liebling. Als die CSU im Chor „Obergrenze“ rief, war der Entwicklungshilfeminister so frei, sich nicht der Linie unterzuordnen. Mit seiner Arbeit hat er parteiübergreifend Lob eingeheimst.