Rom. Papst Franziskus hat zu Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges aufgerufen. FDP-Politikerin Strack-Zimmermann reagiert empört.

Nach mehr als zwei Jahren Krieg in der Ukraine hat Papst Franziskus zu Verhandlungen aufgerufen. „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Wochenende vorab veröffentlichen Interview des Schweizer Fernsehens. Der Papst nannte dabei keine der beiden Konfliktparteien Russland oder beim Namen.

„Schämen Sie sich nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird“, so der Papst weiter. An anderer Stelle in dem Interview betonte er: „Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.“ Der Pontifex verwies auf Vermittlungsangebote verschiedener Seiten, beispielsweise der Türkei. Auch der Vatikan selbst versucht seit Kriegsbeginn zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln – bislang ohne Erfolg.

Papst Franziskus.
Papst Franziskus. © DPA Images | Andrew Medichini

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Ukraine-Krieg: Papst zum „Mut der weißen Fahne“

Papst-Sprecher Matteo Bruni widersprach Darstellungen, der Papst habe die Ukraine in dem Interview zur Kapitulation aufgefordert. Das Gespräch wurde nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders RSI bereits Anfang Februar geführt. Darin wird Franziskus auch nach Forderungen aus der Ukraine nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ gefragt, was andere als Legitimation der stärkeren Seite sähen. Darauf antwortet der Papst allgemein: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“

In der Ukraine wurde der Begriff der „weißen Fahne“, den der Papst gebrauchte, als Aufforderung zur Kapitulation verstanden und löste erboste Reaktionen aus. „Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigung der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausende Menschen tötet“, schrieb der frühere Abgeordnete und Vizeinnenminister Anton Heraschtschenko im Netzwerk X (früher Twitter).

Der ehemalige ukrainische Botschafter in Österreich, Olexander Scherba, nannte den Papst mit einem Bibelwort einen „Kleingläubigen“. Offizielle Kiewer Stellen äußerten sich nicht. Die Ukraine lehnt Verhandlungen ab, solange Russland die besetzten Gebiete nicht wieder freigibt. Schon aus früheren Papstäußerungen haben die Ukrainer das Gefühl, dass Franziskus mehr Verständnis für Russland aufbringt als für ihr angegriffenes Land.

Strack-Zimmermann kritisiert Papst-Äußerungen zur Ukraine: „Ich schäme mich als Katholikin“

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat empört auf Äußerungen von Papst Franziskus zur Ukraine reagiert. „Bevor die ukrainischen Opfer die weiße Flagge hissen, sollte der Papst laut und unüberhörbar die brutalen russischen Täter auffordern, ihre Piraten-Fahne - das Symbol für den Tod und den Satan - einzuholen“, sagte Strack-Zimmermann unserer Redaktion. „Und warum in Gottes Namen verurteilt er nicht die verbale mörderische Hetze von Kyrill I., Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche und Ex-KGB-Agent, dem ukrainischen Volk gegenüber?“ Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses fügte hinzu: „Ich schäme mich als Katholikin, dass er das unterlässt.“

Sahra Wagenknecht, Co-Vorsitzende ihrer Partei BSW, verteidigte den Papst hingegen. „Die Aufforderung des Papstes, endlich Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs aufzunehmen, ist mutig und klug“, sagte Wagenknecht dieser Redaktion. „Anders als die Bellizisten aus Union, Grünen und FDP, die unser Land mit Taurus-Lieferungen direkt zur Kriegspartei machen möchten, nimmt Papst Franziskus die Friedensbotschaft des Christentums ernst.“ Die Kritik an ihm sei respektlos und vielfach unter der Gürtellinie. „Im Ukraine-Krieg wird schon lange nicht mehr gewonnen, sondern nur noch gestorben“, so die Parteivorsitzende.