Berlin. Bei den Wahlen in Hessen und Bayern kann sich die Partei deutlich steigern. Ein altes Rekordergebnis könnte die AfD damit übertreffen.

Wie groß die Hoffnungen der AfD auf diesen Sonntag war, konnte man schon vor Tagen beim Mitgliedermagazin der Partei nachlesen: In Hessen und Bayern, hieß es da mit Ausrufezeichen kurz vor den Wahlen, habe man jetzt die Chance, die "Erfolgswelle" fortzusetzen.

Auf dieser Welle schwimmt die Partei derzeit im Bund. Deutschlandweite Umfragen sehen sie seit Wochen stabil bei über 20 Prozent, in den ostdeutschen Flächenländern würde aktuell sogar rund jeder Dritte AfD wählen.

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Und zumindest zum Teil ist die Welle offenbar auch nach Westdeutschland geschwappt. Erste Hochrechnungen sahen am Sonntagabend deutliche Gewinne für die Partei von Tino Chrupalla und Alice Weidel in beiden Bundesländern.

In Hessen sah es am Abend danach aus, dass die Partei vor den Sozialdemokraten unter Bundesinnenministerin Nancy Faeser und den Grünen unter Vize-Ministerpräsident Tarek Al-Wazir Platz zwei holt. Schon 2018 hatte die AfD hier 13 Prozent geholt, dieses Mal konnte sie das noch steigern.

In Bayern konkurriert die AfD mit den Freien Wählern

Robert Lambrou, Spitzenkandidat der AfD in Hessen, hatte im Wahlkampf versucht, die Partei als "bürgerlich-konservativ" zu präsentieren. Das verfing offenbar, und das, obwohl schon sein Co-Landeschef Andreas Lichert nicht nur Mitglied des offiziell aufgelösten Flügels war, sondern auch als Sympathisant der Identitären Bewegung gilt.

Anders als Lambrou hatte das bayerische Spitzenduo der AfD, Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm, in den Wochen vor der Wahl auf harte Töne gesetzt: gegen Migration und Migranten, gegen CSU-Chef Söder, gegen die Ampel-Koalition in Berlin. Es war der Versuch, sich Platz zu verschaffen im rechten Teil des politischen Spektrums, wo es in Bayern enger zugeht als in anderen Bundesländern.

Denn gerade mit den Freien Wählern konkurriert die AfD dort um Wählerinnen und Wähler. So weit geht das, dass AfD-Vertreter sich Berichten zufolge hinter vorgehaltener Hand beklagten, Aiwanger und seine Leute würden ihnen "die Sprüche klauen".

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Trotz dieser Konkurrenz konnte die Partei in Bayern offenbar mehr Menschen von sich überzeugen als noch bei der vergangenen Wahl, im Vergleich zu den 10,2 Prozent von 2018 verbesserte sie sich laut ersten Prognosen um mehrere Prozentpunkte. Am Abend zeigten die Hochrechnungen ein enges Rennen um den zweiten und dritten Platz zwischen Grünen und AfD, und nur wenig Abstand zu den Freien Wählern dahinter.

Damit bewegt sich die AfD auf oder sogar über dem Niveau ihres bisher besten Ergebnisses in einem westdeutschen Bundesland (15,1 Prozent 2016 in Baden-Württemberg).

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Alice Weidel erklärt die Wahlen zur "Quittung" für die Ampel

Profitiert hat die Partei dabei offenbar von der Unzufriedenheit vieler Menschen mit der aktuellen Migrationspolitik. So gaben in Bayern laut Infratest dimap 9 von 10 AfD-Wählern an, dass sie die Partei wählen würden, damit die Regierung ihren Kurs auf diesem Gebiet ändere. Und fast ebenso viele sagten, es sei ihnen egal, dass die AfD als rechtsextrem gelte, solange sie die richtigen Themen anspreche.

Parteichefin Weidel erklärte die Abstimmungen bei X (ehemals Twitter) zu einer "Quittung" für die Politik der Ampel-Koalition in Berlin. Koalitionsoptionen hat die AfD allerdings in keinem der beiden Länder – das haben alle anderen Parteien ausgeschlossen.

Gescheitert ist die AfD am Sonntag an einem ganz anderen Ort: in Bitterfeld-Wolfen. Dort hatte AfD-Kandidat Henning Dornack in der ersten Runde der Oberbürgermeister-Wahl fast fünf Prozentpunkte Vorsprung vor dem CDU-Amtsinhaber Armin Schenk geholt. Doch in der Stichwahl setzte der sich deutlich durch: Schenk holte 53,82 Prozent der Stimmen, Dornack 46,18 Prozent. Die AfD wartet damit weiterhin darauf, dass einer ihrer Kandidaten ein Oberbürgermeisteramt gewinnt.