Berlin. In vielen Bundesländern gilt mittlerweile eine Photovoltaik-Pflicht. Auf landeseigenen Gebäuden geht der Ausbau aber nur langsam voran.

Er spielt eine wichtige Rolle für die Energiewende: Strom aus Sonnenkraft, erzeugt durch Photovoltaik-Anlagen. Die Gesamtanzahl solcher Anlagen in Deutschland steigt immer weiter an. Laut Statistischem Bundesamt waren bis November vergangenen Jahres knapp 2,5 Millionen Solaranlagen auf privaten und gewerblichen Gebäuden installiert. Doch nicht nur dort kann Photovoltaik genutzt werden. Auch öffentliche Bauten bieten theoretisch großes Potenzial für die erneuerbare Energie – gleichzeitig könnten die Länder mit gutem Beispiel vorangehen und die Energiewende vorantreiben.

Doch nicht in allen Bundesländern wird das Potenzial gleichermaßen genutzt. Eine Kleine Anfrage der SPD in Baden-Württemberg ergab Anfang des Jahres, dass dort bis Ende 2022 nur knapp 2,8 Prozent der landeseigenen Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet waren. Insgesamt waren demnach nur auf 222 von knapp 8000 Objekten Solar-Anlagen installiert, was einer Fläche von rund 130.000 Quadratmetern entspricht.

Von dem erst im vergangenen Jahr vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) angekündigten Ziel, bis 2030 alle landeseigenen Gebäude mit Solaranlagen auszustatten, ist das südliche Bundesland damit noch weit entfernt. Von Seiten der SPD gibt es dafür scharfe Kritik – auch weil es in Baden-Württemberg seit 2022 eine Photovoltaik-Pflicht sowohl für Neubauten im Nichtwohnbereich als auch neue Wohngebäude gibt.

Solar-Ausbau: Nur teilweise Informationen über bebaubare Fläche

In den anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Das ergab eine Abfrage dieser Redaktion bei den zuständigen Ministerien. In Niedersachsen, das es sich zum Ziel gemacht hat, alle öffentlichen Gebäude bis 2035 klimaneutral zu bewirtschaften, wurden nach Angaben des Finanzministeriums von 2013 bis 2022 nur 35 Photovoltaik-Anlagen errichtet. Bei insgesamt 5500 Objekten wäre der Bau von Solaranlagen auf einer Fläche von 1.444.000 Quadratmetern potenziell möglich – auch wenn die tatsächlich geeignete Fläche aufgrund von statischen oder baulichen Faktoren geringer ausfalle, so das Ministerium.

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Das Nachbarland Sachsen-Anhalt besitzt insgesamt 3469 Gebäude, von denen allerdings nur 969 durch den Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement verwaltet werden. Nach Angaben des Finanzministeriums wurden bisher nur auf fünf davon, also auf 0,5 Prozent der Objekte, Photovoltaik-Anlagen installiert. Eine magerere Quote, selbst wenn nach Angaben des Ministeriums ein größerer Teil der Gebäude nicht für die Solar-Nutzung geeignet sei.

In Bayern immerhin 40 Prozent aller geeigneten Gebäude ausgestattet

Nur minimal höher ist der Anteil in Sachsen, wo bis Ende 2022 auf 39 von rund 2100 landeseigenen und durch das sächsische Immobilien- und Baumanagement verwalteten Gebäuden Solaranlagen installiert wurden. Das entspricht einer Quote von rund 1,9 Prozent. 24 weitere Anlagen sind laut Immobilienmanagement in Planung.

Im Saarland sind aktuell 16 Photovoltaik-Anlagen auf landeseigenen Gebäuden installiert. Bei insgesamt knapp 800 Objekten käme das Land damit auf eine Quote von knapp zwei Prozent. Unklar ist allerdings, wie viele dieser Gebäude grundsätzlich nicht für die Installation in Frage kämen. Diese Zahl werde aktuell noch ermittelt, teilte das Ministerium mit. Das Land Schleswig-Holstein verwaltet insgesamt 981 landeseigene Gebäude, von denen nach Auskunft des Finanzministeriums bisher nur 42 mit Solaranlagen ausgestattet wurden – ein Anteil von 4,3 Prozent.

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n vielen Bundesländern ist nur ein Bruchteil der landeseigenen Gebäude mit Solaranlagen ausgestattet. © dpa | Marijan Murat

Etwas weiter ist Bayern, das auf rund 520 staatlichen Gebäuden Photovoltaikanlagen betreibt. Bei insgesamt 10.866 landeseigenen Objekten entspricht das einem Anteil von 4,8 Prozent. Allerdings zählen unter die 10.866 Objekte laut Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr alle „baulichen Anlagen“ – dazu gehören auch Objekte, die per se nicht für Solar in Frage kommen, etwa Burgmauern und Funktürme. Insgesamt seien deswegen nur 1300 Bauten auch tatsächlich für Solaranlagen geeignet. Betrachtet man nur diese, liegt der Anteil der mit Photovoltaik ausgestatteten Gebäude bei knapp 40 Prozent.

Hessen kommt auf einen Anteil von 6.1 Prozent aller Gebäude

Thüringen kommt immerhin auf eine Quote von knapp fünf Prozent. Hier sind laut Finanzministerium aktuell auf 48 von 840 Gebäuden Solar-Anlagen installiert, von denen fünf noch nicht in Betrieb sind. Ein größerer Teil der Dächer sei allerdings ebenfalls nicht für den Ausbau geeignet, so das Ministerium. In Hamburg gibt es nach aktuellen Informationen der Finanzbehörde 1155 städtische Gebäude. 59 davon sind derzeit mit Solaranlagen ausgestattet, bei vier weiteren ist der Ausbau in Arbeit. Damit kommt Hamburg auf rund 5,1 Prozent. Eine Analyse, wie viele der 1155 Gebäude tatsächlich für den Ausbau geeignet sind, gibt es noch nicht.

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In Hessen wurde erst im November eine Erneuerung des Energiegesetzes beschlossen, die vorsieht, dass landeseigene Gebäude verpflichtend mit Solaranlagen ausgestattet werden müssen. Bisher ist das Land davon allerdings noch weit entfernt. Mit 620 Liegenschaften wird ein Großteil der landeseigenen Gebäude vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen bewirtschaftet. Bis 2022 waren davon insgesamt 38 Gebäude mit Solaranlagen ausgestattet – ein Anteil von 6,1 Prozent. Dazu kommen die hessischen Hochschulen, bei denen bereits neun von 14 Liegenschaften mit Solaranlagen versehen sind.

Solar-Ausbau: Keine Daten aus Nordrhein-Westfalen

Etwas besser steht aktuell Brandenburg da, wo die meisten Gebäude vom Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen verwaltet werden. Von diesen insgesamt 184 Liegenschaften waren bis Ende 2022 zwölf mit Solaranlagen ausgestattet. Damit kommt Brandenburg auf einen Anteil von 6,5 Prozent. In Bremen sind bislang nach Angaben des Finanzministeriums 17 Anlagen auf landeseigenen Gebäuden in Betrieb – wie hoch der Anteil der landeseigenen Gebäude insgesamt ist, teilte das Finanzministerium nicht mit.

Auf eine deutlich höhere Zahl installierter Solaranlagen kommt die Bundeshauptstadt. In Berlin ist derzeit auf 130 der insgesamt 414 durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH verwalteten Wirtschaftseinheiten Photovoltaik installiert. Damit käme Berlin auf rund 31 Prozent. Allerdings gilt diese Angabe für Wirtschaftseinheiten, die auch aus mehreren Objekten bestehen können. Eine genaue Anzahl der mit Solaranlagen ausgestatteten Gebäude existiert laut Immobilienverwaltung nicht.

Noch weniger Informationen gibt es aktuell aus Nordrhein-Westfalen: Entsprechende Daten würden derzeit in einer Anfrage des Landtags erhoben, teilte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW mit. Deswegen könne aktuell keine Auskunft erteilt werden.