Berlin/Boston. Mehrere US-Politiker des Repräsentantenhauses in Massachusetts haben einen ungewöhnlichen Gesetzesentwurf für Häftlinge entwickelt.

Es klingt ein bisschen wie aus einem Science-Fiction-Film: Im US-Bundesstaat Massachusetts haben mehrere Politiker einen Gesetzentwurf vorgestellt, mit dessen Hilfe Gefängnisinsassen ihre Haftstrafe um bis zu ein Jahr verkürzen können – indem sie ihre Organe oder Knochenmark spenden. Darüber berichtet das US-Portal "Insider".

Das Repräsentantenhaus von Massachusetts hat das "Gesetz zur Einrichtung des Knochenmark- und Organspendeprogramms für inhaftierte Personen in Massachusetts" (Bill HD.3822) noch nicht verabschiedet. Die Demokratin Judith Garcia rechtfertigte den Vorstoß damit, dass in Massachusetts 5000 Personen auf eine Organspende warten würden. Sie schreibt auf einer Grafik, die sie auf Twitter veröffentlichte: Der Gesetzentwurf solle bei "inhaftierten Menschen die körperliche Autonomie wiederherstellen".

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Schwarze und hispanische US-Bürgerinnen und -Bürger seien überproportional unter denjenigen, die auf eine Organspende warten. Und es gebe keinen offiziellen Weg für Inhaftierte, um beispielsweise einem Angehörigen ein Organ zu spenden.

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Organspende von Inhaftierten: Kritik an Gesetzentwurf

Kritik an dem Vorschlag bleibt dennoch nicht aus. Kevin Ring, Präsident der gemeinnützigen Organisation "Families Against Mandatory Minimums", sagte gegenüber dem "Insider": "Es ist diese Art von Idee, dass wir eine Klasse von Untermenschen haben, deren Organe wir einfach ernten können. Nur weil sie nicht so sind wie wir. Und weil sie verzweifelt nach Freiheit lechzen, sodass sie einwilligen es zu tun."

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Ring saß selbst wegen Korruption zwanzig Monate im Gefängnis. Gegenüber dem "Insider" gesteht er, dass er alles dafür getan hätte, um seine Haftstrafe zu reduzieren. Der Gesetzesvorschlag fühle sich für Ring wie eine Zwangsidee an, die die "Verzweiflung ausbeutet". Er verweist darauf, dass es Programme gebe, die das Rückfallrisiko unter Inhaftieren verringern solle. Eine Drogentherapie, eine Berufsausbildung – das führe zu Rehabilitation.

Rechtshilfegruppe: Organspende sei Nötigung

Eine Rechtshilfegruppe bestätigte dem "Insider", dass die Absicht hinter dem Gesetz durchaus sinnvoll sei: nämlich die Probleme der Rassenungleichheit anzugehen und die Notwendigkeit von Organspenden herauszustellen. Aber der Lösungsvorschlag sei nicht durchdacht, weil er wie eine Nötigung wirke.

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Ring glaubt nicht, dass das Gesetz Wirklichkeit wird. Auf Twitter schreibt er: "Ich gebe ihm keine Chance." Nicht zuletzt in den sozialen Medien hat es teilweise heftige Kritik an der Idee gegeben.