Berlin. Der Digitalpakt der Bundesregierung fällt bei den Direktoren an Gymnasien durch: Anträge zu kompliziert, zu wenig externe IT-Hilfe.

Viele Schulleiter an Gymnasien sind enttäuscht vom Digitalpakt der Bundesregierung. Knapp zehn Prozent der Gymnasien haben immer noch keine Mittel aus dem Digital-Pakt erhalten, das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des Deutschen Philologenverbandes und der Bundesdirektorenkonferenz, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt. Mit dem Pakt will der Bund die Länder und Gemeinden mit Investitionen beim Aufbau einer digitalen Infrastruktur an Schulen unterstützen, für einen Zeitraum von fünf Jahren sollen 6,5 Milliarden Euro ausgegeben werden.

Aus Sicht der befragten 365 Schulleiter an Gymnasien aus ganz Deutschland sei das Verfahren immer noch zu kompliziert. 80 Prozent von ihnen gaben an, dass sich das Verfahren nicht vereinfacht habe. 14 Prozent der Schulleiter und Schulleiterinnen stellten fest, dass sich an ihren Schulen immer noch nur Lehrkräfte nebenbei um die Instandhaltung der IT kümmerten. Insgesamt würden aber 85 Prozent die Hilfe von externen Dienstleistern in Anspruch nehmen.

Lehrer an Gymnasien: Nur jeder Fünfte hat einen Rechner von der Schule bekommen

20 Prozent mussten die Frage, ob alle Lehrkräfte an ihrer Schule bereits ein digitales Endgerät bekommen haben, mit „Nein“ beantworten. Noch schlechter sei die digitale Unterversorgung bei den Referendaren: 44 Prozent der Direktoren gaben an, dass noch keiner ihrer Lehrer in Ausbildung mit einem digitalen Endgerät von der Schule ausgestattet worden sei.

„Der Digitalpakt hat eine Wunde offengelegt, die es an den Schulen schon immer gab: Wir werden zwischen Kommune/Schulträger und dem eigenen Dienstherrn (Land) bei manchen Sachverhalten aufgerieben“, sagte Arnd Niedermöller, Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz. „Der Digitalpakt ist gut gemeint, aber schlecht gemacht“, sagte Niedermöller.

Die IT an Schulen wird zu häufig von Mathe-Lehrern instandgehalten

Susanne Lin-Klitzing vom Philologenverband forderte, dass sich Kultus- und Finanzpolitiker aus Bund, Ländern und Kommunen an einen Tisch setzen, „um endlich funktionierende Abläufe für den zielgerichteten Mittelabfluss“ herzustellen. „Durch den Rost fallen ganz offensichtlich auch immer noch die angehenden Lehrkräfte: Denn selbstverständlich müssen alle jungen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit einem digitalen Endgerät ausgestattet werden. Und die Gymnasien brauchen ihre Mathematik- und Informatiklehrer für den Unterricht und nicht für die Instandhaltung der IT“, sagte Lin-Klitzing.

Berlin: Hier geht es den Referendaren am schlechtesten mit der IT

Im Land Berlin haben laut Umfrage zwölf Prozent der Gymnasien keine Mittel aus dem Digitalpakt erhalten. Auch haben in Berlin 61 Prozent der Referendare und Referendarinnen noch kein digitales Endgerät ihrer Schule enthalten.

Niedersachsen ist besser als der Bundesdurchschnitt

Im Bundesland Niedersachsen ist die Situation hingegen besser als im Bundesdurchschnitt: Knapp 97 Prozent der Gymnasien in Niedersachsen haben bereits Mittel aus dem Digitalpakt erhalten. Aber auch die niedersächsischen Schulleitungen beklagen, das immer noch zu komplizierte Antragsverfahren. Knapp ein Viertel der niedersächsischen Schulleitungen klagte, dass die Datenverbindung an ihren Gymnasien nicht stabil sei. In einem Drittel der Fälle sei sie sogar nicht ausreichend für guten Unterricht.