Berlin. Eine neue Studie zur Rente zeigt: Viele Deutsche fürchten, im Alter zu wenig Geld zu haben – aber sie tun oft nicht genug dagegen.

Corona-Krise, steigende Energiepreise und die hohe Inflation schränken die Bundesbürger finanziell ein. Die meisten bewerten ihre persönliche wirtschaftliche Lage noch gut. Doch die Menschen sorgen sich darum, im Alter nicht genug Geld zu haben, wie eine repräsentative Studie des Bankenverbands ergab. Selbst Jüngere fürchten sich danach vermehrt vor Altersarmut – beschäftigen sich aber kaum damit, Geld zurückzulegen.

Wer um die Gefahren weiß, kann sich schützen – doch gerade Berufsanfänger und jene, die erst ein paar Jahre berufstätig sind, kümmern sich kaum darum, für später zu sparen. Nur 18 Prozent geben an, sich bisher ernsthaft mit der persönlichen Altersvorsorge beschäftigt zu haben. 57 Prozent vernachlässigen das Thema. Dabei fürchten 38 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Altersarmut. Deutlich mehr als vor zwei Jahren: Damals waren es nur 20 Prozent.

Altersvorsorge: Sparpläne entfalten Wirkung erst nach 20 bis 30 Jahren

Gerade die Jüngeren hätten Zeit, privat vorzusorgen. Denn etwa Sparpläne entfalten ihre volle Wirkung meist nach 20 bis 30 Jahren. Selbst wenn monatlich nur kleine Beiträge eingezahlt werden, kommt einiges an Geld zusammen.

Warum Altersvorsorge die Jüngeren bisher kaum interessiert, ist unklar. Ein Grund sind sicherlich geringe Kenntnisse. Experten fordern schon länger, bereits in der Schulzeit damit zu beginnen, mehr Wirtschafts- und Finanzwissen zu vermitteln.

Nicht nur die Jüngeren sorgen sich um die finanzielle Zukunft, ohne etwa dagegen zu tun. Über alle Altersgruppen haben sich der Studie zufolge nur 41 Prozent damit befasst, wie sie für die Rente vorsorgen können. Im Vergleich zum Jahr 2020 (56 Prozent) ein sehr geringer Wert. „Besorgniserregend ist, dass sich immer weniger Menschen mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen. Und das, obwohl sie sich der Probleme bewusst sind“, sagt Henriette Peucker, Vizechefin des Bankenverbandes.

Rente: Jetzt gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Ruhestand

So nimmt die Zahl derjenigen zu, die sich um ihr finanzielles Auskommen im Ruhestand sorgen. „Das gilt insbesondere für die über 60-Jährigen. Waren es vor zwei Jahren knapp ein Drittel der Befragten, die sich um Altersarmut Gedanken machten, so sind es jetzt bereits mehr als die Hälfte. Ein Grund dafür ist die steigende Inflation“, sagt Peucker. Es trifft auch die Jüngeren. 44 Prozent derjenigen, die zwischen 30 und 59 Jahren alt sind, schätzen, dass es ihnen im Alter finanziell nicht gut gehen wird. Vor zwei Jahren waren es 30 Prozent.

Dass das Geld im Alter nicht reicht, ist kein neues Phänomen. Ein Grund ist die Art des deutschen Rentensystems, ein weiterer der Wandel der Bevölkerungsstruktur. Heute tragen die Beschäftigten mit ihren Beiträgen an die gesetzliche Rentenversicherung die aktuellen Renten. Das funktioniert so lange, wie viele Beschäftigte für wenige Rentner aufkommen. Allerdings gehen jetzt die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Künftig müssen weniger Beschäftigte für noch mehr Rentner aufkommen.

Private Altersvorsorge: Immer mehr Beschäftigte legen Geld zurück

In der Vergangenheit hat die Bundesregierung deshalb schon private Altersvorsorge gefördert, bei der die Beschäftigten Geld für ihre Rente zurücklegen, etwa über besondere Aktiensparpläne im Zuge eines sogenannten Riester-Vertrags. Viele Unternehmen bieten auch eine betriebliche Altersvorsorge zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung an.

Dass das recht erfolgreich war, zeigt sich in der Umfrage des Bankenverbands. Danach beziehen 90 Prozent derjenigen, die heute bereits im Ruhestand sind, eine gesetzliche Rente oder Pension. 28 Prozent haben eine betriebliche Altersvorsorge, 16 Prozent eine private. Von den über 50-Jährigen, die noch arbeiten, beziehen später 85 Prozent eine gesetzliche Rente, 44 Prozent bekommen Geld aus der betrieblichen Vorsorge und 41 Prozent haben zusätzlich etwas zurückgelegt. Aussagen über die Höhe macht die Studie des Bankenverbands nicht.

Aktienrente: Bundesregierung stellt 10 Milliarden Euro bereit

Die Bundesregierung will die gesetzliche Rentenversicherung stärken und ihr nach dem Vorbild anderer Staaten erlauben, einen Teil der Beiträge in ausgewählten Aktien und anderen Papieren anzulegen, um so von den Kurssteigerungen und Gewinnausschüttungen zu profitieren. Auch wenn die Märkte derzeit schwächeln – langfristig gesehen haben sie seit dem Zweiten Weltkrieg zugelegt. Für die sogenannte Aktienrente stellt die Bundesregierung zum Start zehn Milliarden Euro bereit.

Für den Bankenverband reicht das nicht aus. „Die Weiterentwicklung der gesetzlichen Rente mit der neu eingeführten Aktienrücklage ist dabei ein erster Schritt“, sagt Peucker. „Der zweite Schritt muss sein, das langfristige Wertpapiersparen im Rahmen der privaten Altersvorsorge noch attraktiver zu machen.“

Infas Quo hat im Auftrag des Bankenverbands im vergangenen August 1322 deutschsprachige Personen über 16 Jahre befragen lassen. Die Ergebnisse sind repräsentativ.