Berlin. Nach einem rassistischen Vorfall äußert sich Präsident Macron. Selbst eine rechte Partei unterstützt den betroffenen Abgeordneten.

Nach einer Äußerung eines rechtspopulistischen Politikers gegenüber einem linken schwarzen Abgeordneten in der französischen Parlamentssitzung reagierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag. Er sei "erschüttert" über den als rassistisch eingeordneten Kommentar, die Worte seien sowohl im Plenarsaal als auch außerhalb "inakzeptabel", so Macron.

Der Zwischenfall ereignete sich in der Parlamentssitzung, als der schwarze Abgeordnete Carlos Martens Bilongo von der linkspopulistischen Partei La France Insoumise (LFI) während einer Sitzung der Nationalversammlung über das "Drama der illegalen Einwanderung" sprach. Der Abgeordnete der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN), Grégoire de Fournas, sagte daraufhin "Qu'il retourne en Afrique" – auf Deutsch: "Soll er doch nach Afrika zurückkehren". Carlos Martens Bilongo ist Sohn kongolesisch-angolanischer Eltern.

Der Vorfall hatte im Parlament für schnelle Reaktionen gesorgt: Nach einigen Minuten der Verwirrung beendete die Präsidentin der Nationalversammlung die Sitzung "angesichts der Schwere der Ereignisse". Eine solche Unterbrechung ist äußerst selten.

Die Abgeordneten Grégoire de Fournas (Rassemblement National, linkes Foto) und Carlos Martens Bilongo (La France Insoumise)
Die Abgeordneten Grégoire de Fournas (Rassemblement National, linkes Foto) und Carlos Martens Bilongo (La France Insoumise) © AFP PHOTO / ASSEMBLEE NATIONALE 2022

Frankreich: Parteichef fordert Ausschluss aus dem Parlament

De Fournas räumte seine Äußerung später vor der Presse ein – allerdings gab der Parlamentarier an, mit "er" das derzeit im Mittelmeer befindliche Rettungsboot einer Hilfsorganisation gemeint zu haben. Im Französischen ist das möglich, da das grammatische Geschlecht des Wortes Boot anders als im Deutschen männlich ist. Gleichzeitig erklärte de Fournas, er stehe "absolut" hinter der Äußerung, dass "Migrantenboote nicht in europäische Hafen gelangen sollen".

Carlos Martens Bilongo erklärte, die RN-Abgeordneten "verdrehen die Worte, um das durch nichts zu Rechtfertigende zu rechtfertigen". Er sei "dermaßen traurig", so auf seine Hautfarbe verwiesen zu werden. "Ich wurde in Frankreich geboren, ich bin französischer Abgeordneter, ich hätte nicht gedacht, dass ich heute in der Nationalversammlung beleidigt werden würde", so Bilongo.

Auch Premierministerin Elisabeth Borne äußerte sich erschüttert. "Der Rassismus hat keinen Platz in unserer Demokratie", erklärte Borne. LFI-Chef Jean-Luc Mélenchon verlangte im Onlinedienst Twitter de Fournas' Ausschluss aus dem Parlament.

Frankreich: Selbst Rechte distanzieren sich von de Fournas

Selbst die rechte Republikaner-Partei stellte sich hinter Bilongo: "Unser Kollege repräsentiert Frankreich", twitterte Aurélien Pradié von Les Républicains. sein Parteikollege Olivier Marleix ergänzte: "Der Rassismus unterscheidet die Extrem-Rechten von den Rechten", behauptete er.

Unterstützung bekam de Fournas am Ende nur von den Mitgliedern seiner eigenen Partei. "Die von unseren politischen Gegnern geschaffene Polemik ist primitiv und wird die Franzosen nicht täuschen", erklärte RN-Chefin Marine Le Pen auf Twitter.

De Fournas selbst schrieb Carlos Martens Bilongo, seine Äußerung sei missverstanden worden und er bedauere es, "wenn Sie sich dadurch verletzt gefühlt haben". Seiner Verantwortung kann er sich dadurch nicht entziehen: Am Freitag muss sich der RN-Politiker in den Räumen der Nationalversammlung für seine Äußerungen erklären. (afp/reba)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.