London. Der Vertraute von Boris Johnson ist der Vorsitzende des Unterhauses – und EU-Hasser. Er kultiviert das Image des Oberklassen-Engländers.

Ein Schläfchen machen, während die Abgeordneten über die Zukunft der Nation debattieren: Deutlicher hätte Jacob Rees-Mogg seine Verachtung kaum zeigen können. Wer ist der Mann, der sich im Unterhaus so lässig in die Bankecke legt?

Bevor ihn Premier Boris Johnson zum „Leader of the House“ machte, der für ihn die Parlamentsgeschäfte organisiert, war Jacob Rees-Mogg der bekannteste Brexit-Hardliner im Unterhaus. Seine Position als Chef der European Research Group kombiniert er mit seinem Image: gelassen, distinguiert, altmodisch – so mögen ihn seine Fans.

Vermögender Katholik und Eliteschule-Absolvent

Rees-Mogg ist fast die Karikatur eines Oberklassen-Engländers. Geboren als Sohn des früheren Chefredakteurs der „Times“, trat er im Alter von fünf Jahren der Konservativen Partei bei. Als Zehnjähriger erbte er 50 Pfund, die er in Aktien investierte. Fortan beklagte er auf Jahreshauptversammlungen zu niedrige Dividenden.

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Erzogen wurde Rees-Mogg in der privaten Eliteschule Eton, danach besuchte er das Trinity College in Oxford. Er ist verheiratet mit der Aristokratin Helena de Chair, deren Familienvermögen auf 45 Millionen Pfund geschätzt wird. Das Paar hat sechs Kinder, die – soweit männlich – nach Päpsten oder katholischen Heiligen benannt wurden. Der Jüngste heißt Sixtus Dominic Boniface Christopher.

Vom Kindermädchen erzogen worden

Rees-Mogg brüstet sich, nie eine Windel gewechselt zu haben, das sei Aufgabe des Kindermädchens. Besagtes Kindermädchen ist seit 50 Jahren in der Familie und hat Rees-Mogg, wie er zugab, „zu dem Mann gemacht, der er ist“. Sie zog mit ihm auch in seinen ersten Wahlkampf. Das war 1997 im schottischen Wahlkreis Central Fife und wurde ein Flop. Kein Wunder: Mit der Nanny am Steuer seines Mercedes besuchte er seine Arbeiterklasse-Wähler und klagte hinterher noch, dass er deren Akzent nicht verstehen könne.

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Rees-Mogg sieht die EU als Feind der britischen Staatenfamilie, die europäische Integration als Angriff auf die nationale Souveränität. Er bekämpft die Freizügigkeit und die künftige Zuständigkeit des EU-Gerichtshofs in Streitfällen zwischen Großbritannien und der EU; sein Land würde so „zum Vasallenstaat“. Dieser Hohepriester des Brexits schaut Boris Johnson auf die Finger – ob der Brexit auch hart genug ausfällt.

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