Wagenknecht: Rückzug aus der eigenen "Aufstehen"-Bewegung
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Berlin. Im September gründeten Sahra Wagenknecht mit Oskar Lafontaine “Aufstehen“. Nun zieht sich die Linken-Politikerin schon wieder zurück.
Es soll eine linke Sammlungsbewegung werden, mit klaren Zielen als politische Alternative zu den Volksparteien und auf der anderen Seite der AfD. Sahra Wagenknecht hatte noch vor wenigen Wochen über ihre weiteren Pläne mit „Aufstehen“ gesprochen – nun tritt sie aus der Spitze zurück, will anderen das Feld überlassen.
„Wir brauchen eine Neuaufstellung an der Spitze von „Aufstehen““, sagte Wagenknecht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» („FAS“). Demnach sollten sich die Parteipolitiker „zurücknehmen, das betrifft auch mich selbst. Sie waren mit ihren Erfahrungen anfangs notwendig. Aber jetzt ist es richtig, Verantwortung abzugeben.“
Gründung der „Aufstehen“-Bewegung erst im September – mit Ehemann Oskar Lafontaine
Wagenknecht hatte die Bewegung zusammen mit ihrem Ehemann Oskar Lafontaine Anfang September 2018 gegründet, um linke Wähler zu erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben. Nach eigenen Angaben haben sich bereits 170.000 Unterstützer gefunden, vier Wochen nach der Gründung seien es bereits 100.000 gewesen.
Anders als bei politischen Parteien muss man keinen Mitgliedsbeitrag zahlen und kann sich einfach im Internet anmelden. Bereits sechs Wochen nach der Gründung hatte Lafontaine gesagt, er sehe noch „Luft nach oben.“
Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht
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Basis kann Bewegung besser voranbringen – und Wagenknecht will sich nicht übernehmen
Wagenknecht sagte der „FAS“ (Bezahlinhalt), die Bewegung könne „besser leben, wenn sie denen übergeben wird, die sie an der Basis ohnehin tragen“. In ihrer eigenen Partei stießen Wagenknecht und Lafontaine auf viel Ablehnung. Die Spitzen von SPD und Grünen reagierten ebenfalls skeptisch.
Wagenknecht sagte der Zeitung nun, sie werde die Bewegung weiter unterstützen, etwa durch öffentliche Auftritte. „Aber ich muss auch sehen, welches Arbeitspensum ich schaffe. Dass ich jetzt zwei Monate krankheitsbedingt ausgefallen bin, hatte auch mit dem extremen Stress der letzten Jahre zu tun. Da muss ich eine neue Balance finden.“
Wagenknecht räumt Fehleinschätzungen ein: Parteien mögen ihre Sackgassen zu sehr
Die Linken-Fraktionschefin gestand auch Fehleinschätzungen ein. „Die Parteien, die wir ansprechen wollten, haben sich eingemauert“, sagte sie der „FAS“. Für viele ihrer Forderungen habe es keine Mehrheiten im Bundestag gegeben – aus dieser Sackgasse habe sie mit der Sammlungsbewegung herauskommen wollen.
„Aber die Parteiführungen von SPD und Linker fühlen sich in der Sackgasse offenkundig so wohl, dass sie die Chance, die „Aufstehen“ mit seiner großen Resonanz bedeutet hat, ausgeschlagen haben“, bilanzierte sie. (ses/dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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