Berlin. Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn wollen Angela Merkel im CDU-Vorsitz nachfolgen. Wer hilft ihnen dabei?
Nach der überraschenden Ankündigung von CDU-Chefin Angela Merkel musste für die drei Kandidaten, die ihr an der Spitze der Partei nachfolgen wollen, alles sehr schnell gehen. Zeit, ein ganzes Wahlkampf-Team zusammenzustellen, gar eine Strategie auszutüfteln, blieb nicht.
Die Tage bis zum Parteitag in Hamburg, wo am 7. Dezember ein neuer Parteichef gewählt wird, sind knapp. Deswegen sind die Macher hinter den drei Bewerbern zahlenmäßig überschaubar und den dreien zum Teil schon lange bekannt.
• Annegret Kramp-Karrenbauer:
Die Saarländerin baute mit ihrem Amtsantritt als Generalsekretärin im Februar 2018 die CDU-Zentrale um. An die Spitze der Abteilung „Politische Planung“ rückte Nico Lange, ein enger Vertrauter AKKs, wie sie in Berlin genannt wird. Der Politik-Berater war zuvor in Saarbrücken „Bevollmächtigter für Innovation und Strategie“ in der Staatskanzlei unter der Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer.
Der Basketball-Fan und Experte für die Ukraine hält sich zwar gerne im Hintergrund, doch er ist der mächtigste Spindoktor im Team AKK. Lange ist auch stellvertretender Bundesgeschäftsführer der CDU, lässt das Amt aber für die Zeit des Wahlkampfs um den Parteivorsitz ruhen.
Die 56 Jahre alte AKK hatte sich auch eine neue Pressesprecherin ins Adenauer-Haus geholt; Christiane Schwarte muss nun allerdings vor allem den Übergang in den nächsten Wochen moderieren, denn auch AKK legte ihr Amt als Generalsekretärin aus Fairnessgründen weitgehend nieder.
Schwarte und ihr Team sind zuständig für die Regionalkonferenzen und den Parteitag, firmieren zurzeit also eher als Pressesprecher des langjährigen CDU-Bundesgeschäftsführers Klaus Schüler. Er ist der Hauptorganisator des Wechsels an der Parteispitze, bei ihm laufen die Fäden und die Finanzen zusammen.
Allein die Organisation der acht Regionalkonferenzen über Nacht war eine Herausforderung, in zwei Städten mussten bereits die Hallen getauscht werden, weil die Nachfrage der Parteimitglieder die Kapazitäten überstieg. Auch zum Parteitag erwartet man in der CDU-Zentrale einen nie dagewesenen Medien-Andrang.
AKK greift für ihr Sprecherteam in den Wochen vor der Vorsitzenden-Wahl auf Vertraute in Saarbrücken zurück. Der Pressesprecher der saarländischen CDU, Manuel Kerber, ist ihr Begleiter bei den zahlreichen Interviews. Eine Mammutaufgabe für den 30-Jährigen.
• Jens Spahn:
Wenn man Bundesgesundheitsminister Spahn eine SMS schreibt und eine Frage stellt, kann es vorkommen, dass einen jemand anderes zurückruft. Der Mann im Kopf seines Chefs, der gleichsam die Antwort vor- oder nachempfindet, heißt Marc Degen. Degen ist Spahns langjähriger Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro und der engste politische Vertraute des 38-Jährigen.
Degen organisierte in Berlin bereits Gesprächskreise für seinen Chef, da galt Spahn noch als politisches Talent der CDU mit großem Ehrgeiz. Als Spahn Gesundheitsminister wurde, holte er den bestens vernetzten Degen in die Abteilung, die im Ministerium für politische Planung, Grundsatzfragen, das Redenschreiben und die Presse zuständig ist. Degen hat sich für die Spahn-Kampagne freigenommen.
Spahn hat einen strategischen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern. Er ist neben seinem Ministeramt Bundestagsabgeordneter und in der Unionsfraktion etabliert. Nach dem schlechten CDU-Ergebnis bei der Bundestagswahl stellte sich kurzzeitig die Frage, ob Spahn sich nicht um das Amt des Fraktionsvorsitzenden bewerben sollte.
Der Chef der mächtigen Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, gilt etwa als Unterstützer. Auch in der Jungen Union und deren Vorsitzendem Paul Ziemiak hat Spahn Mitstreiter.
Das sind die CDU-Vorsitzenden seit 1946
• Friedrich Merz:
Der Sauerländer muss ohne Ressourcen der Partei zurechtkommen. Er heuerte die Agentur Gauly Advisors an, die ihren Sitz in Frankfurt am Main sowie Standorte in Brüssel, München und Zürich hat. In Berlin agiert sie vom noblen Pariser Platz am Brandenburger Tor aus. Der ehemalige Journalist und Gründer Thomas Gauly pflegte bereits enge Kontakte zum verstorbenen Altkanzler und ehemaligen CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl.
Die Agentur ist auch auf „Positionierung und Coaching von Top-Führungskräften“ spezialisiert – was im Fall eines CDU-Vorsitzenden und möglichen Kanzlers ja zutrifft. Für den ehemaligen Unions-Fraktionschef Friedrich Merz ist PR-Profi Alexander Cordes zuständig. Er ist Berater für strategische Kommunikation, war vorher beim Industrie-Konzern Thyssen-Krupp.
Der 63 Jahre alte Merz hat aber auch selbst immer noch gute Kontakte zu Berliner Journalisten, traf sich mit einigen auch in den vergangenen Jahren regelmäßig. Auch seine Mitgliedschaft im legendären Andenpakt der CDU, einem Männer-Netzwerk, dessen Mitglieder (EU-Kommissar Günther Oettinger und Altbundespräsident Christian Wulff beispielsweise) teils in engem Kontakt stehen, kommt ihm ebenfalls zugute.
Ansonsten ist Merz in seinem CDU-Kreisverband im Sauerland und in der NRW-CDU bestens vernetzt. Was er selbst zu seinen Erfolgsaussichten auf den CDU-Vorsitz sagt.
Alle wichtigen Informationen zum CDU-Parteitag am 7. Dezember in Hamburg.