Braunschweig. Chefredakteur Armin Maus spricht über die Verleihung des Gemeinsam-Preises 2020 für besonderes ehrenamtliches Engagement im Braunschweiger Dom.

"Das Böse, das wir tun, wird uns Gott vielleicht verzeihen. Aber unverzeihlich bleibt das Gute, das wir nicht getan haben." - Karl Heinrich Waggerl

Normalerweise hätten sich annähernd 1000 Menschen getroffen, hätten gemeinsam der Musik des wunderbaren Blechbläserensembles des Braunschweiger Doms unter der Leitung von Witold Dulski gelauscht, der Begrüßung durch Dompredigerin Cornelia Götz, der Moderation und den Laudationes, sie hätten die Träger des „Gemeinsam-Preises“ erlebt, die ehrenamtlich und mit Herzblut Großes für unser Gemeinwesen leisten. In diesem Jahr war alles anders.

Der Dom, die Jury, die Braunschweiger Zeitung, wir alle waren uns einig, dass wir die Gäste keinem Risiko aussetzen dürfen. Die große Festveranstaltung wäre nicht zu verantworten gewesen, nicht einmal eine reduzierte, die meine Kollegin Ida Wittenberg und unser Veranstaltungsteam gemeinsam bereits fertig konzipiert hatten und die sich mit 130 Teilnehmern auf Kandidaten, Jury und Förderer des Preises beschränkt hätte.

Gemeinsam-Preis zeichnet ehrenamtliches Engagement aus

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    Wegen Corona: Lüftungs- und Desinfektionspause

    Wir waren uns aber auch einig, dass Corona nicht auch noch diese Veranstaltung, nicht auch noch diesen Preis von der Agenda nehmen darf. Mehr als zwei Dutzend Organisationen und Einzelpersönlichkeiten hatten wir unseren Leserinnen und Lesern vorgestellt, die Leserwahl hatte unter großer Beteiligung stattgefunden, die Verdienste der Kandidatinnen und Kandidatinnen stehen außer Frage. Das alles durfte nicht unter den Tisch fallen. Viel zu viele wichtige Treffen finden dieser Tage nicht statt, viel zu viele Gelegenheiten zum formellem und informellen Austausch fehlen, die das öffentliche Leben einer Region strukturieren und prägen.

    Und so entstand aus einem Vorschlag des stellvertretenden Landesbischofs und Jury-Mitgliedes Thomas Hofer der „Gemeinsam-Preis“ als Film. Das Video-Team unseres Johann-Heinrich-Meyer-Verlages dokumentierte, was auch unter normalen Umständen im Dom stattgefunden hätte. Nur hatten wir den Festakt in seine „Kapitel“ zerlegt. Während jedes Abschnittes waren nur die unmittelbaren Akteure im Dom präsent, Wechsel alle 15 Minuten auf streng definierten Wegen, dazwischen Lüftungs- und Desinfektionspause. Man erlebt bei solcher Gelegenheit das Organisationstalent eines Teams in voller Blüte – mancher professionelle Logistiker hätte wohl respektvoll mit der Zunge geschnalzt.

    Gemeinsam-Preis 2020 zeichnet vorbildliches Engagement aus

    Minister Althusmann hielt Festrede im Dom

    Auf diese Weise war es möglich, die Preisträgerinnen und Preisträger persönlich im Dom zu begrüßen, ihnen die Laudatio ins Gesicht zu sagen, viel von der Atmosphäre zu retten und der Würde, die einerseits im Respekt vor der Arbeit der Ehrenamtlichen wurzelt und andererseits aus der Kraft eines großartigen Gotteshauses wie des Braunschweiger Doms kommt.

    Niedersachsens stellvertretender Ministerpräsident und CDU-Chef Bernd Althusmann hielt im Dom die Festrede, obwohl am selben Abend nach der großen Corona-Runde mit der Bundeskanzlerin der Kabinettsausschuss der niedersächsischen Landesregierung tagte – Althusmann bewerkstelligte seine Teilnahme aus dem Auto. Es war, wie ich fand, eine der besten Festreden der vergangenen 17 Jahre, weil sie mit besonderer Wärme aufzeigte, was bürgerschaftliches Engagement für den Zusammenhalt einer Gesellschaft bedeutet.

    Gemeinsam-Preis - Die gesamte Preisverleihung

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      "unvergessliche Eindrücke, Empfindunge und Gefühle"

      Natürlich wäre es sehr viel schöner gewesen, wenn alle Kandidatinnen und Kandidaten, viele Vertreter des öffentlichen Lebens und sehr, sehr viele interessierte Bürgerinnen und Bürger sich im Dom hätten versammeln können. Es war den Preisträgern aber anzusehen und anzuhören, dass die Entscheidung, nicht vor Corona zu kapitulieren, die richtige war.

      Wolfgang Pozzato, der sich in Salzgitter seit vielen Jahren für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt und darüber hinaus eine Stütze des Kulturlebens der Stadt ist, schrieb uns am Tag nach dem Festakt/den Dreharbeiten von „unvergesslichen Eindrücken, Empfindungen und Gefühlen, die dieser besondere Ort und die Art und Weise der Gestaltung bei mir und meiner Frau ausgelöst haben.“ Und er fuhr fort: „Ganz besonders beeindruckt haben mich die einfühlsamen, treffenden Worte ,meines Laudators’. Er hat genau die Dinge herausgearbeitet, die mir ein Leben lang wichtig waren und sind.“ Der Laudator war VW-Finanzchef Frank Witter, ein engagierter Begleiter und Förderer des „Gemeinsam-Preises“.

      Die engagierten Menschen unserer Region

      Genau darum war es dem Dom, der Jury und unserer Zeitung gegangen: um das Signal der Würdigung großer Taten im Ehrenamt. Das gute Beispiel hat in den vergangenen 17 Jahren viele Menschen angeregt, sich ebenfalls zu engagieren. Damit das auch in diesem Jahr geschehen kann, haben sich unsere Video-Kollegen, die sonst virtuose Firmenporträts und andere Filme drehen, ins Zeug gelegt. Sie finden das Ergebnis auf unseren Internetseiten – in voller Länge und in einer kürzeren Fassung. Sehen Sie es sich bitte an. Die engagierten Menschen unserer Region haben es verdient!

      Diesen und weitere Podcasts unserer Zeitung finden Sie hier, bei Spotify, Apple Podcast und Co.