Berlin. Schauspieler Frederick Lau über die Serie „Crooks“, in der sich Männer als Gangster hervortun. Das musste er seinen Kindern erklären.

Frederick Lau (34) ist ein Mann für intensive Rollen, wie er in Projekten wie „Victoria“ oder „4 Blocks“ bewiesen hat. Nun kann der Schauspieler dieses Talent auch in seiner neuen Gangsterserie „Crooks“ (ab sofort auf Netflix) unter Beweis stellen. Im Interview spricht der zweimalige Gewinner des Deutschen Filmpreises darüber, wie seine Familie ihn bei seinen Rollen unterstützt.

Für Ihre Figur in „Crooks“ spielt die Familie eine ganz entscheidende Rolle. Inwieweit werden Sie bei Ihrer Arbeit von Ihrer Familie motiviert?

Frederick Lau: Seit ich eine Familie und Kinder habe, ist es mein Ziel, durch meine Karriere etwas Bleibendes für sie zu schaffen. Ich möchte, dass meine Kinder stolz darauf sind, dass ich ihnen ein schönes Leben ermögliche. Deshalb ist es für mich von Bedeutung, beruflich erfolgreich zu sein, um ihnen die Welt zu zeigen. Auch wenn ich noch Raum für Weiterentwicklung sehe, betrachte ich meine Rolle in „Crooks“ als einen neuen Meilenstein.

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Dürfen Ihre Kinder, die ja noch minderjährig sind, eine Gangster-Serie wie „Crooks“ sehen?

Lau: Ich habe ihnen die Szene gezeigt, in der ich den Safe knacke. Meine Tochter findet es nicht gut, wenn ich im Film illegale Sachen mache, aber für meine Söhne ist das cool.

Frederick Lau (r.) und Christoph Krutzler in der neuen Gangsterserie „Crooks“, die für Lau eine große Herausforderung war.
Frederick Lau (r.) und Christoph Krutzler in der neuen Gangsterserie „Crooks“, die für Lau eine große Herausforderung war. © Netflix | Stephie Braun

Die Serie erzählt eine sehr intensive Gangstergeschichte mit Verfolgungsjagden und Schießereien. Mögen Sie es, wenn es auch beim Dreh heftig zugeht?

Lau: Ich bevorzuge es, wenn es Spannung gibt und die Atmosphäre herausfordernd ist. Ich brauche nicht unbedingt eine harmonische Stimmung am Set. Natürlich gab es Drehs, die schwierig waren und Herausforderungen mit sich brachten oder in die Hose gingen, aber das gehört für mich dazu.

Es ist Teil der Schauspielerei, sich auch in schwierigen Situationen zu behaupten. Wichtig ist, dass alle Abteilungen engagiert sind und ihr Bestes geben. Als Schauspieler vertrete ich meine Rolle und stehe für meine Überzeugungen ein, selbst wenn das bedeutet, Nein zu sagen.

Lau und „Crooks“-Regisseur sind Freunde — privat manchmal schwierig

Das kann doch auch zu Spannungen führen, die für das Endresultat nicht förderlich sind.

Lau: Es ist wichtig, dass es gegenseitiges Vertrauen gibt, und dass jeder im Team sich voll und ganz für das Projekt engagiert. Für mich persönlich ist es entscheidend, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich versuche, mich nicht in Nichtigkeiten zu verlieren, die nichts mit meiner schauspielerischen Leistung zu tun haben. Denn wenn ich mich darüber aufrege, kann ich keine hochemotionale Szene drehen.

Mit „Crooks“-Regisseur Marvin Kren, mit dem Sie bereits „4 Blocks“ gedreht haben, sind Sie befreundet. Ist es schwierig, sich von einem Freund berufliche Anweisungen geben zu lassen?

Lau: Es ist seine Serie, aber meine Rolle. Da müssen wir zusammenarbeiten. In den meisten Fällen sind wir jedoch auf derselben Seite. Gelegentlich hat er jedoch, wenn wir privat zusammensaßen, seine Regisseur-Haltung nicht ganz abgelegt. Dann habe ich ihm gesagt: „Du bist nicht mein Mentor. Zu diesem Thema musst du mir nichts erzählen.“ Aber wir haben dennoch eine starke Freundschaft.

Einer Ihrer Freunde aus „4 Blocks“-Zeiten ist Kida Khodr Ramadan, der zu einer Haftstrafe wegen Fahrens ohne Führerschein verurteilt wurde. Wie gehen Sie damit um?

Lau: Ich nehme die Menschen in guten und schlechten Situationen. Wenn Leute Fehler machen, dann müssen sie daraus lernen. Und ich bin für ihn da.

Im Team von „Crooks“ spielen Männer eine tragende Rolle. Wie wohl fühlen Sie sich in einem rein männlichen Umfeld?

Lau: Ich habe auch mit Regisseurinnen gearbeitet, und ich differenziere nicht zwischen Geschlechtern. Natürlich sehen Frauen die Welt manchmal ein bisschen anders, und ich finde es toll, wenn jeder sein eigenes Denken besitzt. Bei Jungs geht’s eben ein bisschen rauer zu, während Frauen ein bisschen mehr Entspannung hineinbringen, was das Ganze weicher macht.

Frederick Lau über seine Frau: „Sie ist mein Ruhepol“

Welche Wirkung hat Ihre Frau auf Sie?

Lau: Sie gibt mir Halt und Erdung, denn sie ist mein Ruhepol, wofür ich ihr total dankbar bin. Wir sind füreinander da, haben viel Freude miteinander und lieben uns. Natürlich funktionieren wir auch auf italienische Weise, das heißt, da fliegen schon mal die Fetzen (lacht). Aber es muss nicht immer alles rosarot sein. Hauptsache, wir wissen: Die Liebe ist immer da.

Frederick Lau  (l.), hier mit Christoph Krutzler, hat mit seinen Kindern über Szenen aus der Gangsterserie „Crooks“ gesprochen. Sein Sohn fand es cool.
Frederick Lau (l.), hier mit Christoph Krutzler, hat mit seinen Kindern über Szenen aus der Gangsterserie „Crooks“ gesprochen. Sein Sohn fand es cool. © Netflix | Netflix

Sie haben Ihre Frau, die als Moderatorin arbeitet, seinerzeit im Fernsehen gesehen und gesagt: „Die heirate ich.“ Können Sie glauben, dass das wahr geworden ist?

Lau: Ich freue mich immer noch tagtäglich darüber. Ich sage ihr auch ständig, dass sie meine Traumfrau ist. Sie erfüllt mich mit Liebe und Wärme und ich bin sehr stolz, mit ihr zusammen zu sein.

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Inwieweit vermitteln Sie diese positiven Gefühle Ihren Kindern?

Lau: Wir legen großen Wert darauf, unseren Kindern bestimmte Werte zu vermitteln. Zum Beispiel betonen wir, dass man Menschen nicht von oben herab behandeln, sondern ihnen die Hand reichen und ihnen Kraft geben sollte. Vor nicht allzu langer Zeit ging meine Tochter zum ersten Mal auf die Geburtstagsfeier einer Freundin. Ich habe ihr vorher gesagt: „Heute ist deine Aufgabe, deiner Freundin den schönsten Tag ihres Lebens zu vermitteln und sie hochleben zu lassen.“

Bei der Feier wurden den Kindern Geschenke zugelost, und meine Tochter bekam etwas, das das Geburtstagskind gerne gehabt hätte. Ohne zu zögern hat sie es ihr gegeben und gesagt: „Für dich.“ Ich finde es großartig, dass meine Tochter dieses Wertesystem verinnerlicht hat und bereit ist, sich selbst einmal zurückzunehmen. In dieser Hinsicht sind wir alle auf einem guten Weg.

Und das gilt auch bei Ihnen für den Umgang mit Ihren Freunden?

Lau: Jeder meiner Freunde weiß, dass ich für ihn da bin. Wenn jemand um drei Uhr morgens vor unserer Haustür steht, weil er zu Hause rausgeworfen wurde, bekommt er eine Decke und kann bei uns bleiben. Meine Frau und Kinder sind genauso eingestellt. Das ist etwas, was ich ihnen vermittelt, beziehungsweise vererbt habe.