Rom. Der „Telamon“, der einst den Zeus-Tempel im Tal der Tempel stützte, ist auf Sizilien nun in all seiner Pracht zu bewundern.

Zwischen Mandelbäumen und knorrigen Olivenhainen erstreckte sich das antike Akragas, das der Poet Pindar als „schönste Stadt der Sterblichen“ bezeichnete. Das 581 vor Christus von griechischen Kolonisten am geografisch vorteilhaftesten Punkt der sizilianischen Mittelmeerküste gegründete Akragas wuchs rasch zu einer reichen und mächtigen Stadt heran. Das Stadtgebiet umfasste einst eine Fläche von 456 Hektar Land. Neun Stadttore und 20 Tempel wurden den Göttern errichtet.

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Das heute „Tal der Tempel“ genannte archäologische Gelände ist das größte Ausgrabungsgebiet einer griechischen Stadt außerhalb Griechenlands. Seit 1997 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Viele Tempel sind zum Teil noch gut erhalten. Antike Grabanlagen verschiedener Art sind ebenfalls auf dem Gelände zu besichtigen.

Träger des größten dorischen Tempels aller Zeiten

Der Tempel des olympischen Zeus, das Olympieion, war der größte dorische Tempel, der jemals gebaut wurde, obwohl er nie fertiggestellt wurde und jetzt in Trümmern liegt. Telamone, Stützen in Form riesiger männlicher Gestalten, die zwischen den Säulen aufgereiht waren, stabilisierten den elf Meter hohen Türsturz des heiligen Monuments.

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Nach 20 Jahren Forschungs- und Restaurierungsarbeiten ist einer der „Steinriesen“ im Tal der Tempel wieder auferstanden. Der „Telamon“, eine der kolossalen anthropomorphen Statuen, die den Architrav des Zeus-Tempels stützten, wurde nach schwierigen Restaurierungsarbeiten in seine ursprüngliche aufrechte Position gehievt. Dies wurde durch eine zwölf Meter hohe Stahlkonstruktion ermöglicht, an der die einzelnen Steinteile der fast acht Meter hohen Statue angebracht wurden. Mehr als 90 Fragmente wurden identifiziert, die zu mindestens acht verschiedenen Telamonen gehörten.

Siziliens Telamone: Zeus unterwarf die Naturgewalten

„Der Steinriese des antiken Akragas, den wir nun nach so vielen Jahren des Studiums und der Forschung in seiner natürlichen Position betrachten können, ist das Herzstück eines wichtigen Projekts zur Aufwertung des gesamten Areals des Zeus-Tempels. Er soll zu einer Hauptattraktion des Tals des Tempels werden“, sagte der Präsident der Region Sizilien, Renato Schifani.

Die Telamone stellten die von Zeus unterjochten Naturgewalten dar. Sie stützten zusammen mit den Säulen des Tempels die Dachkonstruktion. Das gesamte Projekt umfasst die Rekonstruktion eines Teils des Tempels, um eine konkretere Vorstellung von den kolossalen Dimensionen und der Einzigartigkeit des Monuments zu vermitteln und um die Artefakte zu schützen.

Im Jahr 2004 hat der Park des Tals der Tempel eine umfangreiche Studien- und Forschungskampagne für den Zeus-Tempel gestartet, mit der das Deutsche Archäologische Institut in Rom unter der Leitung von Heinz-Jürgen Beste beauftragt wurde. Die Studie brachte nicht nur neue Erkenntnisse über das Monument, sondern führte auch zu einer genauen Katalogisierung der noch auf der Stätte befindlichen Elemente.

Italiens baldige Kulturhauptstadt bereitet sich vor

Die Geschichte des Tempels ist unklar, der Bau wurde von Theron, dem Tyrannen von Akragas, gewünscht, der die Stadt von 488 bis 472 v. Chr. regierte. In diesen Jahren etablierte sich Akragas als eine der wichtigsten griechischen Städte Siziliens, die in Bezug auf Macht mit Syrakus konkurrieren konnte. Nach Angaben des Historikers Diodorus Siculus wurde der Tempel von karthagischen Sklaven errichtet – vermutlich besiegte Soldaten, die nach der Schlacht gefangen genommen wurden.

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Die Stadt Agrigent, zu dem das Tal der Tempel heute gehört, wird 2025 Italiens Kulturhauptstadt sein und will sich auf das Jahr dementsprechend vorbereiten. In die Aufwertung der Reichtümer des Gebiets wird kräftigt investiert, um internationale Aufmerksamkeit zu erlangen. Zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland werden erwartet. Das von Agrigent präsentierte Projekt fokussiert sich auf das Thema Erforschung von Harmonie und Konflikt und hat zum Ziel, die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu untersuchen.