Berlin. Der Autopsiebericht ist eindeutig: Matthew Perry starb mit Ketamin im Blut. Die Droge ist weitverbreitet – was ist das für ein Stoff?

„Friends“-Star Matthew Perry ist nach Angaben der zuständigen Gerichtsmedizinbehörde von Los Angeles an den Auswirkungen des Narkosemittels Ketamin gestorben. Der Tod sei ein Unfall gewesen. Vieles kam zusammen: Ertrinken, eine Herzkrankheit und die Auswirkungen eines Mittels zur Behandlung von Opioid-Abhängigkeiten, wie es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht hieß.

Perry war Ende Oktober tot in einem Whirlpool in seinem Haus in Los Angeles gefunden worden. Er wurde nur 54 Jahre alt. Zuvor hatte der Schauspieler wiederholt öffentlich über seinen Kampf gegen die Sucht unter anderem nach Alkohol und Drogen gesprochen.

Ketamin: Medizinischer Stoff – als Rauschmittel missbraucht

Ketamin ist in erster Linie ein Betäubungsmittel. Es kommt als solches aber kaum noch zum Einsatz – wohl aber als Schmerzmittel bei Rettungsdiensten. Das Mittel schalte das Bewusstsein von Patienten aus, ohne dabei wichtige Schutzreflexe zu beeinträchtigen, schreibt die Techniker Krankenkasse (TK) auf ihrer Website. Atmung und Kreislauffunktionen bleiben erhalten, letztere können mit der Gabe von Ketamin sogar stabilisiert werden.

Seit mehreren Jahren wird Ketamin allerdings auch als Partydroge immer beliebter, etwa in der Rave- und Technoszene. Wer das Mittel als Rauschgift gebraucht, schnupft es meistens. Eine niedrige Dosierung kann laut TK zu Halluzinationen führen, die Wahrnehmung von Raum und Zeit wird verzerrt.

Wird die Dosis aber erhöht, kann es zu Nahtod-Erlebnissen bis hin zur sogenannten Ich-Auflösung kommen. Dabei entsteht laut dem Substanz-Infoportal „drug.com“ ein Zustand, der „dem Sterben ähnlich sein soll“. Konsumierende haben das Gefühl, sie verließen ihren Körper oder flössen mit der Umwelt zusammen, bis zu dem Punkt, „an dem sie sich völlig losgelöst fühlen von der Realität“. In der Szene wird dieser Zustand als „K-Hole“ bezeichnet.

Ketamin: Rauschgift mit relevantem Abhängigkeitspotenzial

Der Konsum von Ketamin als Rauschmittel ist – wie bei allen Rauschgiften – mit teils erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden. So kann das Abtauchen in ein „K-Hole“ zu Angst- und Panikattacken führen.

Auch ist zu rechnen mit

  • erhöhtem Blutdruck und Puls
  • Verwirrtheit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • und wahnhaften Vorstellungen.

Weil die Droge außerdem die motorischen Fähigkeiten und Wahrnehmung stark einschränken kann, kann es unter Ketamin-Einfluss auch zu Unfällen mit Verletzungen kommen. Beobachtet wurden bei chronischem Konsum auch (irreparable) Schäden am zentralen Nervensystem und am Harntrakt. Betroffene leiden an Inkontinenz.

Zudem hat der Stoff ein relevantes Abhängigkeitspotenzial, warnt „drug.com“. Der Konsum führt schnell zu einer Toleranzentwicklung: Konsumierende benötigen immer höhere Dosen für den gewünschten Effekt. In Deutschland gilt Ketamin verschreibungspflichtig, fällt aber nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Wer es sich auf dem Schwarzmarkt besorgt, macht sich strafbar.

Ketamin: Einsatz in der Therapie

Ob „Friends“-Star Perry Ketamin als Rauschgift missbraucht hat, ist indessen ungeklärt. Tatsächlich kommt der Stoff auch als Antidepressivum zum Einsatz, schreibt die TK, und verweist dabei auf neueste Studien. „Nasensprays mit dem Wirkstoff Esketamin sind in Deutschland und den USA als Mittel gegen akute therapieresistente Depressionen zugelassen.“

Matthew Perry, US-Schauspieler, kommt zur GQ Men of the Year-Party.
Matthew Perry, US-Schauspieler, kommt zur GQ Men of the Year-Party. © DPA Images | Willy Sanjuan

Der 54-Jährige unterzog sich US-Medienberichten zufolge einer Ketamin-Therapie, um Depressionen und Angstzustände zu behandeln, berichtet etwa das „National Public Radio“. Der Autopsiebericht geht allerdings davon aus, dass die verschriebene Ketamin-Dosis nicht die Todesursache gewesen sein kann, da die letzte geplante Infusion mehr als eine Woche vor dem Tod erfolgt sei. Bei einer Halbwertszeit im Blut von etwa vier Stunden hätte diese gar nicht mehr nachgewiesen werden können. Unklar ist demnach, wann und wie Perry vor seinem Tod weiteres Ketamin konsumierte. (mit dpa)