Rom. Andrea Lunerti ist Roms bekanntester Schädlingsbekämpfer. Gefährliche Einsätze hat er oft, doch ein Tier macht ihm zurzeit Sorgen.

Bei seinem letzten Einsatz in einem römischen Außenbezirk ist Andrea Lunerti mit 25 Wespenstichen davongekommen. Ein Risiko, das er bei seinem Job eingehen muss: Denn der 54-jährige Römer ist auf Jagd nach Wespen, Hornissen und Bienen spezialisiert, die sich auch in der Stadt oft in Hohlräumen zwischen Mauerwerk und Holzverkleidung ansiedeln und ihre Nester bauen.

Immer wenn es in Rom und Umgebung Probleme mit Insekten, aber auch mit Schlangen, Wildschweinen und Hirschen gibt, wird Lunerti gerufen. Und nicht nur von verzweifelten Bürgern, die nicht wissen, wie sie sich vor angriffslustigen Hornissen retten können, die sich während ihres Urlaubs im Rollladenkasten eingenistet haben. Sondern auch von Gemeinden und der Polizei, die im Umgang mit den Tieren Schwierigkeiten haben.

Italiener gilt als Experte im Umgang mit aggressiven Tierarten

„In 30 Jahren habe ich mit 400 verschiedenen Tierarten zu tun gehabt“, berichtet der Zoologe. Man rufe ihn, wenn eine Schlange im Hof eines Wohnhauses auftaucht, wenn ein Wildschwein in der Mülltonne wühlt, oder sich – wie es erst kürzlich geschehen ist – ein Hirsch auf einen Parkplatz verirrt. „Oft muss ich auch wegen großer Spinnen ausrücken.“

Der Italiener Andrea Lunerti gilt als Experte für die Beseitigung von Wespen, Schlangen und anderen potenziell gefährlichen Tierarten.
Der Italiener Andrea Lunerti gilt als Experte für die Beseitigung von Wespen, Schlangen und anderen potenziell gefährlichen Tierarten. © SOS Animali Andrea Lunerti

In den sozialen Netzwerken zeigt Lunerti, wie geschickt er Wespennester entfernt. Dass er dabei manchmal einige Stiche in Kauf nehmen muss, nimmt er gelassen. „Wespenstiche schmerzen zwar, ich bin aber daran gewöhnt“, so Lunerti. Er bekomme daraufhin zwar 38 Grad Fieber, aber schon am nächsten Tag sei alles vorbei. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Giada betreibt der Tierexperte ein kleines Landwirtschaftsunternehmen in Monterotondo, 30 Kilometer von Rom entfernt. Dort leben einige der Tiere, die er bei seinen Einsätzen rettet, darunter viele Bienen, die für ihn Honig produzieren.

Roms Wespenjäger kann sich vor Aufträgen nicht retten

„Wenn wir Bienennester entfernen, bringen wir sie zu uns“, erklärt Lunerti seine ungewöhnliche Auffangstation. Den Menschen, die ihn gerufen haben, um sie von den lästigen Gästen zu befreien, schenke er immer ein Kilo Honig, das ihre Bienen auf meinem Landgut produziert haben. In und um Rom ist der 54-Jährige längst zu einer kleinen Berühmtheit geworden. „Nachdem ich in einigen Fernsehsendungen aufgetreten bin, werde ich inzwischen schon aus ganz Italien gerufen“, so Lunerti. „Viele Einsätze muss ich aber ablehnen, denn ich habe in Rom und Umgebung bereits alle Hände voll zu tun.“

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Als erster Experte hat Lunerti vor einigen Wochen vor der Verbreitung der gefährlichen „Vespa orientalis“ gewarnt, die vor allem im Nahen Osten und Madagaskar beheimatet ist und sich immer häufiger auch in Rom und Umgebung breit macht. Die Orientalische Wespe ist eine Verwandte der europäischen Hornisse, ist drei bis fünf Zentimeter lang und an ihrer rötlichen Körperfarbe, sowie an einem einzelnen, gelben Streifen am Ende des Hinterleibs zu erkennen. Sie nistet in Bäumen und Erdlöchern oder in künstlichen Hohlräumen wie Dachböden. Auch in Parks sind oft Wespenschwärme zu sehen.

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Experte: Aggressive Wespenart „breitet sich rasant aus“

„Es handelt sich um sehr aggressive Wespen, die eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit besitzen“, erklärt Lunerti. „Sie sind gewohnt, in der Wüste Sahara zu nisten. Für sie ist Rom ein Paradies, weil die Temperatur ideal ist und sie oft vom Müll profitieren können.“ Dutzende Anrufe besorgter Anwohner gehen bei Andrea Lunerti ein. Er gibt Rat und konkrete Unterstützung bei der Bekämpfung der Wespen. Die Trockenheit der vergangenen Monate erhöht das Risiko, von Wespen und Hornissen angegriffen zu werden.

Andrea Lunerti ist besorgt: Die Orientalische Wespe breitet sich in Rom und Umgebung rasant aus.
Andrea Lunerti ist besorgt: Die Orientalische Wespe breitet sich in Rom und Umgebung rasant aus. © SOS Animali Andrea Lunerti

Lunerti ist besorgt: „Diese Wespenart breitet sich rasant aus. Der Höhepunkt wird Mitte Oktober erwartet, wenn die Fortpflanzung stattfindet und die Wespen aggressiver werden.“ Es handele sich um eine sehr kämpferische Art. Rom biete der Orientalischen Wespe auch einen idealen Lebensraum wegen der vielen Denkmäler, in denen sie ungestört nisten könne. Da helfe nur: die Stadt sauberhalten und Moskito-Netze anbringen.