Braunschweig. Marcus Behrens ist beim Open-Air vor Ort. Regen, Schlamm und ein Einlass-Stopp setzen den Metalheads zu. Warum die Laune noch nicht am Tiefpunkt ist.

Heftiger Regen, Schlamm in Massen, lange Staus und ein Einlassstopp: Beim Auftakt des Wacken Open Air herrschten teils chaotische Zustände. Mit deutlicher Verspätung öffneten sich am Mittwoch nun die Tore zum eigentlichen Festivalbereich. „Das Warten hat ein Ende, endlich dürfen wir rein“, schreibt der Braunschweiger Marcus Behrens, der wie mehrere Tausend Fans am Vormittag lange auf den Einlass warten musste. Der Unmut der Metalheads sei am Vormittag deutlich zu spüren gewesen, weil viele gar keine Informationen erhielten, wie es mit dem Festival weitergeht. Um kurz nach 13 Uhr stürmten die Fans dann auf das Gelände. Die Polizei geht von rund 50.000 Festival-Besuchern aus, die es bis nach Wacken geschafft hatten. Eigentlich ist das weltbekannte Metalevent mit 85 000 Fans offiziell ausverkauft gewesen. Doch erst wurden keine Fahrzeuge mehr auf das nach vielen Regenfällen arg verschlammte Gelände gelassen, dann verkündeten die Veranstalter am Mittwochmorgen einen kompletten Stopp für weitere Anreisen.

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Marcus Behrens ist eingefleischter Wacken-Fan. Seit 2010 reist er jedes Jahr zum kultigen Heavy-Metal-Festival in den hohen Norden. Er hat - mit Ausnahme der Zeit während der Corona-Pandemie - noch kein Open Air ausgelassen: Hitze, Regen, Kälte - alles schon dabei gewesen.

Doch diesmal war schon die Anreise eine Herausforderung, wie er schon am Dienstag berichtete. „Es ist das totale Chaos hier, auf einigen Wegen geht gar nichts mehr.“

Veranstalter raten, vorerst nicht nach Wacken zu fahren

Marcus Behrens (33) aus Braunschweig reist seit 2010 regelmäßig zum Wacken-Festival. So schlammig und verregnet wie dieses Jahr war es nur 2015, erinnert er sich. Das Foto zeigt ihn direkt nach der Ankunft am Dienstag.
Marcus Behrens (33) aus Braunschweig reist seit 2010 regelmäßig zum Wacken-Festival. So schlammig und verregnet wie dieses Jahr war es nur 2015, erinnert er sich. Das Foto zeigt ihn direkt nach der Ankunft am Dienstag. © Marcus Behrens/privat | Marcus Behrens/privat

Am Dienstag hatten Regenmengen von rund 40 Litern pro Quadratmeter in den letzten 24 Stunden Wege zum Teil unbefahrbar gemacht. Campingflächen, Wiesen - alles steht unter Wasser. „Man steht knöcheltief im Schlamm“, sagt Behrens. „Wir tragen alle Gummistiefel oder sind am besten barfuß unterwegs.“ Die Veranstalter schreiben zum Anreise-Stopp: „Wir sind sehr traurig, diese schwere Entscheidung - zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A - treffen zu müssen.“

Auf den Anreisewegen zum Festival-Gelände in Wacken geht gar nichts mehr. Kilometerlang reihen sich Stoßstange an Stoßstange.
Auf den Anreisewegen zum Festival-Gelände in Wacken geht gar nichts mehr. Kilometerlang reihen sich Stoßstange an Stoßstange. © Marcus Behrens/privat | Marcus Behrens/privat

Auf den Straßen, die zum Festival-Gelände führen, staute es sich zum Teil kilometerweit. Marco Behrens und seine Freundin Manuela Hill hatten Glück: Sie sind am Dienstag um 5 Uhr in Braunschweig gestartet und gegen Mittag in Wacken angekommen - im Gegensatz zu vielen anderen Heavy-Metal-Fans kamen sie sogar auf ihre Camping-Parzelle.

Sie kannten Schleichwege und nahmen bei der Anreise einen Umweg in Kauf. Viele Wagen anderer Festival-Besucher müssen dagegen von Traktoren auf das Gelände gezogen werden. Die Campingplätze seien nicht passierbar, heißt es in der Festival-App sowie auf Social Media.

Bis Samstag sind 200 Konzerte auf neun Bühnen geplant

Erst am Montagmorgen hatten die Campingplätze in Wacken geöffnet. Das Festival, bei dem in diesem Jahr Heavy-Metal-Schwergewichte wie Iron Maiden, Helloween und Megadeth auftreten, ist ausverkauft. Insgesamt sind bis zum 5. August mehr als 200 Konzerte auf neun Bühnen geplant.

Behrens, der sonst als Pflegedienstleiter der Diakoniestation Harz-Heide arbeitet, hatte sich auf die Auszeit und das Feiern mit Freunden gefreut. „Für mich ist es ein Highlight, hier zu campen und neue Leute kennenzulernen“, sagt er. Feiern, Spaß haben, gute Musik hören - das gehört für ihn fest zum Wacken-Programm.

Die Anreise ist zwar geglückt, aber auf dem Festival-Gelände und den Camping-Wiesen stehen die Heavy-Metal-Fans knöcheltief im Schlamm.
Die Anreise ist zwar geglückt, aber auf dem Festival-Gelände und den Camping-Wiesen stehen die Heavy-Metal-Fans knöcheltief im Schlamm. © Marcus Behrens/privat | Marcus Behrens/privat

Wacken im Ausnahmezustand - nur 2015 sei es ähnlich nass gewesen, erinnert sich Behrens. Die ausgelassenen Schlamm-Partys der Fans damals sind legendär. Diesmal sei es allerdings noch extremer. Behrens und seine Freunde wollen sich die Stimmung trotzdem nicht vermiesen lassen. „Wir machen das Beste draus und rücken zusammen“, sagt der Braunschweiger. „Jeder hilft jedem, gerade wenn jemand stecken bleibt.“ Denn die Bauern mit den Traktoren, die seit Montag unermüdlich Fans mit ihren Autos aus dem Schlamm ziehen, seien inzwischen am Limit. Das Gemeinschaftsgefühl, die Hilfsbereitschaft - auch das gehört einfach zum „Wacken-Feeling“.