Rom. Millionen Urlauber zieht es diesen Sommer wieder an die italienischen Strände. Beim Baden sollte man jedoch Vorsicht walten lassen.

Die Italiener stöhnen unter der sengenden Sonne. Eine Hitzewelle mit drückenden Temperaturen um circa 42 Grad Celsius lässt das ganze Land schwitzen. Die Meteorologen haben die Hitzewelle "Cerberus" genannt, wie der mehrköpfige Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, damit kein Lebender eindringt und kein Toter herauskommt. Sie wird mindestens bis zum nächsten Wochenende andauern. Abkühlung suchen Italiener und Touristen am Meer. Der Tourismus boomt, wie vor der Pandemie und noch mehr. An besonders beliebten Touristendestinationen sind kaum noch freie Unterkünfte zu finden.

Italien: An Stränden fehlen mindestens 4000 Bademeister

Das Hauptproblem für die Branche sind nun nicht die Gäste, sondern das fehlende Personal. Händeringend werden Köche, Kellner, Zimmermädchen und Mitarbeiter für die Rezeption gesucht. Auch Bademeister, ein wahrer Mythos an den Stränden von Lignano bis Sizilien, und nicht wegzudenken aus den vielen Strandbädern, sind inzwischen Mangelware. Mindestens 4000 "Bagnini" fehlen. Dabei ist laut Gesetz ein Bademeister pro 150 Meter Strand notwendig.

Der Mangel an Personal belastet auch viele Hotels, die ihre Swimmingpools den Gästen nicht öffnen können. Die Bademeister, die vor allem an den Stränden der Adria einst Kultstatus hatten, sind schwer zu finden. Grund sind die kurzen Arbeitsverträge, die vor allem bei jüngeren Leuten nicht mehr attraktiv sind. Um die Bademeister-Lizenz zu erhalten, muss man circa 500 Euro ausgeben. Das Monatsgehalt bei 12 Arbeitsstunden schwankt zwischen 1400 und 1800 Euro und ist nicht besonders attraktiv.

Beruf des Bademeisters wird bei Italienern immer unbeliebter

"Viele junge Menschen wollen nicht mehr an Wochenenden und im Urlaubsmonat August arbeiten", sagt Antonio Capocchione, Präsident des Gewerkschaftsverbands der Strandanlagenbetreiber. Hinzu kommt, dass Personal in allen Wirtschaftssektoren schwer zu finden ist, sodass sich viele Bagnini rentablere und sicherere Jobs suchen. Auch viele Ausländer, die mit legalen Arbeitsgenehmigungen im Sommer nach Italien ziehen, bevorzugen Jobs mit geregelten Arbeitszeiten.

Zwölf Stunden pro Tag arbeitet Alin Stoian, ein 42-jähriger Rumäne, als Bademeister am Strand von Ostia bei Rom. Erst vor einigen Wochen hat er einen 13-Jährigen gerettet, der in den Wellen zu ertrinken drohte. "Natürlich ist der Bademeister-Beruf hart und mit viel Verantwortung verbunden. Man muss früh aufstehen, die Hitze aushalten und kann sich nicht ausruhen. Doch ich würde diesen Job niemals wechseln", meint Stoian. Die Bademeister würden für die Gäste am Strand zu Freunden, es sei eine Freude, an der frischen Luft und am Meer zu arbeiten.

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Auch Tourismus und Gastronomie suchen verzweifelt Personal

Auch Tourismus und Gastronomie klagen über Personalmangel. Rund 390.000 Stellen werden in diesen Sektoren gesucht, aber in 40 Prozent der Fälle haben Betriebe Schwierigkeiten, das notwendige Personal zu finden. In vielen Hotels fehlt ein Drittel des benötigten Personals .

Gegen den akuten Personalmangel im Tourismusbereich und in der Gastronomie sucht Italien nach Lösungen. So hat die Regierung in Rom Steuerentlastungen für Personal eingeführt, das an Feiertagen und am Wochenende arbeitet. "Es wird keine strukturelle Maßnahme sein, denn wir müssen erst sehen, ob sie funktioniert, aber ich möchte, dass ab dieser Saison diejenigen, die an Sonn- und Feiertagen und nachts arbeiten, ihren Lohn verdoppeln", erklärt die italienische Tourismusministerin Daniela Santanche.

"Wenn man jung ist und samstags nachts oder sonntags in einer Diskothek oder in einem Restaurant arbeitet, muss man mehr verdienen. Wir wollen die Unternehmer nicht belasten, wir arbeiten daran, die Lohnnebenkosten zu senken", so die Ministerin.

Personalmangel: Regierung Meloni will saisonale Arbeitskräfte fördern

Im Tourismusgewerbe wird laut Schätzungen des Branchenverbands Assoturismo Confesercenti das Problem mit dem Personalmangel weiterhin anhalten. "Die Schwierigkeit, Personal zu finden, hat inzwischen strukturelle Formen angenommen und hat die Dimension eines echten Notstands erreicht", sagt Vittorio Messina, Präsident des Verbands.

"So ist es unmöglich, Spitzenbelastungen zu bewältigen, insbesondere in einigen Gebieten wie in den Badeortschaften an der nördlichen Adria. Aber auch in Sizilien und Sardinien gibt es Probleme". Die Regierung Meloni greift zur Gegenwehr. Sie will legale Einwanderungswege für saisonale Arbeitskräfte fördern. 450.000 Arbeitsgenehmigungen sollen in den nächsten drei Jahren vergeben werden.

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