Rom. Ein Tourist hat die Wand des Kolosseums beschmiert. Dafür entschuldigte er sich nun. Doch er ist längst nicht der einzige Schuldige.

Die Empörung in der italienischen Hauptstadt war groß, als Ende Juni ein Tourist die Wand des Kolosseums als Ort für einen Liebesbeweis wählte. Der in Liverpool lebende Bulgare ritzte mit einem Schlüssel den Namen seiner Freundin in das UNESCO-Weltkulturerbe. Ein anderer Besucher des antiken Amphitheaters filmte die Tat. Gegen den 27-jährige Touristen wird wegen der Beschädigung von Kulturgut ermittelt. Dem Mann droht jetzt eine Strafe bis zu 20.000 Euro und 15 Tage Gefängnis.

Der italienische Kulturminister, Gennaro Sangiuliano, zeigte sich empört und verurteilte die Kritzelei aufs Schärfste: „Es ist sehr ernst, unwürdig und ein Zeichen großen Mangels an Kultur, dass ein Tourist einen der berühmtesten Orte der Welt, ein historisches Erbe, verunstaltet.“ In der Hoffnung auf eine mildere Strafe schrieb der Bulgare nun einen Brief an den römischen Bürgermeister Roberto Gualtieri: „Ich möchte mich bei den Italienern und der ganzen Welt von ganzem Herzen und aufrichtig für den Schaden entschuldigen, den ich einem Gut zugefügt habe, das ein Erbe der gesamten Menschheit ist.“

Vandalismus: Rom setzt fortan auf Videoüberwachung

Ob die Italiener seinen Fauxpas so schnell verzeihen, ist zweifelhaft. Auch in den sozialen Medien reagierten viele verärgert. Denn immer wieder fallen in Rom verantwortungslose Besucher auf. So war vor kurzem erst eine 39-jährige israelische Urlauberin mit einem Stein in der Hand ertappt worden. Damit hatte sie die fünf Anfangsbuchstaben ihrer Familienmitglieder in einen antiken Pfeiler des Kolosseums geritzt.

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Nach dem jüngsten Vorfall soll jetzt die Zahl der Überwachungskameras im Kolosseum erhöht werden, um auch versteckte Ecken zu erfassen. Archäologische Stätten, Monumente, Denkmäler und historische Villen sollen besser beobachten werden. Auch die Zahl der Aufseher im Kolosseum soll aufgestockt werden. Lautsprecherdurchsagen in sechs Sprachen weisen Besuchern zudem bereits am Eingang auf Verhaltensregeln hin. Kameras werden künftig außerdem verstärkt auf das Forum Romanum und auf die Spanische Treppe gerichtet.

Besonders beliebt bei Rom-Touristen ist der Trevi-Brunnen auf der Piazza di Trevi. Nicht selten gehen Besucher unerlaubt darin schwimmen.
Besonders beliebt bei Rom-Touristen ist der Trevi-Brunnen auf der Piazza di Trevi. Nicht selten gehen Besucher unerlaubt darin schwimmen. © iStock | istock

Touristen gehen in Brunnen baden

Mit der sommerlichen Hitze muss sich Rom auch vor Touristen in Acht nehmen, die Erfrischung in den zahlreichen Brunnen der Stadt suchen und dabei vergessen, dass es sich um kostbare Kulturgüter handelt. Besonders belastet ist der Trevi-Brunnen, der mit drei Millionen Besuchern pro Jahr zu den beliebtesten Monumenten der Welt zählt. Der Marmorbrunnen im Barock-Stil wird immer wieder zur Selbstdarstellung benutzt. So stieg Anfang Juni eine Frau halb nackt in das Becken. Als ein Polizist sie aufrief, den Brunnen zu verlassen, ging sie auf den Sicherheitsbeamten los und ohrfeigte ihn. Einer Sicherheitsbeamten, die sie aus dem Brunnen befördern wollte, versetzte die Touristin einen Tritt, der die Frau zu Boden schickte.

Im Mai hatten Mitglieder der italienischen „Letzten Generation“ eine schwarze Flüssigkeit aus verdünnter Pflanzenkohle in den Trevi-Brunnen geschüttet. Die Klimaaktivisten warben damit für die Abschaffung von Subventionen für fossile Brennstoffe. Von den hohen Geldstrafen, die auf Beschädigung der städtischen Attraktionen steht, ließen sie sich nicht abschrecken. Erst kürzlich hatten zwei niederländische Touristen Trevi-Brunnen ein Bad genommen, das sie teuer zu stehen kam: Die 30-Jährigen hatten gehofft, im Trubel der am Brunnen versammelten Touristen von der Polizei nicht entdeckt zu werden. Weit gefehlt – ihnen wurde eine Strafe in Höhe von 1000 Euro aufgebrummt.

Auch die Mauern des Pantheons sind vor den Schmierereien der Rom-Besucher nicht sicher.
Auch die Mauern des Pantheons sind vor den Schmierereien der Rom-Besucher nicht sicher. © AFP | ALBERTO PIZZOLI

Pantheon will Eintrittsgeld in Instandhaltung investieren

Auch dem Pantheon, einem der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike, bleiben Vandalen nicht erspart. „Aliens existieren“, haben Unbekannte kürzlich auf die Außenfassade der rund 1.900 Jahre alten Kirche gesprüht. Leider werde der Außenbereich des Pantheon nicht vollständig videoüberwacht, klagte die Direktorin, Gabriella Musto.

Auch eine zunehmende Zahl an Obdachlosen, die am Pantheon schliefen, sowie illegale Führungen um das Gebäude seien ein wachsendes Problem. So hat die Gemeinde Rom jetzt beschlossen, eine Eintrittskarte von 5 Euro für den Besuch des Monuments einzuführen. Das somit gesammelte Geld soll der Instandhaltung des Monuments dienen.