Berlin. Ko Samui gilt als beliebtes Reiseziel. Doch der Insel geht das Wasser aus, die Vorräte sind niedrig – es droht der Katastrophenfall.

Entspannung unter Palmen, kristallklares Meer, Kultur und exotische Speisen – Ko Samui bietet Thailand-Urlaubern all das. Doch nun geht der Insel ausgerechnet das Süßwasser aus, die Trinkwasservorräte sind drastisch niedrig. „Wir wollen nicht, dass die Regierung Ko Samui zum Kata­strophengebiet erklärt“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Sutham Samthong. „Wir sind nicht untätig, sondern versuchen, eine Lösung für die Situation zu finden.“

Die Bevölkerung wurde gebeten, sparsam mit den Wasserressourcen umzugehen. Wie Samthong mitteilte, wird bereits Wasser aus anderen Regionen und privaten Reservoirs herbeigeschafft, um es an die Einwohner zu verteilen. Benötigt werden auf Ko Samui täglich rund 30.000 Liter Süßwasser. Der Großteil davon, 24.000 Liter, kommt seit vergangenem Samstag per Pipeline vom Festland. Dort geht man davon aus, dass die Inselbewohner, wenn sie sparen, so zumindest die kommenden Monate überstehen.

Ko Samui hofft auf Regen, denn davon ist in den vergangenen Monaten viel zu wenig gefallen. Während der Trockenzeit, die normalerweise zwischen Januar und März herrscht, ist es üblich, dass die Wasserreserven schwinden. Doch in diesem Jahr könnte der Regen noch länger ausblieben. Grund ist das Wetterphänomen El Niño – sorgt es doch dafür, dass die Passatwinde über dem tropischen Pazifik abflauen und die Wassertemperatur steigt. Die Auswirkungen – von Dürren bis zu Überschwemmungen – sind vor allem auf der Südhalbkugel spürbar.

Tourismus-Boom trägt zum Wassermangel bei

Die Bewohner Ko Samuis berichten schon jetzt von katastrophalen Zuständen und von Wasserhähnen, aus denen nur ein oder zwei Mal pro Woche Wasser fließt. Ratchaporn Poolsawadee, Präsident von Ko Samuis Tourismusverband, monierte im „Guardian“, lokale Betriebe müssten bereits ihre Einnahmen dafür aufwenden, um Wasser zu kaufen.

Ko Samui hat nur etwa drei Mal so viele Einwohner (70.000) wie Hotelzimmer (rund 25.000). Mit ihren weißen Sandstränden, dem Regenwald und Sehenswürdigkeiten wie der zwölf Meter hohen Buddha-Statue am Bang-Rak-Strand lockt die drittgrößte Insel Thailands jährlich Hunderttausende Besucher aus aller Welt an. Auch sie tragen laut den örtlichen Behörden dazu bei, dass Probleme wie Wasserknappheit oder Müllbelastung zunehmen. Kannapa Pongponrat Chieochan, Professor an der Thammasat-Universität, forscht zu Wassersparmaßnahmen in Ko Samui.

Jährlich locken die weißen Strände und das klare Wasser hunderttausende Touristen nach Ko Samui.
Jährlich locken die weißen Strände und das klare Wasser hunderttausende Touristen nach Ko Samui. © Shutterstock / Marc Stephan | Marc Stephan

Durch den Boom der Tourismusindustrie, so der Experte im Gespräch mit dem „Guardian“, kämen immer mehr Menschen zum Arbeiten nach Ko Samui – der Wasserbedarf steige dadurch. Gleichzeitig seien in sehr kurzer Zeit viele Hotels, Golf- und Wellnessanlagen entstanden. Die Infrastruktur der Insel sei auf das schnelle Wachstum, das sie in den vergangenen Jahren erlebt habe, nicht ausgelegt: „Die großen Luxushotels verbrauchen viel Wasser – und die Anwohner darum herum bekommen zu wenig ab.“

Reiseverband: Reisende sollten Verständnis zeigen

Ko Samui ist auch für deutsche Urlauber ein beliebtes Reiseziel. Sollte die Insel tatsächlich zur Gefahrenzone werden, dürfte das manchen Thailand-Touristen beunruhigen. „Wichtig ist, dass Reisende sich der Problematik bewusst sind und sich an die Regeln vor Ort halten“, sagt Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband. Was den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser betreffe, gäben viele Hotels Tipps heraus, die die Touristen befolgen könnten, um ihren Urlaubsort nicht zusätzlich zu belasten. „Dazu gehört, nicht allzu lang zu duschen, beim Händewaschen den Wasserhahn nicht unnötig lang laufen zu lassen oder Bettzeug und Handtücher nicht jeden Tag zum Waschen zu geben.“

Wenn Reiseziele oder Hotels so stark betroffen seien, dass man gar nicht mehr dorthin reisen könne, ist laut dem Reiseverband derjenige gut beraten, der über einen Reiseveranstalter bucht. „Die Veranstalter von Pauschalreisen sind in engem Kontakt mit den Zielgebieten“, so Heinen. „Sie informieren Urlauber vor Ort und organisieren die Rückreise, sofern nötig. Diejenigen, die noch nicht gereist sind, werden schon vorab informiert und können von der Reise zurücktreten oder ihr Ziel oder den Reisezeitraum ändern.“ Die Kosten trägt dann nicht der Kunde, sondern der Veranstalter.