Berlin. Der Maya-Kalender ist ein kompliziertes System: Forscher haben nun überraschende Erkenntnisse über die Zeitrechnung des Volkes veröffentlicht.

Die Maya nutzten ein komplexes Verfahren, um Tage zu zählen und Rituale, Zeremonien sowie Feste zu planen. Sie beobachteten den Himmel und hielten ihr Wissen in Kalenderform fest. Mit ihrem System versuchte das antike indigene Volk, mehrere Jahrhunderte zu datieren. In einigen Voraussagen wurde sogar das Ende der Welt bestimmt.

Die Maya verwendeten aber nicht nur einen Kalender: Es gab gleich drei davon, mit verschiedenen Zyklen, die ineinandergriffen. Kürzlich haben Forscher nach langer Zeit offenbar ein verzwicktes Rätsel um einen der Kalender gelöst.

Maya-Kalender: Was hinter dem System steckt

Um zu verstehen, was die neuen Erkenntnisse bedeuten, muss man zuerst die drei Kalender kennen. So gibt es den sogenannten "Tzolkin", einen religiösen Kalender, der 260 Tage dauert und mit dem die Maya Daten für ihre Zeremonien bestimmten. Der Kalender "Haab" beinhaltet 365 Tage und gliedert sich in 18 Monate zu je 20 Tagen sowie einer fünftägigen Periode am Ende des Jahres. Der "Haab" ähnelt damit in einigen Punkten unserem heutigen Kalender.

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Der dritte Kalender ist einer mit "langer Zählung" und verzeichnet 819 Tage. Mit diesem Kalender wollten die Maya längere Zeiträume festhalten. Schon lange wurde vermutet, dass der 819-Tage-Kalender sich nach astronomischen Ereignissen richtete und mit Planetenbeobachtungen gefüllt wurde. Doch das System deckt wohlmöglich einen viel längeren Zeitraum ab, als Forscherinnen und Forscher bisher angenommen haben.

Die Maya verwendeten drei Kalender für ihre Zeitrechnung. Bis heute fasziniert das komplizierte System. Kürzlich haben Forscher offenbar ein Rätsel um einen der Kalender gelüftet. (Symbolbild)
Die Maya verwendeten drei Kalender für ihre Zeitrechnung. Bis heute fasziniert das komplizierte System. Kürzlich haben Forscher offenbar ein Rätsel um einen der Kalender gelüftet. (Symbolbild) © RapidEye/iStock

Rätsel um Maya Kalender: Das entschlüsselt die neue Theorie

Wie die Plattform "archaelogie-online.de" Ende April berichtete, haben Anthropologen der Tulane-University in den USA den 819-Tage-Kalender genauer unter die Lupe genommen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Ancient Mesoamerica" veröffentlicht und legt nahe: Die bisherige Vermutung, dass der Kalender vier Zyklen durchlief, kann nicht stimmen.

Was bisher bekannt war: Die Maya betrachteten wohl die Planeten Merkur, Venus, Saturn, Jupiter und Mars und hielten fest, wie lange diese brauchten, um nach einiger Zeit wieder an der gleichen Stelle am Himmel aufzutauchen. "Die Maya-Astronomen, die die 819-Tage-Zählung entwickelten, beschränkten sich nicht auf einen einzigen Planeten, sondern sahen sie als ein größeres Kalendersystem, das für die Vorhersage aller synodischen Perioden der sichtbaren Planeten verwendet werden konnte", so die Autoren in ihrer Studie.

Weiter heißt es da, dass die bisher angenommenen vier Zeitperioden bei dem Kalender für die, von der Erde aus sichtbaren Planeten, nicht passt. Die Forscher testeten verschiedene Zeiträume und kamen letztendlich auf 20 Perioden, in denen die Positionen der Planeten im Kalender verfolgt und festgehalten wurden sein müssten. Das bedeutet: Es seien etwa 45 Jahre nötig, bis alle Planeten mit einer bestimmten Anzahl ihre "Routen" durchlaufen haben und wieder im gleichen Winkel zu Sonne stehen.

Maya-Kalender: Was bedeutet die Studie für die Forschung?

Der Kalender ist damit laut der Studie für eine viel längere Zeit angelegt worden als man bisher dachte. Sprich: Expertinnen und Experten können demnach davon ausgehen, dass die Maya mit dem 819-Tage-Kalender viel mehr Jahre in ihrem System abbildeten.

Diese Erkenntnis kann den Forscherinnen und Forschern helfen, mehr über die Astronomie der Maya zu erfahren. Die Stellung der Planeten ist laut der Studie zudem mit wichtigen Feiertagen und Daten verbunden. All diese Entdeckungen können dazu beitragen, die alten Kalender besser zu verstehen. (emi)