Rom. Insekten? Die kommen den Italienern nicht so einfach in ihre Pasta. Wie die Regierung den Einsatz von Insektenmehl regulieren will.

In Asien und Afrika stehen Insekten schon heute auf dem Speiseplan, in Europa erwecken sie noch Ekel und Abscheu. Doch die Europäische Union hat die Verwendung von Mehlsorten aus Insekten für den menschlichen Verzehr genehmigt. Das Mehl kann aus Grillen, Mehlwürmern, Heuschrecken und Larven hergestellt werden. Das Feinschmecker-Paradies Italien steht allerdings zu seiner vielfältigen kulinarischen Tradition.

Geht es ums Essen, hört der Spaß auf, vor allem unter der Rechtsregierung um Premierministerin Giorgia Meloni, die das Landwirtschaftsministerium in „Ministerium für die Ernährungs-Souveränität“ umgetauft hat. Die Regierung verbietet die Verwendung von Insektenmehl in bestimmten Lebensmitteln wie Pizza und Pasta und verpflichtet die Hersteller, auf dem Etikett deutlich darauf hinzuweisen, wenn ein Produkt auch nur geringe Mengen Insektenmehl enthält.

Produkte mit Insekten-Mehl müssen deutlich gekennzeichnet werden

„Wir werden darüber wachen, dass die Maßnahmen in vollem Umfang eingehalten werden“, betonte Gesundheitsminister Orazio Schillaci. „Dies gilt sowohl für das Verbot der Verwendung von Insektenmehl in Lebensmitteln, die wie Pizza und Pasta typisch für die mediterrane Küche sind, als auch für die obligate Kennzeichnung der Produkte, die dieses Mehl enthalten.“ Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida führte aus: „Etiketten für Mehlprodukte mit Insekten müssen so gedruckt werden, dass sie gut lesbar sind.“ Diese Produkte müssten in getrennten Regalen verkauft werden, die durch eine geeignete Beschilderung gekennzeichnet sind.

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Grundlage der Maßnahmen sei der Grundsatz der Transparenz, auf dem die Wahlfreiheit der Verbraucher beruht. Sie müssten wissen, so der Minister, womit ein Produkt hergestellt wurde, woher es kommt und woraus es besteht. Um „Betrug und unlauterem Wettbewerb“ vorzubeugen, müssen auf dem Etikett die genaue Bezeichnung des Inhalts und der Herkunftsort angegeben werden. Auf demselben Etikett muss auch auf das Risiko allergischer Reaktionen bei Verbrauchern hingewiesen werden, die an einer Allergie gegen Muscheln, Schalentiere und Hausstaubmilben leiden. „Diejenigen, die Insektenmehlprodukte kaufen, müssen wissen, dass ein Allergierisiko besteht“, so der Gesundheitsminister.

Verband: Insekten gehören nicht zur nationalen Esskultur

Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti begrüßt die Initiative der Regierung. „Die große Mehrheit der Italiener würde niemals Insekten auf den Tisch bringen, da sie als Fremdkörper in der nationalen Esskultur gelten“, kommentierte der Bauernverband. Laut einer Coldiretti-Umfrage sind 54 Prozent der Italiener gegen Insekten als Lebensmittel.

Die Hersteller von Insektenmehl warnen vor einer „Kriminalisierung“. „Es ist richtig, dass es für Insektenmehle ebenso wie für biologische oder glutenfreie Produkte spezielle Ecken in den Regalen der Supermärkte gibt, aber dies sollte nicht dazu dienen, sie an den Rand zu drängen oder zu verstecken“, kommentiert Josè Francesco Cianni, Hersteller von Grillenmehl und Geschäftsführer des Unternehmens Nutrinsect.

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Die Regierung in Rom setzt stark auf die Verteidigung der italienischen Gastronomie. Auf Vorschlag von Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat das Kabinett beschlossen, die italienische Küche für die diesjährige Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO vorzuschlagen. Das Dossier wird nun vom Außenministerium in Rom an die UNESCO weitergeleitet. Der Bewertungsprozess soll spätestens im Dezember 2025 abgeschlossen werden.

Die italienische Küche wird im offiziellen Bewerbungsdossier als eine Reihe von sozialen Praktiken, Ritualen und Gesten definiert, die auf zahlreichen lokalen Kenntnissen beruhen. Dieses Mosaik von Traditionen spiegle die biokulturelle Vielfalt des Landes wider.