Berlin. Mehrweg für Weinflaschen – das will eine Initiative aus Baden-Württemberg. Das Flaschensystem soll noch dieses Jahr an den Start gehen.

Pfandrückgabe statt Glascontainer – auch Weinflaschen könnten in Zukunft Mehrweg sein. Einen entsprechenden Versuch kündigte nun die Weinheimat Württemberg eG an. Bereits Mitte dieses Jahres sollen die ersten Pfandweinflaschen im Handel zu finden sein. Die Initiative aus Baden-Württemberg will damit den Grundstein für ein bundesweites Mehrwegsystem in der Branche legen.

„So was kann ganz schnell gehen, so etwas kann auch langsam gehen“, sagte der Vorstand der neu gegründeten Wein-Mehrweg eG, Werner Bender, am Sonntag in Düsseldorf bei der Vorstellung der neuen Pfandflasche auf der Fachmesse ProWein.

Mehrweg für Weinflaschen: Ökonomischen und ökologische Vorteile

„Im Vergleich zu Einweg-Glasflaschen bietet das Mehrwegsystem den wichtigsten Vorteil, dass die Flaschen nicht ständig unter enormem Energieaufwand neu produziert werden müssen“, erklärt Bender unserer Redaktion. Die bis zu 50 Mal wiederverwendbaren Flaschen sparten Energie und Ressourcen.

Außerdem werde die Weinbranche so deutlich unabhängiger. „Die Gefahr der Nichtverfügbarkeit von Individualflaschen ist bei der Mehrwegflasche deutlich geringer bzw. kaum vorhanden“, so Bender. Die von der Initiative entworfene Glasflasche ist dunkelgrün und hat einen langen Flaschenhals.

Laut dem Deutschen Weininstitut erzeugen die Weinflaschen allein bei der Weinproduktion etwa 45 Prozent des CO2-Anteils. Mehr als eine Milliarde Weinflaschen werden pro Jahr in Deutschland gekauft, wie das Deutsche Weininstitut schätzt. Die allermeisten leeren Weinflaschen landen in der Altglastonne. Durch das Mehrwegsystem gibt es ökologische und ökonomische Vorteile.

Der einzige Nachteil des Mehrwegsystems wäre laut Bender, dass alle Flaschen standardisiert werden müssten. „Mehrweg bedeutet immer auch einen gewissen Verzicht auf Individualität.“

Mehrweg für Weinflaschen: Ab wann sie im Handel sind

Die ersten Flaschen könnten womöglich schon Mitte des Jahres in den Handel kommen. „Dies ist stark abhängig von den Produktionszeiten beim Hersteller", erklärt Bender. Zuerst soll der Weinfach- und Getränkehandel an dem Mehrwegsystem teilnehmen.

Danach sollen Supermärkte und Discounter folgen. Der genaue Zeitpunkt hänge davon ab, wann die Glasflaschen im Leergutautomaten angenommen werden könnten. „Hier befinden wir uns sowohl mit Automatenherstellern als auch mit dem Handel in Gesprächen“, sagt der Vorstand der Mein-Mehrweg e.G. Wie hoch der Pfandbetrag sein wird, ist noch offen. Einige Bio-Märkte hätten ebenfalls Interesse gemeldet.

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Mehrweg für Weinflaschen: Flaschensystem zuerst in Baden-Württemberg

Zuerst solle das System in Baden-Württemberg eingesetzt werden. Wie schnell sich das Projekt in anderen Bundesländern etablieren könne, hänge unter anderem von der Resonanz des Handels und der Verbraucher ab.

Zu den Gründungsmitgliedern der „Wein-Mehrweg eG“ zählen den Angaben zufolge zehn Genossenschaften, die alle aus Baden-Württemberg kommen. Kein Zufall, denn dort gibt es schon seit vielen Jahren ein Mehrwegsystem für 1-Liter-Weinflaschen.

Auch das Spülzentrum in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) biete gute Voraussetzungen für den Start des neue Flaschensystems in Baden-Württemberg. Hier würden jährlich 24 Millionen Pfandflaschen gespült werden. Bald vielleicht auch die 0,75-Liter-Weinflaschen.