Wie ist es zum Valentinstag 2024 um Dating und Partnerschaft bestellt? Wir stellen in diesem Überblick die aktuellen Trends vor.

  • Seit etlichen Jahren wird am 14. Februar die Liebe zelebriert
  • Beziehungen haben sich über die Jahre allerdings verändert
  • Diese Trends zeichnen sich im Liebesleben der Deutschen ab

Wenn es um den heutigen Valentinstag geht, hört man oft, er sei nur eine Erfindung der Blumenindustrie. Selbst wenn! Nichts spricht dagegen, seinen lokalen Blumenhändler zu unterstützen.

Aber wie ist es eigentlich bestellt um die Liebe im postpandemischen Zeitalter, in dem viele Jüngere die ersten Dates ihres Lebens bereits per App ausgemacht haben, in der die Geschlechter ihre Rollen neu aushandeln, in der die „Woke“-Kultur ein neues Bewusstsein für Befindlichkeiten – manche würden sagen: Empfindlichkeiten – schuf? Das sind die Trends in Sachen Liebe, Dating, Beziehung.

Valentinstag: Diese Trends gibt es im Liebesleben der Deutschen

Normcore: Wer sich bei einem Musikdienst wie Spotify angemeldet hat und aus quasi sämtlichen Songs wählen kann, die jemals erschienen sind, ist schnell überfordert und hört dann das alte David-Bowie-Album. So ähnlich ist es mit den Beziehungsmodellen.

„Die Auswahl ist groß, alles ist möglich, und es existieren zahlreiche Bubbles nebeneinander“, erklärt Bestsellerautorin Anna Zimt („Leck mich! Wie ich lernte zu bekommen, was ich will“, MVG). Viele greifen da auf ein Modell zurück, das nicht perfekt ist, sich aber letztlich bewährt hat: die monogame Zweierbeziehung. Sie ist nach wie vor die häufigste Beziehungsform in der westlichen Welt.

Treue bleibt ein wichtiger Wert: 88 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer ist sie wichtig. Auch die Ehe ist nicht out: 416.324 Hochzeiten gab es hierzulande 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie. Die Zahl wurde nur im Vorjahr und im Jahr 2000 übertroffen – und nach ersten Erhebungen 2022 wieder erreicht.

Zimt: „Erstaunlich viele Paare haben in den Lockdowns gemerkt, wie gut sie miteinander auskommen, und haben sich neu entdeckt.“ Seltener scheidet sie erst der Tod, aber durchschnittlich halten Ehen immerhin 14,5 Jahre, Beziehungen ohne Trauschein dagegen nur vier. Ist es nicht langweilig, gemeinsam vor Netflix zu kuscheln? Nein, sagen überzeugte Monogamisten. Die Intimität einer exklusiven Zweierbeziehung sei das letzte große Abenteuer.

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Rund 10.000 Menschen leben in Deutschland in polyamoren Beziehung

Polyamore Beziehungen: Als Anna Zimt vor 15 Jahren begann, über ihre offene Beziehung zu ihrem jetzigen Ehemann zu sprechen und zu schreiben (gemeinsamer Podcast: „Geschichten einer offenen Beziehung“), stieß die Wahlberlinerin auf viele Vorbehalte. „Jetzt ist das kaum noch so, zumindest in meinem urbanen Umfeld.“

Inzwischen sind sie und ihr Mann zu einer polyamoren Beziehung übergegangen: „Wir öffnen uns nun auch für emotionale Beziehungen zu anderen Menschen.“ Der Partner bleibt bei solchen Modellen jedoch die „Primärbeziehung“. 10.000 Menschen in Deutschland leben Schätzungen zufolge so. Laut einer Umfrage der Datingplattform Joyclub befinden sich mittlerweile doppelt so viele Nutzer in einer offenen Beziehung wie vor 18 Jahren, als die Plattform startete (14,7 Prozent). Auch polyamore Beziehungen sind im Kommen (2,8 Prozent zu 7,5 Prozent).

Situationship: Der Morgen nach der ersten Nacht – in seiner Dramaturgie zeichnen sich bereits die Konturen ab, welchen Verlauf die Beziehung nimmt. Laut Soziologe Jean-Claude Kaufmann werden zwei Menschen in dieser Phase umso schneller ein Paar, je eher sie Alltägliches miteinander teilen und je frühzeitiger sie zusammen vor anderen in Erscheinung treten.

Der Punkt, wann sie sich als „in einer Partnerschaft“ empfinden, wird von beiden meist auch unausgesprochen erkannt. Genau diese leise, große Wende wird bei vielen heutzutage hinausgezögert. Sie bleiben im Schwebezustand: Man trifft sich, man hat Sex, aber noch keine Beziehung.

Laut einer US-Umfrage befinden sich 20 Prozent der Menschen unter 35 in einer sogenannten ­Situationship. Die kann, wenn einer der Beteiligen ernstere Absichten hat, ein quälender Zustand der Ungewissheit sein. Aber sie ist auch eine Chance für beide, wie die Sexualtherapeutin Rafaella Fiallo beschreibt: „Eine Situationship bietet Raum für Wachstum und Reflexion und lässt Zeit, seine Beziehung ohne gesellschaftlichen Druck zu definieren.“

Analoges Dating: „Ich stelle eine Müdigkeit bei Dating-Apps fest“, sagt Anna Zimt. „Unzuverlässigkeit und Ghosting zermürben viele Nutzer.“ Stattdessen haben nach der Pandemie viele Leute wieder Lust auszugehen. Besonders beliebt: das Dinner, bei dem der Gastgeber zwei Freunde verkuppeln will. Statt über Stunden hinweg ferne Fremde in der App nach möglichst vielen Übereinstimmungen abzusurfen, lässt sich dabei hervorragend üben, einen Abend lang ein angenehmer und aufgeschlossener Mensch zu sein.