Berlin. Viele italienische Gemeinden bieten Ein-Euro-Häuser an. Auch renovierte Gebäude sollen für wenig Geld Menschen aus Deutschland locken.

Ein Haus für wenige Euro – klingt wie ein Traum, ist es aber nicht. Zumindest nicht in Italien. In über 50 Gemeinden werden aktuell tatsächlich Häuser für ein bis zwei Euro verkauft. Davon werden insbesondere Ausländer angelockt. Auch Deutsche haben schon in Immobilien investiert. Doch der Preis täuscht.

Die wenigen Euro dienen nämlich nur als Symbolpreis für die Versteigerungen. In Wahrheit werden die Häuser für maximal ein paar Tausend Euro verkauft. Also immernoch weniger als ein Reihenhaus in einer deutschen Kleinstadt.

Und das war auch die Idee dahinter. Eine Gemeinde machte 2008 den Anfang und versteigerte ein Haus für einen symbolischen Euro. Danach zogen mehrere Kommunen nach. Mittlerweile können Immobilien zum Schnäppchenpreis auf Sizilien, in Apulien, in der Toskana und weiteren Orten ersteigert werden. Viele Städte haben sogar extra Internetseiten eingerichtet, auf denen die Ein-Euro-Häuser angeboten werden.

Italien: Hauskauf hat oft einen Haken

Grund für den Schnäppchenpreis ist das geringe Interesse an den renovierungsbedürftigen Häusern in abgelegenen Orten. Viele Immobilien müssen grundsaniert werden und liegen in kleinen, entvölkerten Dörfern. Wer also glaubt, mit dem Kaufpreis ein fertiges Zuhause zu kaufen, liegt falsch.

Denn mit dem Kauf schließt man auch oft ein der Stadt ab. Oft fordern die Gemeinden dass die Häuser innerhalb weniger Jahre renoviert werden. Das kann teilweise schwer sein, da sich an Vorgaben gehalten werden muss und alte Materialien schwer zu beschaffen sind. Damit kann zum niedrigen Kaufpreis schnell eine hohe Summe an Renovierungskosten kommen. Tatsächlich liegen die finalen Kosten am Ende bei mehreren zehn- bis hunderttausend Euro.

Außerdem haben manche Kommunen die Vereinbarung, dass die Käufer nach der Renovierung selbst im Haus wohnen müssen. So wollen sie vermeiden, dass die Häuser alle als Ferienhäuser genutzt werden und wieder Leben in die Gegend bringen.

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In Italien versteigern mehrere Gemeinden Häuser für einen Euro.
In Italien versteigern mehrere Gemeinden Häuser für einen Euro. © IMAGO / teutopress

Kaufpreis liegt zwischen 500 bis 7300 Euro

Im sizilianischen Sambuca zahlten die Käufer nach Angaben der Gemeindeverwaltung zuletzt zwischen 500 und 7300 Euro für ihre ersteigerten Häuser. Die Gemeinde versteigert die Gebäude aktuell für zwei Euro. Hier verpflichten sich die Käufer, ihre Häuser innerhalb von drei Jahren zu renovieren und danach mehrere Monate jährlich zu bewohnen. Derzeit werden 18 Immobilien auf der Internetseite angeboten.

Auch wer nicht direkt umziehen möchte, sollte in Zukunft günstige Immobilien finden. Da in Italien die Steuer auf Zweitwohnungen- und häuser hoch ist, verkaufen Eigentümer lieber wieder die Immobilie für kleine Beträge anstatt jährlich Geld zu verschwenden.

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US-Amerikanerin nimmt Follower bei Renovierung mit

Die US-Amerikanerin Meredith Tabbone ist eine von vielen Käuferinnen. Im April 2019 ersteigerte sie ihr Haus im sizilianischen Sambuca für 5555 Euro. Seitdem kamen zwei weitere Häuser dazu, die derzeit renoviert werden.

Die 43-Jährige Finanzberaterin aus Chicago stolperte per Zufall über die Aktion. Sie selbst hatte Sizilien nie besucht. Doch da ihr Urgroßvater aus Sambuca kam, bot sie auf ein Gebäude und gewann. „Es war keine hochdurchdachte Entscheidung“, teilt Tabbone auf Instagram.

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Geplant ist, die Renovierung dieses Jahr fertigzustellen. Tabbone möchte eine Kunstgalerie und ein Café in den 250 Quadratmetern einrichten. „Ich fühle mich dort mehr zu Hause als je in meinem Leben an einem anderen Ort,“ sagte sie der Chicago Times.

Auch viele Deutsche vor Ort

Im circa 6000 Einwohner Dorf Sambuca ist eigentlich nicht viel los. Viele junge Einwohner ziehen weg, da sie vor Ort keine Arbeit finden. Die Folgen: Schulen schließen, Häuser stehen leer, Gebäude verfallen.

Doch einsam ist man vor Ort nicht. Imme mehr Menschen kaufen die günstigen Immobilien auf und berichten auf den sozialen Netzwerken von ihren Renovierungen. Es sind Einwanderer aus Deutschland, Großbritannien, den USA und der ganzen Welt. Sie bauen das 2016 als schönstes Dorf Italiens ausgezeichnete Sambuca wieder auf und eröffnen Cafés, Geschäfte und andere Einrichtungen, die dem Ort fehlten.

Zum Vorteil für weitere Einwanderer, da sie sich oft ohne Sprachbarrieren verständigen können und sofort Anschluss finden. Tabbone postet regelmäßig von den Gemeinschaften, die sich in Sizilien gebildet haben.

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Italieneischer Charme bleibt erhalten

Und trotz der vielen Zuwanderer verliert das Dorf nicht seinen italienischen Charme. Nicht alle Gebäude gehören ausländischen Einwanderern. Nach wie vor überwiegen die italienischen Besitzer – und sie halten die sizilianische Lebensart am Leben.

Die sizilianischen Bewohner empfangen die Einwanderer herzlich. Kurze Gespräche mit ihnen seien fast unmöglich, so Tabbone. „Man muss reinkommen. Dann gibt es wahrscheinlich Wein, Brot, Nüsse und Früchte. Und einen Espresso.“