Berlin. Je mehr sich die Delta-Variante durchsetzt, desto größer sind die Sorgen um die Wirksamkeit der Impfstoffe. Ein Vakzin sticht heraus.

  • Die Corona-Impfung mit Johnson & Johnson hat den Vorteil, dass nur eine Impfdosis nötig ist
  • Reicht das aus, um eine ausreichende Wirkung gegen die Delta-Variante zu entfalten?
  • Ein Forscher äußert Zweifel

Der praktische Vorteil des Johnson & Johnson-Impfstoffes ist unbestritten. Denn im Gegensatz zu allen anderen in Deutschland zugelassenen Vakzinen muss der Vektor-Impfstoff nur einmal verabreicht werden. Daher wurde er zunächst vor allem dort eingesetzt, wo eine Zweitimpfung die Menschen vor größere logistische Probleme stellt, wie beispielsweise bei Obdachlosen. Doch die Einmalimpfung hat auch einen Nachteil, die im Kampf gegen die Ausbreitung der Delta-Variante von Bedeutung sein könnte.

Im Vergleich zu den drei anderen in Deutschland zugelassenen Impfstoffen liegt die Schutzwirkung von Johnson & Johnson gegen eine Infektion laut Robert Koch-Institut bei "nur" 65 Prozent. Heißt: Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, ist im Vergleich zu einer ungeimpften Person um 65 Prozent niedriger. Biontech, Moderna und Astrazeneca erreichen Schutzwirkungen zwischen 80 und 95 Prozent.

Johnson & Johnson: Stolperstein auf dem Weg zur Herdenimmunität?

Um die Frage zu beantworten, wie hoch die Schutzwirkung von Johnson&Johnson speziell gegen die Delta-Variante ist, liegen noch nicht genug Daten vor. Das Pharmaunternehmen Jannsen gab kürzlich zwar bekannt, dass Johnson & Johnson auch eine "starke und langanhaltende Antikörper-Aktivität gegen die sich schnell verbreitende Delta-Variante" hervorrufe, eine Prozentzahl zur Schutzwirkung wurde in der Pressemitteilung aber nicht genannt. Jedoch würde das Vakzin schwere Verläufe zu 85 Prozent verhindern.

Mediziner sind dennoch besorgt, denn mit der vergleichsweise geringeren Schutzwirkung lässt sich auch schwerer eine Herdenimmunität erreichen. Im Wettrennen Impfung gegen Ausbreitung der Delta-Mutante könnte sie von entscheidender Bedeutung sein.

Wann kommt die Corona-Impfauffrischung?

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    Die US-Virologin Angela Rasmussen weißt daher daraufhin, dass eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff durchaus sinnvoll ist, um die Schutzwirkung von Johnson&Johnson zu erhöhen. Auch sie selbst habe ich dafür entschieden, berichtet Rasmussen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

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    Experten raten zur Kreuzimpfung nach Johnson & Johnson

    In Deutschland werden ebenfalls die Stimmen lauter, die Johnson & Johnson-Impfung mit einer zweiten mRNA-Dosis zu verbessern. "Bezüglich der Impfstoffe bleiben die mRNA-Vakzine die Messlatte. Ich halte es zum Beispiel für unverantwortlich, den Johnson-&-Johnson-Impfstoff auch in die Betriebs- und Hausarztpraxen zu geben. Hier ist nur eine Impfung nötig, aber die Schutzwirkung vor einer Infektion ist dementsprechend vermindert", sagte der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen, Dr. Ulf Dittmer, gegenüber dem Nachrichtenportal T-Online.

    Johnson & Johnson wird seit Mai auch an Hausarztpraxen geliefert. Bis zum Ende des Jahres hat die Bundesregierung 36,7 Millionen Dosen bestellt.

    Für Astrazeneca, den zweiten zugelassenen Vektor-Impfstoff in Deutschland, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung bereits geändert. Demnach soll nun nach der ersten Dosis Astrazeneca eine zweite Dosis mRNA-Impfstoff verimpft werden. In der Begründung hieß es, dass die Immunantwort bei einer Kreuzimpfung der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca "deutlich überlegen" sei.

    (fmg)