Menlo Park. Beim sozialen Netzwerk Facebook stehen personelle Änderungen an. Topmanager Chris Cox wird das Unternehmen nach 13 Jahren verlassen.

Das soziale Netzwerk Facebook hat eine personelle Umstrukturierung an der Spitze verkündet: Chris Cox, einer der engsten Vertrauten von Gründer und Firmen-Chef Mark Zuckerberg verlässt das Online-Netzwerk. Erst wenige Tage nach der Ankündigung eines tiefgreifenden Strategiewechsels.

Chris Cox hatte in den 13 Jahren bei Facebook unter anderem den Newsfeed mitentworfen, über den die meisten Nutzer ihre Informationen bei dem Netzwerk bekommen.

Cox ist nicht der einzige Top-Manager, der das Unternehmen verlässt: Chris Daniels, der vor weniger als einem Jahr die Führung des Chatdienstes WhatsApp nach dem Abgang der Gründer übernommen hatte, geht ebenfalls.

Wie in der vergangenen Woche angekündigt, will Facebook-Chef Zuckerberg den Datenschutz verbessern. Facebook will verstärkt auf Kommunikation in verschlüsselten Chatdiensten und einen strikteren Schutz der Privatsphäre setzen.

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    Chris Cox verlässt Facebook nach 13 Jahren.
    Chris Cox verlässt Facebook nach 13 Jahren. © dpa | SUNDAY ALAMBA

    Die Kehrtwende wirft viele Fragen auf – unter anderem nach Facebooks künftigem Geschäftsmodell. Denn aktuell erwirtschaftet das Online-Netzwerk seine Milliardengewinne hauptsächlich mit Anzeigen im Newsfeed.

    Der Facebook-Chef bemühte sich, es nicht nach einem Zerwürfnis aussehen zu lassen. „Seit einigen Jahren hat Chris mit mir über seinen Wunsch gesprochen, etwas anderes zu machen“, schrieb Zuckerberg in einem Blogeintrag am späten Donnerstag. „Aber nach dem Jahr 2016“ – eine Anspielung auf die Kritik an Facebooks Rolle bei der US-Präsidentenwahl – hätten beide beschlossen, dass es dafür noch zu viel bei dem Online-Netzwerk zu verbessern gebe.

    Chris Cox verlässt Facebook nach 13 Jahren

    Inzwischen seien jedoch Fortschritte gemacht worden. „Ich werde Chris sehr vermissen.“ Die beiden Männer gelten auch privat als Freunde. Cox selbst schrieb in seiner Abschiedsnotiz nichts davon, dass er gern etwas anderes machen wolle – sondern, dass er „mit großer Traurigkeit“ bekanntgebe, Facebook nach 13 Jahren zu verlassen.

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    Er deutete auch an, dass er nicht der Richtige für den angekündigten Strategiewechsel sei: „Das wird ein großes Projekt sein, und wir werden Führungspersönlichkeiten brauchen, die begeistert sind, die Neuausrichtung durchzusetzen.“

    Die Website „Buzzfeed“ berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, zu dem Abgang hätten Differenzen über die Ausrichtung geführt. Der 36-jährige Cox war in der Rolle des Produktchefs in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt, galt aber als Nummer drei in der Facebook-Rangfolge nach Zuckerberg und Geschäftsführerin Sheryl Sandberg.

    Neue Strukturen in den Abteilungen Facebook, Instagram und WhatsApp

    Vergangenes Jahr hatte Zuckerberg ihm die Gesamtaufsicht über alle Apps des Konzerns übergeben: Die zentrale Facebook-Anwendung sowie Instagram und die Chatdienste WhatsApp und Messenger. Damit galt Cox einigen Branchenbeobachtern bereits als Kronprinz.

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    Cox’ bisheriger Posten wird zunächst nicht neu besetzt. Die Chefs der einzelnen Apps sollen künftig stattdessen direkt Zuckerberg unterstellt sein. Für die Facebook-App ist das in Zukunft Fidji Simo, die bisher den Bereich Video vorangetrieben hat. Adam Mosseri steht bereits seit Mai 2018 an der Spitze von Instagram. Die Abteilung des Facebook Messenger leitet seit fast fünf Jahren Stan Chudnovsky.

    WhatsApp soll in Zukunft komplett verschlüsselt sein

    Neuer Chef von WhatsApp wird Will Cathcart, der zuletzt für die Facebook-App verantwortlich war. Bei dem für rund 22 Milliarden Dollar zugekauften Chatdienst waren die Gründer Brian Acton und Jan Koum 2017 und 2018 gegangen. Laut Medienberichten hatten sie sich damals gegen eine Aufweichung der Verschlüsselung in der App gestemmt, auf die von Facebook-Seite hingearbeitet worden war.

    Zwar sollen nach dem neuen Plan von Zuckerberg im Gegenteil mehr Facebook-Angebote wie WhatsApp komplett verschlüsselt sein. Allerdings sei Daniels mit einigen Entscheidungen bei Zuckerbergs Plan, die technische Infrastruktur hinter WhatsApp, Messenger und der Chatfunktion von Instagram zusammenzulegen, nicht einverstanden gewesen, schrieb die „New York Times“.

    Cox sei „einer aus der Gruppe von Leuten gewesen, die es gut meinten, aber 2009 Entscheidungen trafen, die 2019 nicht mehr anwendbar sind“, sagte ein ehemaliger Facebook-Mitarbeiter „Buzzfeed“.

    Störung bei Facebook, WhatsApp, Instagram behoben

    Mit den Netzwerken Facebook, Instagram und WhatsApp ist die Marktmacht des Technikkonzerns gewaltig. Dies wird auch von deutschen Behörden kritisch beobachtet. Im Februar hatte das Kartellamt die Datensammelwut von Facebook eingeschränkt.

    Am Mittwochabend gab es technische Schwierigkeiten mit den Portalen. Tausende Nutzer hatten darüber geklagt, dass sie sich nicht mehr bei den sozialen Netzwerken und Messengerdiensten anmelden können. Inzwischen ist die Störung bei Facebook, WhatsApp und Instagram behoben. (dpa/mein)