Berlin. Die Doku „Leaving Neverland“ bringt Missbrauchsvorwürfe gegen Michael Jackson vor. Firmen und Radiosender distanzieren sich deshalb.

In der HBO-Dokumentation „Leaving Neverland“ über Michael Jackson bringen zwei heute erwachsene Männer Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Sänger hervor. Firmen wie Louis Vuitton, Radiosender und Serien-Produzenten gehen deshalb auf Distanz zu Michael Jackson.

Der Modekonzern Louis Vuitton hat laut Medienberichten bekanntgegeben, neue Produkte mit Bezug zum „King of Pop“ doch nicht zu produzieren. Der Designer Virgil Abloh hatte bei der Show für Herbst/Winter 2019/2020 auf der Fashion Week in Paris im Januar einige Stücke Michael Jackson gewidmet.

So war unter anderem ein T-Shirt mit Schuhen und einem typischen Tanzschritt von Jackson zu sehen, sowie Glitzer-Handschuhe, die an die Modelle erinnerten, die Jackson selbst bei Auftritten trug.

Michael Jackson: Louis Vuitton betont Verpflichtung zum Kindeswohl

Ein Model trägt Handschuhe aus der Louis-Vuitton-Kollektion, die teilweise Michael Jackson gewidmet war.
Ein Model trägt Handschuhe aus der Louis-Vuitton-Kollektion, die teilweise Michael Jackson gewidmet war. © Getty Images | Estrop

Laut dem Portal WWD.com sagte Abloh nun: „Ich habe mich nur auf sein öffentliches Leben bezogen, das wir alle kennen, und auf sein Erbe, das eine ganze Generation von Künstlern und Designern beeinflusst hat“.

Der Modeblog Highsnobiety.com zitiert den Chef von Louis Vuitton nun: „Die Vorwürfe in der Dokumentation haben uns sehr aufgewühlt und verstört“, soll Michael Burke gesagt haben. „Die Sicherheit von Kindern und ihr Wohl haben größte Wichtigkeit für Louis Vuitton“, heißt es in dem Bericht weiter.

Radiosender nehmen Songs von Michael Jackson aus dem Programm

Nicht nur Firmen wie Louis Vuitton distanzieren sich von Michael Jackson, auch Radiosender haben reagiert. Der britische Radiosender BBC Radio 2 will vorerst keine Songs mehr von Michael Jackson spielen. Wie die „Sunday Times“ berichtet, sei die Entscheidung nach der Ausstrahlung der HBO-Dokumentation „Leaving Neverland“ gefallen, in der zwei erwachsene Männer Jackson vorwerfen, sie im Kindesalter über Jahre hinweg sexuell missbraucht zu haben.

Nicht nur im britischen Radio, sondern auch in den Niederlanden und Kanada wird die Rotation von Songs des „King of Pop“ vorerst zurückgefahren.

So will der norwegische Rundfunk NRK auf seinen Radiosendern zwei Wochen lang keine Lieder des 2009 im Alter von 50 Jahren gestorbenen Sängers spielen. Grund seien die in der Doku erhobenen Missbrauchsvorwürfe gegen den „King of Pop“, teilte der NRK am Montag mit.

So begründen Radiosender den Bann von Michael Jackson

„Michael Jackson hat eine enorme populärkulturelle Bedeutung gehabt und ist für ein großes Publikum ein wichtiger Künstler“, erklärte NRK-Musikchef Knut Henrik Ytre-Arne. Dessen Musik komplett zu verbannen, sei deshalb zunächst schwierig.

Auch drei kanadische Radiostationen verzichten nach den neuen Missbrauchsvorwürfen auf Lieder von Jackson. Wie die kanadische Zeitung „National Post“ berichtet, haben die französisch-sprachigen Sender CKOI und Rhythme sich für den Bann entschieden.

Auch der englisch-sprachige Sender The Beat spielt Jacksons Musik nicht mehr. Eine Vertreterin des Senderverbundes von CKOI und Rhythme habe den Schritt mit Hörer-Kommentaren begründet, die nach der Ausstrahlung der HBO-Dokumentation die Sender erreicht hätten.

Diese Sender spielen vorerst keine Musik von Michael Jackson:

• BBC Radio 2 (Großbritannien)

• NRK (Norwegen mit NRK P1, NRK P2, NRK P3

• CKOI (Kanada)

• Rhythme (Kanada)

• The Beat (Kanada)

Deutsche Radiosender spielen weiter Michael Jackson

Die meisten deutschen Sender haben angekündigt, weiter Songs von Michael Jackson zu spielen. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) etwa plant derzeit keine Streichung von Jackson-Songs in seinem Radioprogramm. „Wir warten ab, ob es aufgrund der Erkenntnisse der HBO-Dokumentation zu einer neuen juristischen Bewertung kommt“, teilte der Sender mit. „Bei solchen Entscheidungen sollte man immer den Einzelfall genau betrachten und die Frage stellen, ob das künstlerische Werk durch justiziable Vorgänge neu bewertet werden muss.“

Auch der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und der Südwestrundfunk (SWR) behalten den „King of Pop“ weiter im Programm. Der Bayerische Rundfunk (BR) behält das Thema unter Beobachtung. Nach Angaben des Senders tauche die Musik von Jackson aber eh nicht mehr auf allen Kanälen des Senders auf.

„Simpsons“-Macher verbannen Michael Jackson aus der Serie

Nicht nur Radiosender, sondern auch Fernsehmacher reagieren auf die Doku von HBO. So haben die Verantwortlichen hinter der Serie „Simpsons“ entschieden, Michael Jackson aus der Serie zu verbannen. „Es fühlt sich ganz klar so an, als sei es das einzig Richtige“, sagte der ausführende Produzent James L. Brooks am Donnerstag (Ortszeit) dem „Wall Street Journal“.

Die Folge „Die Geburtstagsüberraschung“ soll demnach nicht mehr im Fernsehen wiederholt und von Streamingplattformen entfernt werden. In der 1991 ausgestrahlten Episode trifft Homer Simpson in einer psychiatrischen Klinik auf einen Patienten, der vorgibt, Michael Jackson zu sein. Der US-Popstar, ein großer Fan der Serie, lieh der Figur damals seine Stimme.

100-Millionen-Dollar-Klage gegen Sender HBO


Ab diesem Freitag werde man 14 Tage lang die Songs von Jackson aus den Wiedergabelisten der Sender P1, P13 und P1+ entfernen und dann schauen, wie das Publikum auf den Inhalt der Doku reagiere, sagte Ytre-Arne. Wenn sich ein zuständiger Programmleiter entschließe, doch Musik des Popsängers zu spielen, sollte den Zuhörern erklärt werden, warum.

Die erste Hälfte der Michael-Jackson-Doku wurde am Sonntag trotz einer Schadenersatz-Klage von Jacksons Nachlassverwaltern über 100 Millionen Dollar beim Bezahlsender HBO ausgestrahlt, die zweite sollte am Montagabend (Ortszeit) folgen. Neue Beweise zu den Vorwürfen werden in dem Film von Regisseur Dan Reed nicht geliefert. Der NRK will die Doku an diesem Sonntag ebenfalls zeigen.

Die Dokumentation läuft am Samstag, 6. April, um 20.15 Uhr auf ProSieben. Für unseren Autor stellt sich zu „Leaving Neverland“ die Frage: War Michael Jackson oder Engel? (mbr/dpa/ac)

• Hintergrund: WWD.com über Statement von Virgil Abloh

• Hintergrund: Highsnobiety über Statement von Louis Vuitton