Berlin. Eine EU-Abstimmung hat gezeigt: Eine Mehrheit ist gegen die Zeitumstellung. Wir zeigen, was für und was gegen die Sommerzeit spricht.

Als Benjamin Franklin 1784 erstmals eine Zeitumstellung forderte, hatte der Gründervater der Vereinigten Staaten von Amerika nur Gutes im Sinn. So könne man die natürliche Helligkeit besser nutzen, schrieb er in seinem Essay über „die Kosten des Lichts“.

Heute ist seine Idee längst umgesetzt. Doch die Zahl der Gegner ist groß. Wie sehr die Sommerzeit die Menschen umtreibt, hat auch der Ansturm auf eine Umfrage der EU-Kommission. gezeigt. Die EU wollte von ihren rund 500 Millionen Bürgern wissen, was sie von der Zeitumstellung halten. Die Webseite mit der Online-Umfrage brach zeitweise zusammen. Nun steht das Ergebnis fest. Eine Mehrheit der 4,6 Millionen Teilnehmer sprach sich gegen die Zeitumstellung und für eine ganzjährige Sommerzeit aus.

Doch was genau sind eigentlich die Argumente für und gegen die Zeitumstellung? Wir haben die wichtigsten aufgelistet.

Pro Sommerzeit:

Abends bleibt es länger hell: Stellen wir die Uhren im März um 2 auf 3 Uhr vor, gewinnen wir am Abend eine Stunde an Helligkeit – und damit auch eine Stunde mehr, die wir mit Aktivitäten im Freien verbringen können. Ob beim Feierabendbierchen mit Freunden, beim Abendessen mit der Familie oder beim Joggen im Park: Hier bringt die Sommerzeit mehr Lebensqualität.

Energie sparen: Mit diesem Argument wurde die Mitteleuropäische Sommerzeit 1976 als Antwort auf die Rezession nach der Ölkrise in Frankreich eingeführt. Alle anderen Mitgliedstaaten der EU, die damals noch eine EG (Europäische Gemeinschaft) war, folgten dem Beispiel aus ökonomischen Gründen – um den Binnenmarkt zu harmonisieren. Ob nebenbei tatsächlich Energie gespart wird, ist umstritten.

Kontra Sommerzeit:

Kein Energiespar-Effekt: Das Umweltbundesamt ist sich sicher: Die Zeitumstellung spart keine Energie. „Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt. Das hebt sich gegenseitig auf“, heißt es in einer Mitteilung.

Zustimmung kommt vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. In seinem Arbeitsbericht „Bilanz der Sommerzeit“ kam es 2016 zu dem Schluss: „Die Effekte auf den Energieverbrauch können sowohl positiv oder negativ sein und sind in den meisten Fällen sehr gering bzw. zu vernachlässigen.“

Gesundheitliche Probleme: Laut einer DAK-Studie hat ein Viertel der Deutschen schon einmal Probleme nach der Zeitumstellung gehabt. Demnach leiden die meisten Menschen an Einschlafproblemen und Schlafstörungen – 63 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer. Knapp ein Drittel konnte sich nach eigenen Angaben schlechter konzentrieren, 26 Prozent fühlten sich gereizt. Depressive Verstimmungen kamen bei zehn Prozent der Befragten vor.

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    Risiko für Verkehrsunfälle steigt: „Tiere kennen weder Zeitumstellung noch Verkehrsregeln“, warnt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) regelmäßig, wenn auf Sommerzeit umgestellt wird. Probleme bringe das vor allem im morgendlichen Berufsverkehr, wenn in der dann wieder später einsetzenden Dämmerung besonders viele Wildtiere unterwegs seien. Und der Auto Club Europa (ACE) fand mithilfe des Statistischen Bundesamtes heraus, dass in der Woche nach der Zeitumstellung die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten steigt. (mit dpa)